Meerschweinchen Verhalten

Käfigwechsel - wieder scheu

Ein Meerschweinchen verhält sich komisch? - hier gibt es Antworten

  • Hallo!


    Vor 2 Wochen haben meine Verlobte und ich uns unsere ersten Meerschweinchen geholt. Wir sind also noch unerfahrene Halter. Es sind zwei (noch unkastrierte) junge Böcke. Bezüglich der Kastration werden wir uns noch bei der Tierärztin beraten lassen. Mittlerweile wissen wir, dass die Bockhaltung doch für eher fortgeschrittene Halter geeigneter ist - leider sagte uns das davor niemand bei den Beratungsgesprächen (nur das zwei Böcke mehr Platz brauchen) und auch bei unserer damaligen Internetquelle wurde davon gesprochen, dass 2 Böcke gut harmonieren - lediglich dass größere Bockgruppen anspruchsvoller sind. Aber das soll jetzt auch nicht das Thema sein, wir werden unsere beiden jetzt aufjedenfall behalten und unser Bestes geben, dass es den beiden gut geht. Wie es für uns aussieht verstehen sich die beiden auch gut - ab und zu rappelt es mal ein paar Sekunden - wenns ums Futter geht und beide z.B. durch die selbe Tür im Häuschen wollen - schätze das wird bei allen Tieren so sein - aber ohne irgendwelche Verletzungen und der Großteil aller Begegnungen der beiden verläuft absolut friedlich.


    Weswegen ich schreibe ist, dass wir die beiden anfänglich in einem andern Käfig hielten (große Plastikwanne und Gitteraufsatz). Die beiden wurden für die kurze Zeit, bei der sie bei uns waren schon recht zahm. Keine Flucht mehr in die Häuschen, wenn wir im Zimmer waren, sie haben gleich gebettelt und aus der Hand gefressen, außerdem ließen sie sich schon vorsichtig streicheln. (Alles innerhalb von etwa 2 Wochen).


    Mittlerweile sind wir umgestiegen auf ein Modell aus Holz, oben offen, Vorderwand aus Plexiglas, Tag und Nacht geöffnete Seitenklappe in den Freilauf. (Hier verwenden wir Fleece.)


    Zum Umsetzen haben wir eine Korkröhe in den alten Käfig gesetzt, in die sind die beiden gleich freiwillig eingestiegen. Dann beide Seiten zugehalten und in den neuen Käfig gelegt. Sie haben gleich alles erkundigt und sie wirkten zwar etwas ängstlicher, aber für das, dass alles neu war haben sie es sehr gut und tapfer gemeistert. Das war gestern. Nach der anfänglichen Erkundungstour wirkten die beiden aber zunehmend scheuer und verkrochen sich vermehrt in ihre Häuschen, wir entschieden uns dann sie ein wenig in Ruhe zu lassen, damit sie entspannt alles kennenlernen können.


    Auch heute verziehen sich die beiden sofort in ihre Häuschen, wenn jemand das Zimmer betritt. (Anstatt wie im alten Käfig bettelnd herauszukommen.) Es gelingt uns zwar sie mit Futter etwas herauszulocken, aber sie wirken plötzlich wieder ängstlich und nervös und bei der kleinsten unachtsamen Bewegung springen sie davon. Generell fressen sie auch weniger - vorallem weniger vom Frischfutter - ganz dramatisch scheint es aber nicht zu sein, das Lieblingsgemüse wie Gurke, Fenchel oder Paprika sind zumindest schnell mal weg. (Sie holen es aber in ihre Häuser, um dort zu Essen) Salat wird aber plötzlich eher verschmäht.


    Ist das typisch, dass die Tiere so auf einen neuen Käfig reagieren? Sie erinnern mich etwas an die Anfangszeit, als wir sie frisch geholt haben. Denkt ihr, dass sie einfach nur etwas Eingewöhnungszeit brauchen, oder könnte sonst was nicht stimmen?


    Vielen Dank für eure Hilfe

  • Huhu,


    Herzlich willkommen bei uns.


    Grundsätzlich wundert mich das Verhalten nicht so. Es ist nicht ratsam zwei kleine Meerschweinchen allein ohne Erziehertier zu halten. Das hat euch wahrscheinlich auch niemand gesagt.


    Sozialisierung ist besonders bei bockgruppen sehr wichtig, weil Meerschweinchen lernen müssen wie man gewaltfrei Konflikte löst. Bockpaare funktionieren mit ausreichend Platz auch ohne Erzieher. Das zeigt sich aber er, wenn die Böcke mit 6 Monaten in die rappelphase kommen. Und von einer anschließenden Vergesellschaftung sollte mal einer sterben mag ich gar nicht anfangen.


    Es ist wirklich unglaublich wichtig die beiden so schnell wie möglich kastrieren zu lassen. Wie viel wiegen sie gerade?


    Zur ursprünglichen Frage... Ich denke, dass sie unsicher sind. Zwei Kleinkinder haben plötzlich sehr viel mehr Platz, verlieren einander aus den Augen. Es ist außerdem alles offen und ungeschützt. Ein Erzieher hätte hier Sicherheit gegeben, aber da noch einen dazu zu setzen macht leider auch keinen Sinn, weil 3er bockgruppen gar nicht funktionieren.


    Du wirst die Unsicherheit aussitzen müssen.

  • Hallo und herzlich willkommen

    Wahrscheinlich haben Sie jetzt in einen größeren Käfig auch einfach mehr Möglichkeiten auch zu verstecken. Meine sind im gleichen Käfig mal mehr und mal weniger Scheu. Heute habe ich Sie in ihren neuen Auslauf gesetzt und dachte ich sehe Sie erstmal nicht wieder aber Sie waren so begeistert dass sie nicht mal weg gerannt sind. Die Gegenstände kannten sie allerdings


    Letty hat ja schon alles gesagt ich wollte dich nur um eins bitten. Du hast nicht gesagt wo du sie her hast. Schau bitte einfach mal ob es wirklich zwei Böcke sind. Ich habe damals aus Unwissenheit 3 Böcke gekauft. Im Endeffekt waren es zwei Weibchen und ein Bock, den Rest kannst du dir denken Wobei das eine Weibchen Schon tragend zu mir kam.

  • Schön, dass die beiden jetzt mehr Platz haben. Ich hoffe, es sind mit dem Auslauf zusammen 3qm oder mehr?


    Dass sie anfangs wieder ängstlicher sind, finde ich normal, da sie Euch ja auch noch nicht lange kennen.


    Ihr könnt ihnen die Umstellung wahrscheinlich erleichtern, wenn Ihr zumindest anfangs für sehr viel Deckung sorgt. Dazu könnt Ihr Tücher über einen Teil des Gehege decken. Wenn viel Freifläche ist, wäre es für das erste auch gut, wenn ihr einfach noch ein paar Häuser oder Unterstände hinzustellen würdet. Rennstrecken sind zwar wichtig, aber unsichere Meerschweinchen bewegen sich am liebsten oder manchmal auch nur von Haus zu Haus. Mit "Haus" meine ich alles was Deckung bietet und unbedingt zwei einander gegenüberliegende Eingänge haben sollte. Häuser mit einem Eingang können zu einer Sackgasse und damit zu Anlass für Streit werden, vor allem zwischen Böckchen.


    Was das erwachsene Tier anbelangt, stimme ich Letty zu. Wenn sie noch sehr klein sind, könntet Ihr es mit zwei gut sozialisierten erwachsenen Böckchen versuchen. Nur sind diese leider sehr schwer zu finden. Außerdem würdet Ihr dann natürlich noch mehr Platz brauchen als für zwei Tiere.

  • Danke euch für die Antworten.


    Gestern Abend waren die beiden plötzlich wieder völlig entspannt, kamen uns von sich aus entgegen und suchten keinen Schutz, fraßen aus der Hand und blieben auch entspannt, als wir sie ein wenig mit dem Finger unter dem Kinn streichelten. Vielleicht hatten sie davor nur mal nen scheueren Tag - habt ihr ja geschrieben, dass es auch das geben kann. Auch das Fressen hat sich wieder auf die Mengen, die sie zuvor verputzt haben eingependelt - heißt von einer Fütterung zur nächsten bleibt nur noch ganz wenig übrig.


    Ja 3qm kommen gut hin, wahrscheinlich sind es etwas mehr. Das ist der Bereich, bei dem sie Rund um die Uhr freie Bahn haben. Wir haben noch einige Steckerweiterungen für den Außenbereich übrig. Allerdings können wir das aus Platzgründen nicht dauerhaft so lassen, dazu müssen wir andere Sachen aus dem Zimmer in den Gang stellen etc. - die auch nicht dauerhaft in den Keller können. Was aber eine Option ist, dass wir ihnen regelmäßig den Außenbereich noch ein wenig vergrößern - ihnen also regelmäßig noch eine Art erweiterten Auslauf bieten.


    Wir haben die beiden aus einer regionalen Zoohandlung - keine Kette. Uns wurde dort versprochen, dass sie ihre Tiere nur von ebenfalls regionalen Kleinzüchtern beziehen und Tiere werden dort auch nicht „ausgestellt“, sondern sind in einem Hinterzimmer, das ganz ordentlich ausgesehen hat. Was uns dort auch gefallen hat ist, dass sie um das Wohl der Tiere doch sehr bemüht schienen, die Tierpflegerin hatte bei der Abgabe sogar eine Träne in den Augen. Sie hat uns dann noch, nachdem sie sie eingefangen hat noch den wöchentlichen Check gezeigt und erklärt auf was wir achten sollen. Sie hat uns aber auch gesagt, wir sollen - solange sie gesund wirken - damit ruhig noch 2-3 Wochen warten, bis sich die beiden gut eingelebt haben. Das haben wir auch gemacht, deshalb haben wir kein aktuelles Gewicht. Wir wissen aber, dass das wichtig ist und werden das bald das erste Mal machen. Bei dem Check haben wir auch die Penise der beiden gesehen - es sind also definitiv Böcke.


    Wir werden uns in der nächsten Woche um einen Tierarzt Termin kümmern, bezüglich der Kastration. Interessehalber: Ist das große Problem, dass sie sich als unkastrierte Böcke in der Rappelphase eher zerstreiten oder wieso genau ist es so wichtig?

  • Das ist Vorallem wichtig falls mal einer der beiden stirbt hoffentlich erst wenn sie ganz alt sind. Dann kannst du sie auch leicht mit einem Weibchen zusammen setzen oder wen es doch nicht klappen sollte und du sie trennen musst. Dann ersparst du ihnen 6 Wochen allein zu sitzen

  • Kastration ist aus mehrerlei Gründen von Vorteil.


    1) Zum einen ist der Hormonpegel nicht ganz so hoch. 0 wird er nie sein, weil auch kastrate sexuell aktiv sind, was so gewünscht ist, besonders in haremsgruppen.


    2) Vorsorge im Streitfall. Bekommen sich beide in die Köpfe, sind die Böcke danach in der Regel bockunverträglich. Man sagt einmal zerstritten, immer zerstritten. Dann kann man sie nur noch (getrennt voneinander) mit Weibchen vergesellschaften. Damit die streithähne dann nicht mindestens 6 Wochen allein sitzen müssen, sollte man vorsorglich kastrieren


    3) Todesfall. In der Regel sterben nie beide gleichzeitig und ein alter Bock, der zeitlebens mit seinem Kumpel gelebt hat, nichts anderes kennt und schlecht sozialisiert ist, verträgt sich besser mit einem älteren Weibchen als mit einem anderen neuen kastrat. Man kann es mit einem Kastraten probieren, aber zur Not kann man ihn auch direkt ohne Kastrationsfrist mit einem Weibchen vergesellschaften.


    4) Kastration bei Jungtieren wird besser vertragen als bei älteren Böckchen. Das liegt an der fettschicht, die bei Jungtieren erst seit wenig vorhanden ist. Später kommt es viel häufiger zu Abszessbildung

  • Man muss aber auch die Schattenseite der Kastration nennen: Vor allem wenn der Tierarzt nicht oft und gut Meerschweinchen kastriert, kommt es des öfteren zu Komplikationen. Hier wurde in den letzten zwei Jahren von einigen Abzessen berichtet, die mitunter mehrere Nachoperationen erforderten und dem Tier sehr zusetzten. Und einige Böckchen von Haltern hier im Forum sind durch die Kastration auch gestorben. Wenn man bedenkt, dass die meisten Halter schon kastrierte Tiere übernehmen, ist die Komplikationsrate hier schon höher als man denken sollte.


    Bitte suche daher den Tierarzt sehr sorgfältig aus!

  • Vielen Dank für die Aufklärung.


    Auch für die Darstellung der Schattenseite - wir werden uns definitiv erkundigen, ob das für den behandelnden Tierarzt ein häufig durchgeführte Operation ist, oder er diese eher seltener macht. Im Zweifel oder bei Unsicherheit werden wir dann auch weitersuchen. Wobei wir in der Nähe eine sehr renommierte Tierklinik haben mit zig verschiedenen Tierärzten, die jeweils auf bestimmte Fachgebiete und Tierarten spezialisiert sind. Ich denke dort wären unsere kleinen in guten Händen.


    Noch eine andere Frage: Unsere Meeris sind ja erst vorgestern in ihren neuen Käfig eingezogen. Da es sich um ein Holzgestell handelt, in das eine Plastikwanne gesetzt wird, wollte ich heute mal schauen, ob hier bezüglich Urin alles dicht ist. Die Wanne war für die 2 Tage an manchen Stellen schon beeindruckend nass und ich habe sie gesäubert, an einer Seite auch ein wenig die Holzwand - dicht war zum Glück alles, aber hab jetzt mal auch unter den Käfig noch eine Folie untergelegt. Man weiß ja nie. Wir verwenden ein Hanfeinstreu und hatten darunter eine Hanfmatte - die ist jetzt in den Müll gewandert - war nass und hat gestunken. Habe jetzt Maispellets als Unterstreu - etwas dicker an den Pinkelstellen, darüber - vorallem im Bereich der Unterschlupfe etwas Heu und darüber wieder das Hanfeinstreu. Werden mal versuchen die Pinkelplätze ausfindig zu machen und dort täglich zumindest das Hanfeinstreu zu wechseln und zu schauen, wie die Maispellets ausschauen (je nachdem werden die dann auch gewechselt). Wie macht ihr das, welche Streu könnt ihr empfehlen und wie dick macht ihr die Schichten ungefähr?


    Aja und ist es für die Meeris wichtig, dass alles wieder ganz genau gleich steht nach dem ausmisten? Oder ist das egal wenn mal ein Häuschen 5cm weiter vorne oder hinten steht?

  • Menge finden es ganz toll wenn es immer mal anders steht. Sie freuen sich schon immer wenn sie aus den Stall müssen weil sie wissen ich baue um.
    ich mache die schlimmen pipi Ecken jeden Tag sauber und am Wochenende komplett. Das aber nur im Winter weill ich da mehr Einstreu sein habe mit einer heuschicht und Stroh. Das bildet eine schöne warme Decke die ich nicht jeden Tag zerstören möchte. Im Sommer mache ich morgens und abends alle Pippo Ecken raus und streue neu ein


    hier gab es mal eben Thread wo jemand so Plastebehälter unter den Häusern hat mit Streu.

  • Also ich nutze allspan super. Das ist nach einigen Tests das für mich perfekte streu. Es saugt super auf, fliegt nicht durch die Gegend, staubt vergleichbar wenig und lässt sich punktuell gut reinigen.


    Hanfeinstreu und diese Pellets sind hier im forum glaube ich nicht so gut getestet worden.


    Was die kastrationsrisiken betrifft... Ja, wir hatten hier viele Abszesse, aber ich meine mich zu erinnern dass das hauptsächlich ältere, Erwachsene Tiere waren. Ich suche das nachher aber mal gerne raus. Interessiert mich gerade

  • Die Abzesse sind schlimm, aber noch schlimmer finde ich die Todesfälle. Das waren einige und in Prozent der Kastrationen, die die Halter hier veranlasst haben, geschätzt (!!!) 5-15%.


    Ich habe einige Arten von Einstreu versucht (normale Holzspäne, Strohpellets (als Unterstreu), Kokoseinstreu, Leineneinstroh und Allspan Super. Letztgenanntes ist bisher mit Abstand das beste aus meiner Sicht.


    Ich streue ca. 5cm hoch ein, gebe dann weiches Stroh darüber. Das Heu, das nicht gefressen wird, ergänzt die Überstreu. Damit liegen sie immer trocken und die Böhnchen rutschen überwiegend unter das Heu und Stroh.


    Übrigens haben wir nur einen rund 1,8qm großen Einstreubereich für 4 Tiere. Der Rest ist mit Baumwolle und darunter Inkontinenzunterlagen ausgelegt. Das funktioniert jetzt gut für uns hier.

  • Die Abzesse sind schlimm, aber noch schlimmer finde ich die Todesfälle. Das waren einige und in Prozent der Kastrationen, die die Halter hier veranlasst haben, geschätzt (!!!) 5-15%.

    Da wäre ich sehr vorsichtig. Die guten Storys kriegen wir nämlich gar nicht zu lesen. Aus diesem Grund können die negativen Beispiele in unserer Wahrnehmung dominieren

  • Ich bin da vorsichtig, an Foren wenden sich ja eher Leute mit schwierigen Fällen, der letzte Bock, der bei der Kastra gestorben ist, war etwa aus ganz schlechten Bedingungen und unbekannten Alters, wahrscheinlich schlecht ernährt. Bei zwei ansonsten gesunden, fitten Jungböcken ist das Risiko sehr viel geringer.


    Und was ist denn die Alternative? Sie unkastriert halten mit dem Risiko, dass sich zwei Jungböcke mit schlechter Sozialisation (Babys aus dem Zooladen) irgendwann furchtbar zerstreiten, dann aber Bockgruppen auch nicht mehr klappen werden, die beiden also dann in höherem Alter mit höherem Risiko kastriert werden müssen? So kann man sie wenigstens gleich neu vergesellschaften, wenn es ernsthaft kracht.