Natürlich können die armen Meerschweinchen in den Zoohandlungen nichts dafür, dass sie oft in viel zu kleinen Gehegen sitzen, häufig zu früh von den Muttertieren getrennt werden, krank oder sogar trächtig sind. Aber es hilft den anderen Tieren nicht, wenn man nur eines mitnimmt. Man muss sich immer vor Augen führen, dass für jedes Tier, das man aus Mitleid freikauft, ein weiteres nachrückt. Man kann nicht alle Tiere retten. Um Missstände in Zoohandlungen zu verhindern, hilft langfristig nur ein Boykott. Eine Zoohandlung hier in der Gegend verkauft inzwischen keine Meerschweinchen mehr, weil die Nachfrage zu gering war. Stattdessen verweisen sie aufs örtliche Tierheim.
Natürlich können auch Nottiere krank sein. Durch den Stress des Umzuges und die oft wechselnden Gruppenkonstellationen in den Notstationen sind sie natürlich etwas anfälliger. Zudem werden viele Tiere von den Notstationen in desolaten Zustand aufgenommen und müssen erst wieder "auf Vordermann" gebracht werden. Auch bei Zuchttieren besteht das Risiko, dass das Tier krank wird. Das liegt aber nicht daran, dass das eine Tier vom Züchter/aus einer Notstation kommt und das andere aus der Zoohandlung. Meines Erachtens sind Meerschweinchen generell durch "Überzüchtung" etwas anfälliger geworden. Aber man kann überall Glück oder Pech haben, egal, wo man seine Schweine herholt.
Dass es Notstationen und Tierheime überhaupt geben muss, ist eigentlich eine blamable Angelegenheit. Sie zeugen nämlich davon, dass sich viele Mitmenschen nicht ihrer Verantwortung als Tierhalter bewusst sind. Gäbe es nur vorbildliche Tierhalter und -züchter, könnte man ruhigen Gewissens in der Zoohandlung kaufen. Aber solange die Tiere aus Massenzuchten stammen und nur das wert sind, was sie einbringen, das Wohl des Tieres dabei aber auf der Strecke bleibt, sind Zoohandlungen mit Lebendtierverkauf nun einmal zu boykottieren. Mich persönlich widert es an, dass in Zoogeschäften Tiere zu einer Ware degradiert werden, die jeder Trottel wie ein Paar Schuhe erwerben kann. Hauptsache ist, dass der Profit stimmt. Dies entspricht meiner Meinung nach in keiner Weise der Tierwürde.
Ein seriöser Züchter kann mit seinen Tieren keinen Gewinn machen. Ihm kommt es aber darauf an, seine Tiere gesund und artgerecht aufzuziehen und sie nur in gute Hände abzugeben - eben, weil es ihm nicht um den Profit geht.
Bei Zoohandlungen mit Lebendtierverkauf ist es letztlich wie überall in der Wirtschaft - die Nachfrage bestimmt das Angebot. Und so lange man bemitleidenswerte Tiere freikauft, wird sich an den Lebensbedingungen für die Nachrückenden nichts ändern. Die Macht zur Veränderung liegt hier beim Käufer.
Zum Argument "Futtertiere müssen sowieso gezüchtet werden". Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie es hier mit Mäusen oder Ratten aussieht. Ich habe jedoch mal gelesen, dass Meerschweinchen als Futtertiere ohnehin eher nur eine "Leckerei" sind - durch ihre kleinen Würfe und ihren hohen Futterbedarf sind sie als alleinige Futtertiere eher uninteressant und zu teuer.