Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Zwangsernährung / Maulfäule

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo!
    Ich bin neu in diesem Forum, habe aber gleich ein großes Problem, vielleicht habt Ihr ja etwas mehr Erfahrung als ich und könnt mir ein paar Tipps geben. Habe kurz mal alles in Stichworten aufgeschrieben, ist dann einfacher zu lesen:


    ursprünglich 2 Meerschweinchen (Rosaja, w, 6 Jahre und Max, m, 5 Jahre) in Aussenhaltung (großer, 4-stöckiger Hasenstall und großer Auslauf)


    2 weitere Meeris aus Tierheim vor ca. 2,5 Wochen (Kebaja, w, 2 Jahre und Soraja, w, 5 Jahre), damit unsere "alten" im Winter genug Kuschelkameraden haben.


    Vergesellschaftung, für alle Stress, Kebaja ist Chefin


    schon anfangs aufgefallen, dass Kebaja etwas langsamer frisst, dachte es wäre ihre Art, sie hat trotzdem alles gefressen, war aufgeweckt, hat mich laut gerufen, sobald sie mich gesehen hat und sah nicht krank aus!


    Samstag: Kebaja frisst nicht mehr, hockt apathisch rum


    Sofort zur Noftallsprechstunde, Diagnose: Lunge hört sich nicht gut an und Erkältung, da ihr Näschen etwas nass und krustig war, Antibiotikum und Schmerzmittel gespritzt, beides mitgegeben und Päppelnahrung, da sie nicht mehr von alleine frisst, falls nicht besser = Montag wieder zum TA


    Sonntag: keine Besserung, 4 mal gepäppelt (mit RodiCare) und dazu das Schmerzmitte und Antibiotikum und Bene Bac, sie zeigte zwar Interesse an einem Stück Gurke, hat es aber nicht gefressen.


    Montag: immer noch keine Besserung, Anruf beim Tierarzt, 10 Uhr hingefahren, Hinten im Mäulchen ist alles stark entzündet, handelt sich wohl um eine Zahnfehlstellung aufgrund der schlechten Fütterung vor dem Tierheimaufenthalt (mehr weiß ich zur Vergangenheit nicht), Entscheidung zu einer sofortigen Operation. Dabei ist aufgefallen, dass die Futterverweigerung aufgrund einer Pilzinfektion (Maulfäule) in der Maulhöhle komt. Antibiotikum soll abgesetzt werden, dafür wird ein Mittel gegen Pilze verabreicht (2 x täglich 0,75 ml), Bene Bac und RodiCare. Ihr tut der gesamte Mäulchenbereich weh, daher frisst sie nicht mehr.


    Lt. TA ist Kebaja narkoseresistent, er musste mehrere Male nachspritzen, um 13.30 Uhr lag sie noch ganz schlapp im Käfig. Ich musste sie reinholen aufgrund der Temperaturen und von den anderen isolieren, weil die Pilzgeschichte ansteckend ist. Nicht schön für die kleine Zuckerschnute....


    Nun sollen wir päppeln, päppeln, päppeln und ganz doll hoffen. In 10 Tagen (wenn hoffentlich alles gut geht) sollen wir wieder zum TA.


    Meine Fragen:


    Der TA sagte, dass Zucker bei der Pilzinfektion nicht hilfreich ist. Nun habe ich gelesen, dass BeneBac auch Zucker enthält. Da es ja wichtig ist, um die Darmflora zu stabilisieren, muss ich es trotzdem geben, oder?


    Zwar haben wir schon zweimal erfolgreich gepäppelt (Trommelbauch), aber einmal ist es leider nicht gut gegangen. Meint Ihr Kebaja hat Chancen auf Heilung? Das Päppeln ist ja eine fürchterliche Quälerei. Der TA meint, dass sie sonst verhungern würde. Wie oft sollte ich sie päppeln? Es soll ja nicht zu stressig für sie werden, sie muss sich ja auch ausruhen können.


    Nun haben wir Kebaja und Soraja ja auch dem Tierheim geholt, damit unsere alten besonders für die Wintermonate in Aussenhaltung (Hasenstall kommt in Pferdestall) genug Kameraden zum Warmkuscheln haben. Es ist bestimmt unwahrscheinlich, Kebaja nach vollständiger Genesung wieder zu den anderen zu setzen, oder? Soll sie denn den ganzen Herbst/Winter/Frühling bei uns allein im Wohnzimmer hocken? Das ist doch auch nicht artgerecht. Aber bald wird es zu kalt sie wieder an Draussen zu gewöhnen. Oder soll ich Soraja zu ihr setzen, wenn die Gefahr der Ansteckung gebannt ist? Dann haben wir 2 innen und 2 aussen....`*überleg*...hhmmm...irgendwie doof. Aber hauptsache sie schafft es erstmal!


    Lt. TA ist diese Maulfäule nicht sehr ansteckend, ich soll mir um die anderen Meeris keine Sorgen machen. Habt Ihr damit Erfahrungen?


    Sollte ich neben den Medikamenten und RodiCare auch Hipp-Karotte und /oder Kamillentee füttern?


    Wie schätzt Ihr die Chancen ein? Momentan liegt sie schlapp im Käfig. Mache mir solche Sorgen!


    Tut mir leid, dass ich so viel geschrieben habe, aber ich denke es ist wichtig, so viele Umstände wie möglich zu kennen, um die Situation beurteilen zu können. Schon mal vielen Dank für Eure Antworten!


    LG Weideblume

  • Hallo Weideblume,


    zum Thema Maulfäule kann ich dir leider gar nichts sagen, da ich sowas noch nicht hatte.


    Zucker ist für Meerschweinchen generell nicht gut, aber Bird Bene Bac ist notwendig für die geschädigte Darmflora. Also ganz normal weitergeben.


    Ich würde dir raten, sie, wenn es wirklich zu kalt wird, im Haus zu behalten und ihr einen Partner zu gönnen, ABER keinen aus deiner Außenhaltung, denn 2 sind für draußen einfach zu wenig. Aber bei ihrem Immunsystem ist es sicher zu riskant, sie wieder nach draußen zu setzen. Es wird sicher eine langwierige Geschichte.


    Bekommt sie Schmerzmittel? Ich denke, das ist seeeeeeehr wichtig, wenn es ihr wirklich so weh tut im Mäulchen.


    Prinzipiell besteht häufig eine Chance auf Heilung. Wie ist denn ihr Ausgangsgewicht und wie viel wiegt sie momentan? Du solltest sie auf jeden Fall täglich 1x zur gleichen Zeit wiegen.


    Ich würde ihr wirklich neben dem normalen Päppelbrei noch ungesüßten Fencheltee (soweit ich weiß, trocknet Kamille stark aus) sowie Babybrei, z.B. Karotte oder auch Pastinake (kam hier aber nicht gut an) geben oder auch ungesüßten Apfelbrei oder oder oder, aber alles natürlich zuckerfrei.


    Du musst unbedingt alle paar Stunden wenigstens 15 ml in sie reinkriegen. Das ist sehr wichtig. Das alles würde ich alle 3 Stunden machen. Wenn du nur 10 ml schaffst, entsprechend häufiger. Ich glaube, pro Tag soll man wenigstens 60 ml päppeln.


    Biete ihr auch unbedingt leckere Dinge wie Gras oder Löwenzahn an sowie jede Menge Kräuter. Dill soll appetitanregend sein und Petersilie ist normalerweise immer gern gesehen.


    Beschaff dir auch ruhig Leckerchen wie Böller (Vitakraft Spezial) oder Loftys (diese luftigen Taschen). Auch da ist überall Zucker drin, aber in dem Fall, wo es um Gewichtszunahme geht, meiner Meinung nach unabdingbar.


    Zum Thema "Stressfreies Päppeln":
    Als ich Flocke und Fine ständig päppeln musste, habe ich beiden eine Ecke auf dem Sofa freigeräumt, dort eine Decke hingelegt, einen Kuschelsack rein, jede Menge Leckerlies und Futter und das ganze mit einem Gitter abgetrennt. So war es für mich stressfreier und für die Tiere, da ich sie sonst jedes Mal aus dem Bodengehege fischen musste.


    Außerdem hat man die Tiere so gut im Blick. Klar, dadurch verliert das Schwein möglicherweise seinen Rang in der Gruppe, aber wenn es um die Gesundheit geht, ist das egal - zumindest mir. Beide konnte ich aber wunderbar neuvergesellschaften. Da reichen schon 2 Tage, die die Tiere nicht in der Gruppe sind. Aber es ist mit weniger Stress verbunden.

  • Meine Empfehlungen zum Päppeln ist, dass du alle 3 Stunden päppelst.
    Das ist meiner Erfahrung nach eine gute Zeit, um deinen Schweinchen und dir ein bisschen Ruhe zwischendurch zu gönnen.
    Wenn du alle 3 Stunden fütterst, dann waren bei mir 16 ml die absolute Obergrenze (außer es wird freiwillig weiter aus der Spritze gemummelt). Faustregel ist 1/20 des Körpergewichts zu füttern.
    Wenn weiter abgenommen wird auch ein bisschen mehr.
    Wenn man zu viel gibt, dann kann es zu einer Magenüberladung kommen und auch zu Verstopfungen.
    Wichtig ist auch möglichst stressfrei zu füttern.


    Um mal meinen eigenen Text aus einen Thread zu kopieren:
    Die 2-Spritzen-Technik.
    Eine 10 ml Spritze und 1 ml Spritze. Die 1 ml Spritzen waren Insulinspritzen. Da habe ich den Konus also diese Düse unten abgeschnitten, mit Schleifpapier die Kanten weggemacht und sie dann mit der großen 10 ml Spritze befüllt. Macht sich sehr gut und sauber.
    Zum Befüllen dann einfach den Kolben aus der Spritze herausziehen und die große dann ansetzten und befüllen. Kolben wieder rein und ab ins Schwein.


    Es macht sich auch manchmal gut, wenn du das Schweinchen auf einen glatten Tisch fütterst, da sie dann ruhiger sitzen bleiben.
    Mit Gewalt würde ich zumindest da nicht rangehen.
    Passe einfach auf das Gewicht auf. Wenn es stabil bleibt, dann hast du die ausreichende Menge und musst auch nicht mehr füttern, um Stress zu vermeiden.


    Ansonsten die Breie varieren, also mal Banane reindrücken oder Apfel, Kräuter pürrieren oder mixen. Alles was man mixen/pürieren kann oder kleinschneiden kann, kann man in den Brei machen.

  • Hallo..zum Päppeln wurde ja schon das Wichtigste geschrieben.


    Alternativ zu BB kannst Du Omniflora N geben, das gibts in der Apotheke.


    Lt. diebrain gibt man 1/5 einer Kapsel in Wasser aufgelöst pro kg Tier auf den Tag verteilt.


    Oder Du nimmst 2-3 Köttel von einem gesunden Schwein, zerreibst die zu Pulver, löst sie in Wasser auf und gibst das dem Schweinchen mit einer Spritze (ohne Nadel, also die Päppelspritzen)


    Dann würde ich Salbeitee zubereiten, aber sehr lange ziehen lassen, ruhig 2-3 Std und das Mäulchen damit nach jedem Päppeln spülen. Die Gerbstoffe wirken heilend auf die Mundschleimhaut.


    Ich drück die Daumen :)

  • Ich habe leider keinen hilfreichen Tip für dich, möchte Dir aber sagen, dass ich Dir und deinem Meeri die Daumen drücke. Sechs Pfötchen werden auch gedrückt und ich hoffe, dass deine kleine Maus es schafft. Alles Gute!
    LG Magret aus Brandenburg

  • Hallo Ihr Lieben!


    Muss leider berichten, dass die Kleine über die Regenbogenbrück gegangen ist :cry: Sie war heute Morgen viel zu schwach, um den Brei zu schlucken, es lief ihr alles wieder aus dem Mäulchen raus, sie war zu schlapp. Mache mir Vorwürfe, aber ich weiß nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Ich denke, dass ich sie in ihren letzten Tagen gequält habe, sie hätte friedlicher ihre letzten Stunden verbringen können, aber was sollte ich denn machen? Wäre ich nicht zum Tierarzt gegangen, wäre sie verhungert, hätte aber nicht mehr so viel Stress und Schmerzen gehabt. Es ist immer schwierig in so einer Situation richtig zu entscheiden, man möchte ja schließlich das Beste für das Tierchen....bin total traurig, noch schlimmer war es gestern Abend, als es ihr nicht gut ging, sie hatte Atemgeräusche... :cry: und kaum eine Regung gezeigt. Es tut mir furchtbar leid, ich hätte ihr gerne noch länger ein schönes Zuhause gegeben, sie war doch noch so jung und vor allem so süß! Nun muss meine kleine Meerigruppe einen neuen Rudelführer auswählen :(


    Vielen herzlichen Dank für die vielen netten und hilfreichen Beiträge, es ist wirklich ein ganz tolles Forum, vielen, vielen Dank!


    Liebe und traurige Grüße von Weideblume

  • Du hast das Richtige getan. Ich glaube, jeder macht sich Vorwürfe. Leider sind die medizinischen Mittel bei so kleinen Wesen einfach begrenzt und es ist unheimlich schwer, möglichst schnell die Ursache für ein Verhalten herauszufinden. Manchmal ist es sogar unmöglich.


    Fühl dich gedrückt. Oben hat die kleine Maus keinerlei Schmerzen mehr.