• Hallo,
    ich bin schon seit einiger Zeit stiller Mitleser und wende mich heute mit einem Problem an euch, für das ich keine eindeutige Lösung finden konnte.
    Zu meiner Situation:
    Ich habe zwei unkastrierte Böcke (2,5 Jahre und 1,5 Jahre). Ich habe sie von einer Züchterin übernommen, als der Kleine etwa vier Wochen alt war. Der Ältere hat vorher mit einem Kastraten zusammengelebt.
    Die beiden leben sehr friedlich zusammen. Streitereien gab es eigentlich noch nie.
    Nun zu meiner Frage:
    Eine Bekannte von mir hatte zwei Meerschweinchen: Mutter und Sohn. Die Mutter ist vor einigen Wochen verstorben. Jetzt sitzt der Sohn (etwa 6 Jahre, kastriert) alleine. Da meine Bekannte die Meerschweinchenhaltung aufgeben möchte, will sie sich kein weiteres Meerschweinchen anschaffen. Ich habe sie auf die Möglichkeit eines Leihmeerschweinchens aufmerksam gemacht, das möchte sie jedoch nicht und in ein Tierheim möchte sie ihn auch nicht bringen. Sie denkt, dass der Kleine zufrieden ist, wie es jetzt ist.
    Meine Frage ist nun, ob ich es versuchen soll, ihn mit meinen beiden Böcken zu vergesellschaften. Könnte das funktionieren?
    Die Zwei leben derzeit in einem 2 qm Gehege. Ich würde eventuell eine zweite Etage mit mind. 1 qm einbauen, sodass sie zumindest auf zwei Etagen 3 qm haben.
    Ich weiß natürlich, dass es sich keinesfalls um optimale Bedingungen handelt, hatte eigentlich auch nicht vor, mir ein weiteres Schweinchen anzuschaffen. Aber, wenn ich daran denke, dass der Kleine alleine auf seinen Lebensabend warten muss...


    Meine Frage richtet sich vor allem an Böckchenhalter, die so etwas (oder etwas ähnliches) bereits versucht haben und mir ihre Erfahrungen mitteilen können und möchten. Aber auch über Einschätzungen aller anderen freue ich mich. :-)
    Also: Einen Versuch wert oder von vornherein zum Scheitern verurteilt?

  • Huhu,
    das ist mit Sicherheit einen Versuch wert. Allerdings mußt Du im schlimmsten Falle damit rechnen, daß Deine zwei Tiere sich dann nicht mehr so gut verstehen und anfangen zu zicken.
    Ich halte 3 Böckchengruppen (4/2/8 ), nur ein Tier ist kastriert. Bei Neuzugängen wird die Rangordnung jedesmal völlig neu gemischt, das kann etwas turbulent zugehen.
    Gabi

  • Hey,
    erstmal vielen Dank für deine schnelle Antwort!
    Also, denkst du, dass es kein Problem ist, dass der Kastrat, der in die Gruppe integriert werden soll, bisher nur mit einem Weibchen und nie mit Böcken zusammen gelebt hat?
    Hattest du so einen Fall auch schon?

  • Die Frage ist vor allem, wie viel Erfahrung Du hat und ob Du das ganze Beobachten kannst, auch wenn es blutig wird.


    Zwischen drei erwachsenen Böcken wird die Zusammenführung mit sehr hoher wahrscheinlichkeit nicht schön verlaufen. Es wird Bisswunden geben, zerhackte Rücken, Risse in Ohren oder Lippen, es kann ziemlich schlimm aussehen. Sie werden wahrscheinlich auch mal als ineinander verbissenes Fellknäuel durchs Gehege fliegen.


    Wenn Du Dir zutraust, da einfach nur zu zu schauen ohne einzugreifen, keine übermässige Panik zu schieben und das geduldig durchzustehen, dann kannst Du es probieren.


    Ich bin ehrlich: trotz vielen Jahren Erfahrung würde ich das nicht machen, einfach um meine eigenen Nerven zu schonen. Ich kann dann ja doch nicht zuschauen, sondern verbringe schlaflose Nächte vorm Gehege und mache mir Riesensorgen um meine Schweinchen.

  • Ich würde, wie Gabi schon schrieb, den Versuch wagen.
    Prognosen abzugeben ist immer schwer, von "alle lieben sich auf den ersten Blick" bis "die Jungs verkloppen sich auf´s Äußerte" ist halt alles möglich.


    Habe selbst jahrelang eine Bockgruppe gehalten, 2 davon unkastriert. Ich habe allerdings keine praktische Erfahrung einen Bock mit Weibererfahrung in eine Bockgruppe zu integrieren.


    Ich hab hier aber vor ein paar Monaten auch ein spektakuläre VG gehabt. 2 Böcke aus der reinen Bockgruppe mit 1 Haremskastrat, seinen 3 Weibern und 2 neuen Weibern. Die VG hat hier gut funktionert, es kam zu keinen nenneswerten Verletzungen. Hier waren lediglich ein paar Schrammen und ein paar verlorene Fellbüschel zu verzeichnen. Und die 3 Jungs hatten ja noch Mädels dabei die es zu erobern galt :wink:

  • Nochmal herzlichen Dank an alle für eure Antworten. :)
    Ich habe mir das jetzt alles nochmal durch den Kopf gehen lassen und denke, ich werde den Versuch wagen!
    Habt ihr irgendwelche Tipps zur Vergesellschaftung? Gibt es was, auf das ich besonders achten sollte?

  • Gehege sauber machen (ohne große Putzarie) -> neu einstreuen und etwas umdekorieren -> Handfeger als Waffe bereitlegen -> alle Wutzen rein ->
    - Alternative 1: Am Gehege sitzen bleiben und mit besagtem Handfeger zwischen eventuelle Streithähne gehen (nichts für schwache Nerven).
    - Alternative 2: Mit Freundin oder Freund gemütlich essen gehen, nen kaffe trinken gehn oder/und ein paar Stunden shoppen.
    .-) Gabi

  • Okay.
    Ist ein vorheriges Zusammentreffen auf neutralem Boden kontraproduktiv? Ich hätte mich gefühlsmäßig eher dafür entschieden, damit sie sich erstmal beschnuppern können, bevor es dann gemeinsam ins neue Zuhause geht.

  • Ich persönlich halte es für eher kontraproduktiv.
    Habe die VG´s hier immer direkt im eigentlichen Gehege gemacht. Alles sauber gemacht etc, Häuser umgestellt, gaaanz viel Futter rein (gut verteilt) dann immer zuerst die ganz neuen Schweine rein, damit die schon mal wissen wo sie sind, und dann den Rest hinterher.

  • Da ihr mir so nett mit Ratschlägen zur Seite gestanden habt, wollte ich einen kleinen Lagebericht von der "Schweinefront" liefern.
    Am Freitagnachmittag war es soweit: Snoopy (das Schweinchen meiner Bekannten) zog bei uns ein.
    Ich hatte mich für Alternative 1 entschieden und bewaffnete mich (zusätzlich zum empfohlenen Handfeger) mit einem langen Besen, dicken Handschuhen und einem Eimer (man weiß ja nie, zu was für Waffen man im Eifer des Gefechts greifen muss :oops: ).
    Gehege also neu eingestreut und umdekoriert, viel frisches Futter verteilt und die Schweinchen auf´s Schlachtfeld geschickt :wink:
    Lennox (mein "Großer") hat das neue Schweinchen entdeckt und erstmal geklärt, wer der Chef im Haus ist. Da das Neuschwein Gott sei Dank - wie von der Vorbesitzerin beschrieben - ein recht ruhiger und unterwürfiger Geselle ist, blieb es bei ein bisschen Gejage und Aufreiten. Nach etwa einer halben Stunde war das Schlimmste überstanden.
    Die Überraschung des Tages war jedoch Blume (mein "Kleiner")! Der nahm den Neuen zur Kenntnis und machte.... nix :shock: Er hielt sich aus allem raus, erkundete lieber die neue Etage und machte sich über das Gemüse her. :D
    Bisher ist alles ruhig und weitgehend harmonisch. Ich weiß natürlich nicht, ob das die nur "die Ruhe vor dem Sturm" ist, verbuche es jedoch als Teilerfolg, dass bisher keine Verletzten zu vermelden sind! :D
    Danke nochmal für eure Tipps!

  • Bisher ist eigentlich alles unverändert.
    Mir ist aufgefallen, dass es vormittags immer ein bisschen unruhiger als den Rest des Tages ist. Da versucht Lennox immer noch auf den Neuen aufzureiten. Wie lange kann es denn dauern, bis das aufhört?
    Den Großteil der Zeit ist es jedoch recht harmonisch. Da marschieren sie zu Dritt durch´s Gehege, fressen gemeinsam und liegen manchmal sogar beieinander und schlafen :D .
    Blume ist total lieb mit dem Neuen. Snoopy hat ihm sogar schon das Fressen aus dem Mäulchen geklaut, dann hat er sich einfach was anderes geholt. Er ist halt einfach ein harmonieliebendes Schweinchen :lol: .
    Bin eigentlich echt zufrieden. Hatte es mir viel schlimmer vorgestellt. Man hört ja die schlimmsten Horrorgeschichten!
    Ich hoffe, dass es so bleibt.

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