Beiträge von kleinschweinugly

    Hallo,
    ich bin selber reine Böckchenhalterin und leite die Meerschweinchen-Nothilfe in Hamburg. Das geschilderte Verhalten ist normales Rangordnungsverhalten. Es kommt vor, daß sich zwei Kontrahenten ineinander verbeißen. Das sieht wild und gefährlich aus, ist aber überhaupt kein Grund zum Trennen, solange keine ERNSTEN Verletzungen entstehen.
    Eine Kastration verändert nicht viel am Verhalten. Allenfalls werden sie nach vielen Wochen etwas gemütlicher, mehr aber auch nicht!
    Dennoch rate ich Dir zur Kastration. Falls irgendwann einmal ein Bube übrigbleibt kannst Du ihm dann Mädels geben ohne daß er 6 Wochen Kastrationsquarantäne alleine absitzen muß. Das Alter ist beim Für und Wieder Kastration nicht entscheidend. Der Tierarzt untersucht vor der OP den Kreislauf, das Herz und die Atmung und entscheidet dann ob sie OP-tauglich sind. Ein geringes Restrisiko besteht immer. In jedem Fall solltest Du die Kastration nur von einem Tierarzt vornehmen lassen, der meerschweinchenerfahren ist.
    Gabi

    Ich vermute, daß er so schnell frißt, daß er dabei Luft schluckt!
    Das kann man vermeiden, indem man ständig kleine Mengen an Frischfutter im Gehege hat. Die Tiere bedienen sich in kleinen Portionen am Futter und nehmen immer auch zwischendurch Heu auf.
    Wußtest Du, daß Meerschweinchen in der Natur täglich 60 bis 80 kleine Portionen fressen?
    Gabi

    Zitat von timmystrubbi


    Ich habe mich eben durchgerungen, beiden ein kleines Stückchen Fenchel zu geben. Strubbi hat alles weggeputzt, Timmy hat einen Minibissen liegen lassen.


    Richtig so! Und heute Abend gibst Du jedem wieder etwas Fenchel und dazu ein Stück Möhre. Morgen noch ein Stück Sellerie dazu...
    Das nennt sich anfüttern!
    Magen und Darm stellen sich langsam auf die verschiedenen Gemüsesorten ein. Streue Ihnen ein bischen Omniflora N oder Pro Bene Bac über das Frischfutter...

    Zitat von pigs&pugs

    Ich befürchte, Du bringst die Darmflora Deiner Schweinchen damit so aus dem Takt, dass sie tatsächlich nichts anderes mehr vertragen.
    Was Dir die Tierärzte erzählen, halte ich für grob fahrlässig, aber sie wissen es wohl tatsächlich nicht besser


    Dem stimme ich voll und ganz zu!
    Wenn Du die Ernährung von Hausmeerschweinchen mit der Ernährung der Wildmeerschweinchen im natürlichen Habitat vergleichst, dann solltest Du wissen, daß dort nur dürres Gras und Büsche wachsen. Die Tiere ernähren sich von Gras, Wildkräutern sowie Laub und Rinde der Büsche. Wasserreiches Gemüse wie Gurken gibt es dort kaum, allenfalls saftige Kaktusfrüchte und Kakteen. Wasser wird nicht aus Pfützen oder Gewässern aufgenommen, sondern in Form von Tau in den Morgenstunden von den Pflanzen abgeleckt.
    Es täte Not den Darm Deiner Schweinchen mit natürlichen Bakterien aufzubauen und nach und nach wieder mehr Gemüsesorten zu füttern. Die Folgen der Fehl- und Mangelernährung wirst Du wahrscheinlich erst in ein paar Jahren bemerken. Ich habe solche Tiere im Alter schon oft an instabilen Zähnen und Kieferfehlbildungen jämmerlich leiden sehen. Da hilft dann nichts mehr, als sie gehen zu lassen. Die von mir beschriebenen Tiere lebten in einem Streichelzoo und bekamen jahrelang ausschließlich Heu, Eisbergsalat, Gurke, selten Möhre und hartes Brot zu fressen. Am pflegefreien Wochenende gab es Kaninchenmastfutter.
    Ich habe mich wirklich eingehend mit der Ernährung und dem Nährstoffgehalt der Gemüse- und Obstsorten befasst. Ich habe Nähstofftabellen zusammengestellt und Ernährungspläne für meinen damaligen Arbeitgeber verfasst.
    Was Tierärzte betrifft, so wird im Studium das Thema Kleinnager nur kurz angeschnitten. Die "fertigen" Tierärzte müssen bei ihrer Arbeit und in Fortbildungen noch einiges nachholen. Da an Kleintieren aber nicht viel zu verdienen ist und Fortbildungen teuer sind, befassen sich die meisten Tierärzte lieber mit Tierarten, die finanziell lohnendere Patienten sind. Das sind Pferd, Hund, Katze...
    Von den gut 300 niedergelassenen TÄ in Hamburg sind maximal 10 für Meerschweinchen zu empfehlen.
    Ich habe schon so haarsträubende Aussagen von angeblichen Kleintierärzten gehört, daß Euch die Ohren wackeln würden. Die Tatsache, daß ein Tierarzt selber Meerschweinchen hält, macht ihn noch lange nicht zum Experten!
    Gabi

    Ich kann nicht verstehen, wieso man sich auf die Meinung von Tierärzten verläßt, wenn es um die Ernährung von Meerschweinchen verläßt. Ein Tierarzt kennt sich überhaupt nicht mit der Ernährungsphysiologie dieser Tiere aus, wie denn auch, soetwas wird in deren Ausbildung überhaupt nicht gelehrt.
    In über 40 Jahren habe ich von dieser Diät noch nie etwas gehört, sie ist schlicht und einfach ungenügend und nicht artgerecht!
    Aufgasungen hatte ich in den vielen Jahren meiner Haltung ausschließlich nach Antibiotika- oder Wurmbehandlung. Ich kenne Blähungen bei gesunden Tieren überhaupt nicht. Bei mir gibt es alles was die Gemüseabteilung hergibt und im Sommer Wiese ad libitum.
    Nur weil ein Tierarzt dem anderen etwas nachplappert um den Kollegen nicht zu mißkreditieren ist diese Art der Ernährung noch lange nicht richtig. Tierärzte sind keine Götter in weiß!

    Hallo,
    ich kann Susanne hier nur zustimmen. Ich halte seit über 40 Jahren Meerschweinchen. Im Moment wuseln hier 34 Fellnasen rum, weil ich auch Nottiere aufnehme. Ich füttere ALLES was die Obst- und Gemüseabteilung ergibt außer Lauchgewächse, Zwiebeln, Bohnen, Kartoffeln und Avocado. So etwas wie Durchfall oder Aufgasungen kenne ich hier gar nicht. Im Sommer gibt es Wiese mit Kräutern ad Libitum. Verdauungsprobleme gibt es höchstens in Verbindung mit anderen Erkrankungen und wenn das eigenständige Fressen nicht mehr klappt.
    Je vielfältiger die Fütterung, desto gesünder die Schweinchen!
    Ich rate nochmals dazu den Kot untersuchen zu lassen, besonders auf Hefen.
    Gabi

    Du solltest beizeiten einen erwachsenen Kastraten dazu holen. Der ist ungeheuer nützlich für die Gefühlswelt der Mädels, greift ordnend und beschwichtigend ein, wenn die Damen rumzicken.
    Außerdem kann er durch sein Aufsteigen in der Brunst der Bildung von Zysten maßgeblich entgegensteuern.
    Gabi

    Das Verhalten ist völlig normal, allerdings würde ich beide kastrieren lassen. Falls später mal einer übrigbleibt stellt sich dann nicht wieder das gleiche Problem. Man kann dann einfach Mädels dazugesellen. Die Kastration wird kaum etwas an dem Verhalten untereinander ändern. Ein "Fickfrosch" bleibt auch nach der Kastra einer. Das ist schlicht Dominanzverhalten und hat wenig mit Sexualverhalten oder Hyperaktivität zu tun.
    Gabi

    Alles soweit richtig! Das Schweinchen in Schwarz-Rot ist von der Zeichnung her Brindle, für Schildpatt sind die einzelnen Farbfelder zu klein. Das letzte Wutz ist dann wieder Schildpatt mit Weiß...
    Gabi

    Hallo Elmo,
    was die Behandlung mit Lamisil once angeht stimme ich den Ausführungen von "Nachtengel" voll und ganz zu.


    Ich kümmere mit bei der Nothilfe in Hamburg in erster Linie um die männlichen Notschweinchen. Bei mir sitzen immer zwischen 20 und 35 Tiere, alle männlich. Ich halte sie in kleineren und größeren Gruppen.
    Ich rate Dir dringend Deine Jungs kastrieren zu lassen und JETZT mindestens einen Kastraten von über einem Jahr aus einer Notstation dazu zu holen. Es ist ungeheuer wichtig, daß die jungen Männer jetzt von einem erfahrenen und gut sozialisierten Leittier erzogen werden. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. Diese Spruch trifft auch auf Böckchen zu. Sie lernen von einem Alten wie man Streit vermeidet, schlichtet und nachgibt, ohne das Gesicht zu verlieren. Lernen sie das nicht bis zur 12. Lebenswoche, dann haben sie zeitlebens Schwierigkeiten im Interagieren mit anderen Schweinchen.


    Zu Kastration kann ich Dich beruhigen. Ich habe in diesem Jahr ungefähr 100 Böckchen ohne Komplikationen kastrieren lassen. Die Operation dauert keine 15 Minuten, zwei Schnitte von knapp 1 cm, mehr ist das nicht. Meine Tierärztin arbeitet nicht mit Gasnarkose sondern mit triantagonistischer Injektionsnarkose, weil es bei dieser schneller möglich ist, das Schweinchen zu wecken, falls das nötig ist.
    Du bringst sie morgens zum TA und holst sie abends munter wieder ab. Sie bleiben über Nacht noch auf Tüchern sitzen, damit keine Späne in die Wunde kommen. Sie bekommen auch etwas Schmerzmittel, Männer sind wehleidiger als Mädels! Am nächsten Tag sind sie wie vorher und falls sie sich jemals zerstreiten, kann jeder einen Harem führen ohne die 6 Wochen Kastrationsfrist in Einzelhaft absitzen zu müssen. Am Verhalten ändert die Kastration allerdings nicht viel, ein Streithammel wird auch danach kein lieber Engel werden. Da hilft nur rechtzeitige Erziehung...


    Diese beiden Punkte, Erzieher und Kastration sind auch genau die, die ich bei der Beratung der Züchterin völlig vermisse. Sie hätte Dir das sagen müssen. Aber wahrscheinlich hat sie wie fast jeder Züchter das Problem, zu vielen männlichen Nachwuchs zu haben. Wegen der auftretenden Kastrationskosten scheuen sich viele Leute Männchen zu kaufen. Außerdem sagt man den Böcken fälschlicherweise nach, sie würden stinken, sich nicht vertragen oder todbeißen. Das alles ist Unsinn!
    Allerdings benötigen Böckchengruppen wesentlich mehr Erfahrung des Halters und wesentlich mehr Platz. Mehrstöckige Gehege und Kaufkäfige sind gänzlich ungeeignet für die Buben. Häuser müssen stets mehrere Ein- und Ausgänge haben.
    Aber darauf kann ich später gerne näher eingehen...
    Gabi
    Gabi