Regenbogenbrücke

Unser Poncho hat sein Köfferchen gepackt.

Eure Meerschweinchen, die über die Regenbogenbrücke gegangen sind

  • Es zerreist mich fast, davon zu schreiben - ich kann es immer noch nicht glauben - es ging zu schnell -
    und dabei war der doch das munterste Schweinchen von ALLEN!..
    Unser Wiesenwusel.
    Die Krawallschachtel.
    Das wehrige Hemd, das beim Tragen in der Luft immer mitrannte -
    kleiner Kämpfer, der schon so viel erlebt und überstanden hat.
    Die beschissene Haltung seiner Vorbesitzer im 60x40 Käfig, zusammen mit Bruder Speedy (+07.04.2016)
    Die Operation der Tumore, die sich Gott sei Dank als gutartig herausgestellt haben.
    Deine Erblindung (warscheinlich) durch den hohen Augeninnendruck und die Verknöcherung im Auge; warscheinlich Folge der jahrgelangen Fehlernährung im kleinen Käfig - vielleicht....
    Die verhassten Augentropfen gegen den Druck im Auge -
    seit Monaten war endlich alles zur Ruhe gekommen und du putz munter.
    Ich glaube nicht dass du blind warst.
    Du warst das aufgeweckteste Kerlchen!
    Du hast ALLES genau mitbekommen und verfolgt!
    Dein Näschen, dieses süße mit den Wirbelpuscheln an den Bäckchen - hast du sofort aus einem Häuschen gesteckt wenn ich gekommen bin, wenn es Futter gab und ich euch in den Garten geholt habe, wenn es Maisblätter gab oder sonst das erste Rascheln von Gräsern oder Ästen dich aufschreckte ...


    Du wunderschönes, liebes Schweinchen, du, den ich am Anfang am Liebsten einen Maulkorb aufgesetzt hätte,
    weil du bei deinem Einzug alle in den Wahnsinn getrieben hast - du wolltest ja unbedingt die Hosen anhaben - in einer Männer -WG nicht IMMER eine gute Idee - schon gar nicht als Neuzugang!


    Da war was los ....


    Aber du warst halt ein Kämpfer - und hast auch deinen Platz gefunden.


    Vor allem in unseren Herzen!
    Du und dein Bruder - ihr habt es nach eurem Einzug hier, am 19. Dezember 2013, schwer traumatisiert und regelrecht apathisch, uns mit euch vertraut zu machen!


    In einem Flur auf dem Fußboden in diesem kleinen Gitterknast gelebt - ein Hund, der bei jedem Klingeln wie verrückt gebellt hat immer direkt neben dem Käfig - zuvor als Kinderzimmertiere vergessen - all dies hatte euch zu extrem ängstlichen, eingeschüchterten Schweinchen gemacht.


    Wie lebloses Fleisch konnte man euch in Schockstarre einfach nehmen - und woanders hinsetzen.
    Hier habt euch kein Stück gerührt - ihr wusstet kaum noch was laufen ist - ihr hattet ja auch keinen Platz!


    Wie ihr euch auf uns eingelassen habt - in kleinen Schritten immer mehr - am Ende sogar zum Kraulen geblieben seid, den Gurkengeber freudig mit Quiken empfangen habt und jedes Zweibein beäugt habt - und nur bei uns aus dem Haus gerannt kamt - damit habt ihr uns eine große Freude gemacht - und ein großes Geschenk.


    Eigentlich solltet ihr ja nur kurz hier verweilen - bis ein zu Hause gefunden ist.
    Aber als wir uns miteinander vertraut machten war es schon um uns geschehen - und wir hätten euch
    nicht mehr hergeben können!



    Um so schwerer fällt es mir jetzt!


    Ihr Schweinchen, die euer Leben so lange so schrecklich war - ihr hättet es verdient, noch ein weilchen
    das Leben genießen zu dürfen!
    Dein Bruder hat schon im April, beim ersten Sonnenstrahl, sei Köfferchen gepackt. Das Sonnenanbeter Schweinchen um das ich so geweint habe, weil er die Sonne doch so sehr geliebt hat und ihm dieser Sommer nicht mehr vergönnt war!
    Aber die Sonne kam und hat sich von ihm verabschiedet - oder hat sie sein Seelchen gleich mitgenommen?
    Ich möchte das gerne so glauben damit der Schmerz gelindert wird.


    Wie dein Bruder kam aus dem Nichts die dicke Backe bei dir.




    Ich habe gespürt, dass du abnimmst - aber du kamst zum fressen - du warst fidel und wuselig - du schienst gut zufrieden - und weil du ja schon um die 7 Jahre alt sein musstest, und man immer liest, das ältere Schweinchen dünner werden, dachte ich, das ist noch im Rahmen ....
    Zähne schienen okay und jeden Sonntag, vor allem seit Speedy, taste ich mich rund um euren Kiefer.
    Am Sonntag war Nichts zu fühlen! - deine Zähnchen sieht man immer nur kurz- du kleines wehriges Hemd wirfst immer den Kopf nach hinten und man sieht die Zähne nur kurz, vielleicht war ich zu flüchtig. Ich frage mich das jetzt immer wieder, aber da du dabei immer kämpfst wie ein Löwe und alle vier Schneidezähne gerade waren - bei offenem Schnäuzchen aber nicht zu sehen ist, ob sie nicht genau übereinander stehen - habe ich wohl übersehen, dass sich da was verschiebt - ich habe es NICHT GESEHEN!
    Wäre es sonst früh genug gewesen?
    Hätten wir dir helfen können?
    Ich frage mich das - immer wieder -
    denn nur 5 Tage später dachte ich, ich spinne ..... du strecktest dein Näschen aus dem Häuschen und die Fellwirbel müssten schon ziemlich struppig verwuschelt sein, damit du eine so dicke Backe hast - ich nahm dich und erschrak -
    Da war eine ganze dicke Backe! Rund und hart - eine Beule wie bei deinem Bruder - nur weiter hinten - und noch härter - aber ebenso dick - ebenso schnell gekommen - auf einmal einfach da!


    Das kann doch nicht wahr sein!
    Die Entdeckung war wie ein Urteil!
    Ich hatte immer noch den Schmerz wegen Speedy - die Erinnerung an die Beule - und ich ahnte Nichts Gutes.
    Es kam der Sonntag - es kam der Montag! Metacam hast du schon von mir bekommen - aber weil ich dich fressen sah wie eh und je, und du auf der Wiese herumgewuselt bist - und auch dort Gras gefuttert hast, habe ich mir eingeredet: Wird schon!
    Montag stand ich mit dir bei der TÄ. Über Nacht war die Beule noch dicker geworden.
    Um 15:00h bekamen wir einen zweiten Termin am gleichen Tag - zur Narkose für Röntgen und großer Zahnkontrolle.


    Ich habe so gehofft - wir haben so sehr gehofft -
    aber das Ergebnis machte keine Hoffnung.


    Deine Zähne waren asymetrisch abgenutzt - und schon ganz dunkel.
    Der Kiefer ließ sich kaum öffnen, und das Gelenk war durch die Verdickung ganz steif.


    Die TÄ sagte, sie weiß gar nicht wo man da anfangen soll.
    Du hast sicher starke Schmerzen - die Zähne sind so gar nicht zu versorgen -
    Zum Feilen der zu langen Zähne oben links und unten rechts eigentlich in einem zu schlechten Zustand - die Verfärbung, die Struktur .... die anderen Zähne waren kaum noch zu sehen - da bis auf das Zahnfleisch abgenutzt.
    Die Zahnwurzeln waren alle unauffällig.
    Einen Zahn, wenn der das Ärgernis gewesen wäre, hätte man ziehen können, einen Abzess öffnen und spülen -
    aber hier war eine dicke Entzündung und Schwellung im Gelenk - das kann man nicht einfach rausschneiden -
    der Kiefer kann so nicht normal genutzt werden - die Zähne auch bei Behandlung bleiben versetzt stehen so lange der Kiefer so einzeitig entzündet und geschwollen ist - und sich nicht gut bewegen lässt ....
    Was zu erst - und wie überhaupt - und die Schmerzen - und die geringen Aussichten dass das wieder wird -
    und dann die Überlegung - warum ist das so? Und kann man das behandeln damit es wieder "normal" wird?


    Die TÄ sagte, dass das eine Tortur für dich wird, und die Aussichten sehr sehr gering sind dass wir das hinbekommen. Dem Gewicht nach hast du auch nicht mehr fressen können - es sah nur so aus - du hast es versucht - aber da kam gar Nichts mehr im Bäuchlein an ....


    Ich habe euch Schweinchen schrecklich lieb -
    aber ich möchte euch nicht leiden lassen.
    Ich gehe mit euch zur TÄ wenn irgend was ist - aber ich würde euch nicht mit geringen Aussichten und wochenlanger Quälerei behandeln lassen - ich könnte euch nie ein Beinchen Stück um Stück amputieren lassen - das weiß ich. Ich weiß nicht was richtig ist - ich weiß ich kann auch nicht gut loslassen, aber ich
    versuche doch in eurem Sinne zu entscheiden - und Schmerzen, Schweinchen, habt ihr nicht verdient!
    Ich ertrage es nicht, zu wissen, dass ihr leidet und dass man nur wenig tun kann.
    Ich glaube einfach nicht, dass es in eurem Sinne ist, solche Eingriffe zu überstehen und all das mitzumachen ....
    Ich bin dankbar für jeden guten Tag - wir haben viele weniger gute geschafft.
    Aber wenn das Leid so vor der Tür steht - dann möchte ich dass ihr nicht leiden müsst.
    Ich möchte an die RBB glauben und daran, dass es etwas gibt was auf uns wartet wenn wir gehen.


    Und deshalb sende ich dir diesen Gruß und deshalb suche ich Trost in diesen Worten und dem Glauben dass die
    Entscheidung die richtige war.
    Dass du für ein paar Wochen mehr vielleicht, all die Schmerzen nicht hättest erleiden wollen -
    Es zählt doch am Ende nicht die QUantität, sondern die Qualität - ist es nicht so?


    Lieber Poncho, ich hoffe dass ich in deinem Sinne entschieden habe.
    Es tut mir unendlich Leid dass ich das Problem nicht schon früher erkannt habe.


    Ich habe jetzt das gleiche Problem mit Cookie - und es ist "früher" - und es wird sich zeigen ob das eine Chance hätte sein können - aber mir macht Angst was noch auf Cookie zukommt - und ich werde erst hinterher wissen, ob dein Weg nicht der bessere war...
    So lange das Schwein will - Schweinchen in Ruhe lassen - Schmerzen mit Medikamenten lindern -
    und wenn es nicht mehr geht - gehen lassen ....


    Du bist fort.


    Ich habe das entscheiden müssen.


    Ich wollte das nicht noch mal.


    Aber du hast mir keine Wahl gelassen.


    Jetzt liegst du in unserem Garten, neben deinem Bruder.
    Einen Sommer mehr durftest du bei uns sein.
    Speedy ging mit dem ersten Sonnenstrahl, du mit dem Letzten, als hättest du die Sonne mit ins Köfferchen gepackt.


    Vielleicht für Speedy, denke ich gerade - weil du doch weißt wie er sie liebte :D
    Das würde passen, du lieber kleiner Kerl!


    Auf Wiedersehen mein Poncho!
    Du hast deinen Bruder nicht lange warten lassen.....


    Eine kleine Kinderhand legt sich jeden Tag auf dein Grab.
    Henri spricht mit dir und erzählt vom Tag.
    Ich komme Abends zu euch und sage euch gute Nacht, wenn die anderen Schweinchen ihr Gemüse bekommen haben.
    Ich habe euch gestern ein paar Löwenzahnblätter hin gelegt - und heute morgen waren sie weg.
    Es wird der Wind gewesen sein - aber ich möchte gerne glauben, er war es nicht.


    Hab' dich lieb!

  • Es tut mir sehr leid, dass ihr euren Poncho habt gehen lassen müssen :cry:. Deine Worte treiben mir die Tränen in die Augen... Es ist schön zu wissen, dass ein Schweinchen so sehr geliebt & umsorgt wurde. Ich bin sicher, er dankt es euch und hat nun ganz viel Freude auf der immergrünen Wiese.


    Kleiner Poncho,
    komm gut auf der großen Wiese an und lass es dir schmecken! Du wirst hier schmerzlich vermisst, kleiner Kerl.


    Tröstende Grüße
    Tina

  • Es tut mir so leid! :cry:
    Beim Lesen deines Beitrags sind mir die Tränen gekommen, weil es auf der einen Seite so traurig ist und man merkt, wie sehr Poncho geliebt wurde.
    Ich bin mir sicher, dass er und Speedy das gemerkt haben und die tolle Zeit bei euch sehr genossen haben! Es ist schön, dass sie nach Jahren in dieser furchtbaren Haltung bei Leuten wie euch gelandet sind, die ihnen so viel Liebe entgegengebracht haben!


    Meine Suzi musste ich im Mai wegen derselben Diagnose erlösen lassen! Es ist immer erschreckend, wie schnell es gehen kann und man oft erst spät etwas merkt. Bitte mach dir keine Vorwürfe!


    Für Cookie werden hier alle Daumen und Pfötchen gedrückt!

  • Bei diesem Nachruf und den berührenden Bildern fehlen mir die Worte.... was war das für ein besonderes Schweinchen, das sich so durchgekämpft hat, gemeinsam mit seinem Zweibein, bei dem es nun endlich ein glückliches Schweinchenleben führen durfte. In jeder Zeile kann man die Liebe zu diesem Meerimann spüren und lesen, er muss es einfach nur sehr gut gehabt haben und hat diese Liebe mit Sicherheit auch mit in sein Köfferchen gepackt.


    Lieber Poncho, dir alles Gute auf der Regenbogenwiese, du und dein Bruder werdet immer einen ganz festen Platz im Herzen eurer Zweibeiner behalten.


    LG, Claudia