Meerschweinchen Vergesellschaftung

Bock flüchtet vor neuem Mädchen

Tipps und Hilfe rund ums Vergesellschaften von Meerschweinchen

  • Hallo Schweinchen-Freunde. Ich hab gestern ein kleines Schweinemädchen abgeholt. Mein 2 jähriger Bock und mein 3 jähriges Mädchen haben vor 4 Wochen tragisch ihre 5 jährige Mitbewohnerin verloren. So eine Vergesellschaftung wie gerade hab ich allerdings noch nie erlebt, deswegen würde ich euch gern mal fragen, ob ihr das kennt.... Das Neue versucht mit meinem Bock und meinem Mädchen (eher so die geruhsamen) ziemlich offensiv Kontakt aufzunehmen. Sie nutzt jede Gelegenheit und kommt recht nah und versucht zu schnüffeln. Sowohl mein Bock als auch mein Mädchen suchen dann quietschend das Weite, machen ihr Platz und suchen Schutz in Kuschelsack etc. Umgekehrt ist man eher nicht an Kontaktaufnahme interessiert. Ich hab sicherheitshalber sogar noch mal nachgeschaut, ob das Neue tatsächlich ein Mädchen ist. Eindeutig ja. Dass sich mein Bock von einem weiblichen Winzling noch dazu im eigenen Revier derart beeindrucken lässt, hätte ich nicht erwartet...was haltet ihr davon? Danke im Voraus und liebe Grüße Rebecca

  • Also mal vorweg... Bock/Kastrat heißt nicht immer gleich Chef im Haus. Es gibt durchaus Herren, die echte schisser sind. Bevor man aber weiter ermitteln oder shclussfolgern kann ist wirklich das alter der kleinen wichtig.


    magst du was zur vorgeschichte der anderen beiden erzählen?

  • Hmmm Mein Gedanke: wenn du "Winzling" schreibst, scheint sie ja noch sehr klein zu sein... evtl sucht sie noch Zitzen und ist den beiden daher "suspekt"?

    (ich hoffe nicht, dass dies der Fall ist, aber man weiss nie, es gibt alles)

  • Also das Alter der Kleinen ist nur zu schätzen. Ein knappes Jahr würde ich sie aufgrund ihrer Körpergröße schätzen. Sie ist körperlich die Hälfte von meinen Brummern. Mein Bock (Purzel) kommt aus einer guten Hobbyzucht, kam mit ein paar Wochen zu meinen Mädels, wurde von ihnen erzogen und hat seit der Pubertät hier die Aufpasserrolle übernommen. Er war aber noch nie der Superdurchsetzer. Mein Mädchen (Murmel) kam ebenfalls als Baby zu mir und stammt aus einer großen SchweinchenGruppe und war schon immer sehr selbstbewusst. Ich erkenne sie gar nicht wieder. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ernsthaft überlege, die Kleine wieder zurückzubringen. Es passt scheinbar nicht...

  • Beissen sie sich denn heftig und /oder verlieren sie an Gewicht?

    Wenn nicht, dann gib ihnen Zeit. Wir Menschen, mit unserem Harmoniebedürfnis, handeln in solchen Situationen dann manchmal zu voreilig.

    Jetzt, da sie so schon zusammen sitzen, spielt es keine Rolle mehr, ob es eine Quarantäne vorher gab, oder nicht. Zu mal die Quarantäne auch mit dem Charakter der Tiere nichts zu tun hat. Im Moment verstehen sie sich noch mit so ganz.

    Manchmal dauert es auch etwas länger. Geht uns Menschen doch genauso.

  • Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das neue Mädel nicht aggressiv, sondern kommt nur näher, als es den anderen beiden recht ist. Richtig?


    Meerschweinchen haben ja sehr unterschiedliche Vorlieben, was körperliche Nähe anbelangt. Es gibt erwachsene Tiere, die mit Köperkontakt schlafen, andere meiden diesen konsequent, außer in Angstsituationen. Wie würdest Du da Deine bisherige Dreiergruppe (also einschließlich des ältesten verstorbenen Tieres) beschreiben?


    Meine Überlegung ist: Vielleicht sieht und empfindet die Neue Nähe nur anders als die bisherigen Tiere. Das könnte dann einfach eine Gewöhnung auf einer oder beiden Seiten erfordern.

  • Also den Gedanken, dass beide sehr unterschiedliche Bedürfnisse von Nähe und Kontakt haben (und auch sehr unterschiedlich sozialisiert scheinen), hatte ich auch schon. Meine haben bisher zwar auch öfter dicht zusammen gelegen, aber nie war eins meiner Tiere so offensiv in Sachen Kontaktaufnahme. Was mich so irritiert ist die Tatsache, dass die Kleine meine beiden anbrommselt und meinem Bock auch wohl schon ein paar Haare ausgerissen hat (lagen im Gehege). Meine beiden machen überhaupt keine Anstalten die Kleine „auf Kurs“ zu bringen und flüchten nach wie vor....

  • Aus Erfahrung kann ich sagen, dass der Charakter eines Schweinchens sich auch ändern kann. Lotta war immer sehr zurückhaltend, hat nie gebrommselt und schon gar nicht mit den Zähnen geklappert. Maximal hat sie mal gedroht. Dann musste kastrat bean die Gruppe verlassen und die Zuchtrentnerin Nora kam dazu. Selther ist lotta deutlich selbstbewusster, brommselt und klappert mit den Zähnen wenn ihr was nicht passt. Es ist quasi das Gegenteil was mit deiner älteren Dame gerade passiert

  • Wenn es bisher keine Wunden gegeben hat und Deine Tiere noch futtern können und nicht völlig gestresst wirken, würde ich ihnen noch ein paar Tage Zeit lassen. Außerdem würde für mich eine Rolle spielen, wohin ich sie zurückgeben würde, also wie schlimm das ggf. für die Neue wäre.


    Wenn Du jetzt ein anderes Weibchen dazunimmst, kann das gleich viel harmonischer oder mit einer kleinen Wahrscheinlichkeit auch schlimmer werden. Ich kenne durchaus einige Berichte von Weibchen, die ernstlich gebissen haben bei und nach der Vergesellschaftung.


    Wahrscheinlich ist es selbstverständlich für Dich, aber wenn Du bisher harmonische Gruppen hast, waren manche der Vorsichtsmaßnahmen vielleicht bislang nicht nötig: genug Platz, keine Engstellen, alle Häuser mit mind. 2 Ausgängen, Futter an verschiedenen Plätzen, mindestens 1 Unterstand bzw. Haus mehr als Schweinchen.

  • Ok, nochmal... Wie schwer ist sie und noch viel wichtiger... Woher hast du sie? Quarantäne eingehalten?

    ich mache noch einen letzten versuch, ob diese fragen evtl beantwortet werden

  • Eine Vergesellschaftung ist ein Prozess, der ein paar Wochen dauern kann.

    Jedes Mal, wenn ein Tier aus einer Gruppe geht oder wenn ein neues Tier in eine Gruppe hineinkommt, werden die Würfel neu geworfen.

    Da kann es jeh nach Charakter der Tiere sein, dass sich dominantere erst einmal zurückziehen (weil sie verunsichert sind) oder "Hintergundschweinchen" die Gelegenheit ergreifen und sich ein paar Positionen in der Gruppe nach oben arbeiten.

    Sie brauchen Zeit, sich kennen zu lernen, sich verstehen zu können und aufeinander abzustimmen.

    Erst einmal ist vor ein paar Wochen ein geschätztes Familienmitglied verstorben. Es ist weg. Dann gab es eine Pause. Wer weiss was die beiden Hinterbliebenen mitbekommen haben. Für sie ist erst einmal die gewohnte sicherere Struktur zusammen gebrochen. Und jetzt ist da auf einmal eine Fremde. Die riecht anders und verhält sich auch anderes als der verlorene Kumpel Das kann einem schon durcheinander bringen. Die Sicherheit ist jetzt noch nicht wieder da. Und dann ist diese "Fremde" auch noch so neugierig.. und geht auf die beiden Angstnasen zu, das geht doch nicht!

    Sie beissen sich nicht. Wenn sie ein Knäul bilden und schreiend aufeinander losgehen und pausenlos mit den Zähnen klappern, dann denke an Trennung.

    Jetzt würde ich dir raten: mach dir einen leckeren Tee, iss etwas Nettes (lecker Torte oder so) und lass sie mal machen. Vertrau ihnen, sie werden das wuppen.

    Sie müssen das untereinander regeln. Es handelt sich nicht um eine Kindergruppe, wo wir sagen: "Das ist der Neue, seit mal nett zu dem und ärgert ihn nicht, der hat Angst".

    Hier spielen Zeibeins erst einmal eine andere Rolle.

    Das wird, du wist sehen.

  • Danke für eure zahlreichen Antworten und eure Gedanken. Besonders dein Text, Wassn, hat mich echt berührt. Mich beruhigt das alles ein wenig. Obwohl es mir tatsächlich, auch wenn es schräg klingt, lieber wäre, es würde so ablaufen wie meine anderen Vergesellschaften bislang: Ein paar Tage jagen, kämpfen, ausdiskutieren und dann alles geklärt....