Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Zahnschwein Paula - Tipps für weitere Behandlung?

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bräuchte mal euren fachkundigen Rat, da ich momentan nicht so recht weiterweiß, wie wir am Paula am besten (noch) helfen können...


    Meine Paula ist jetzt 6 Jahre. Vor ca. 3 Jahren ist ihr der linke Schneidezahn abgebrochen/rausgefallen. Anfangs haben wir gehofft, dass er nachwächst, leider kam er aber nicht mehr nach. Seither ist es so, dass die Zähne oben alle paar Wochen geknippst und/oder geschliffen werden müssen, da diese sonst schief und zu lang werden. Ausserdem schaut die TÄ auch immer nach den Backenzähnen, da die Fehlstellung auch zu "Brückenbildung" führt und auch hier zwischendurch mal korrigiert werden muss. Für die Backenzähne wurde sie bisher zweimal in Narkose gelegt, ansonsten wurde das ohne Narkose durchgeführt.
    Die meiste Zeit dieser 3 Jahre ging das gut. Wir fahren seither so alle 4-6 Wochen zum TA. Zwischendurch, vor allem frisch nach der Zahnbehandlung, haben wir immer wieder mit Herbi Care gepäppelt und Gemüse mit dem Sparschäler klein gemacht, sodass sie ihr Gewicht zumindest halten kann. Dann kam immer eine Phase wo sie relativ normal gegessen hat, also auch härteres Gemüse, wie Möhre, Fenchel etc. Zur Not haben wir ihr Streifen mit dem Sparschäler geschnitten. Sie ist ansonsten fit.
    Nun ist es jetzt so, dass sie seit ein paar Wochen, auch trotz der letzten "Korrektur", nicht bzw. kaum noch fressen kann. Sie will es auf jeden Fall, rennt zum Futter hin, kann es aber anscheinend nicht. Was geht, ist ein bisschen kurz geschnittene Kräuter (wie frischer Dill oder Petersilie), Trockenkräuter und ansonsten hauptsächlich angerührtes Herbi Care (das frisst sie eigenständig von einem Tellerchen). Der "Normalfall" beim Fressen will sich irgendwie gar nicht mehr einstellen... :-(
    Ihre Zähne sehen auch wieder ziemlich schief aus (ich versuche gleich mal ein Foto davon zu knipsen). Ich werde in dieser Woche definitiv nochmal zum TA fahren. Habt ihr Tipps für mich, was hierbei noch untersucht werden kann? Ist es sinnvoll, sie z.B. mal zu röntgen und zu schauen, ob vielleicht noch etwas anderes am Kiefer Schuld sein kann, dass sie nicht mehr richtig fressen kann? Oder macht eine andere Untersuchung Sinn?? Schmerzmittel haben wir bisher noch keine verabreicht, wäre das eventuell ergänzend denkbar? Wäre für eure Ratschläge sehr dankbar...


    Sie ist trotz allem wirklich sehr aktiv und wirkt für ihr Alter sehr fit. Daher denke ich, dass es einfach nicht richtig wäre, momentan auch nur in Erwägung zu ziehen, sie zu erlösen.
    Ausserdem habe ich große Sorge, da ich im März ein Kind bekomme und es eigentlich abgemacht war, dass der Bruder meines Partners meine Schweinchen dann für ein paar Wochen in Pflege nimmt. Ich habe im Moment aber das Gefühl, dass ich es niemand anderem zutraue und auch nicht zumuten will, sich um Paula zu kümmern, gerade keinem Meeri-Anfänger.


    Habt ihr hilfreiche Vorschläge???


    Vielen Dank im Voraus!!


    LG Karo

  • Zähne beim Nagetier NIEMALS knipsen sondern IMMER mit rotierenden Werkzeugen schleifen. Mindestens ein Schneidezahn ist bereits stark geschädigt (Elefantenzahn). Durch Anknipsen reißt der Zahnschmelz, der sich nur vorne am Zahn befindet unwiderruflich und bis in den Ursprung (Zahnblase) ein. Er kann niemals wieder gesund nachwachsen.
    Du wirst alles Futter zu Mini-Pommes schneiden müssen. Richte Dich darauf ein, dass die Zähne alle 2 bis 3 Wochen korrigiert werden müssen.
    Gabi


    PS.: Ich korrigiere mich (nach genauer Ansicht des Fotos). Alle Schneidezähne sind dauerhaft geschädigt. Da wurde gehörig Mist gebaut!

  • Ach herrje, das haben wir nicht gewusst. Wir fühlten uns über viele Jahre gut aufgehoben bei unserem TA und da Paula kurz nach der Behandlung wieder gefressen hat, haben wir die Methoden nicht hinterfragt...
    Heißt das, die verbliebenen 3 Vorderzähne sind alle unwiederbringlich geschädigt?! :-(

  • Wirklich gut sehen die Zähne nicht aus, ich kann aber nicht erkennen, inwieweit sie geschädigt sind, so gut kenne ich mich nicht aus.


    Ich habe allerdings auch ein Schweinchen, dass niemals die Zähne abgeknipst bekommen hat und trotzdem mit sieben Jahren mehrere Elefantenzähne, also von der Wurzel an verdickte Zähne entwickelt hat.
    Das kann also auch einfach so passieren.


    Ich kann jetzt aus deinem Text nicht herauslesen, wie die Schneidezähne korrigiert werden. Meine Tierärztin klemmt dazu eine kleine Spritze hinter die Vorderzähne und schleift sie dann ab.


    Bei meinem Schweinchen drückt die Wurzel eines verdickten Zahns auf das Auge, das verursacht Schmerzen, das können die verdickten Wurzeln auch so tun, weil einfach weniger Platz im Kiefer ist.


    Wenn sie ihr Gewicht nicht halten kann, wäre Metacam einen Versuch wert. Das belastet dann eben die Nieren, aber wenigstens kann das Tier dann fressen.
    Es ist ja ein Teufelskreis, wenn ihr viel Brei gebt und sie wenig kauen kann/muß, werden die Backenzähne nicht gleichmässig abgenutzt und es kommt zur Brückenbildung.
    Von daher würde ich versuchen, ob sie mit Schmerzmittel besser fressen kann, vor allem auch Heu.


    Ich würde schauen, dass ihr einen Tierarzt findet, der auf Zahnbehandlungen spezialisiert ist, falls ihr so einen noch nicht habt. Da gibt es eine Seite im Internet:


    https://tierzahnaerzte.de/


    Versuchen könntest Du, das Gemüse zu raspeln oder mit einem Spiralschneider zu schneiden, das ist vielleicht weniger zeitaufwendig und das mit dem Spiralschneider zerkleinerte kann die Gruppe mitessen.


    Ich würde unbedingt Röntgenbilder in Narkose erstellen lassen, das hätte schon längst passieren müssen, bei meinen Tieren wird das immer bei der ersten Zahnbehandlung in Narkose gemacht, weil man ohne Röntgenbild nur 30% der Probleme sieht.


    Und nur dann kann auch ordentlich gearbeitet werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schneidezähne das alleinige Problem sind. Mein Kastrat hat auch nur einen unteren Schneidezahn und kam damit jahrelang völlig problemlos klar. Erst als der andere auch noch abgebrochen ist und eben wegen der verdickten Backenzähne ist die ganze Zahnsituation so gekippt, dass er nicht mehr ausreichend fressen kann.


    Mit Päppelbrei (ich nehme den von JR Farm für Herbivoren, der ist günstiger als Herbicare) und Schmerzmittel kommt er relativ gut klar.


    Du könntest auch frisches GEmüse pürieren, wenn sie es vom Teller isst, ist es doch auch nicht so zeitaufwendig.


    Alles Gute für dein Schweinchen!

  • Zitat von Karo

    Ach herrje, das haben wir nicht gewusst. Wir fühlten uns über viele Jahre gut aufgehoben bei unserem TA und da Paula kurz nach der Behandlung wieder gefressen hat, haben wir die Methoden nicht hinterfragt...
    Heißt das, die verbliebenen 3 Vorderzähne sind alle unwiederbringlich geschädigt?! :-(


    Ich fürchte ja!
    Die meisten TÄ kennen sich mit Zahnheilkunde beim MS gar nicht aus. Das wird im Studium auch nicht gelehrt. Wenn der TA sich nicht selbständig weiterbildet (und das ist sauteuer), dann ist man dort mit Zahnschweinchen nicht gut aufgehoben. Am besten suchst Du Dir einen TA mit Fachgebiet "Kleine Heimtiere", am besten einen, der sich auch mit Zähnen auskennt. Wie "Sila" schon schrieb, lasse bitte den Schädel röntgen um das Ausmaß der Schäden beurteilen zu können. Schmerztherapie kann über einen kleinen Zeitraum gut helfen. Über kurz oder lang wirst Du sie wahrscheinlich gehen lassen müssen.
    Ich habe in der Seniorengruppe meiner Pflegestelle übrigens gleich mehrere solcher Zahnschweinchen sitzen. Ich kenne mich also zwangsläufig gut aus. :-(.
    Gabi

  • Vielen lieben Dank für eure ausführlichen und hilfreichen Beiträge!!
    Wir haben einen Termin bei einem Zahnspezialisten für Kleintiere (Dr. Gabriel aus Meschede) für morgen bekommen. Da soll Pauli in Narkose gelegt, geröngt und dann die Zähnchen saniert werden. Wir sollen sie dafür heute Nachmittag schon hinbringen und sie bleibt dann über Nacht.
    Ich werde morgen Abend berichten, was die Untersuchung ergeben hat!
    LG Karo

  • Das klingt gut.
    Auch hier werden die Daumen ganz feste gedrückt! Ich bin mal gespannt, was bei der Behandlung und Untersuchung rauskommt.
    Alles Gute euch!

  • Hallo ihr Lieben.
    Wir durften Paula heute Nachmittag wieder abholen. Die Narkose hat sie gut überstanden.
    Auf den Bildern, die uns Dr. Gabriel gezeigt hat, konnte man sehen, warum sie zuletzt garnicht mehr gefressen hat und dass sie wohl starke Schmerzen gehabt haben muss... Die hinteren Zähne waren extrem stark zu einer Brücke zusammengewachsen und auch teilweise spitz ("extreme Spitzenbildung am letzten Molar"), sodass die Zunge schon wund war und der Kiefer in seiner Bewegung eingeschränkt war. Der Arzt sagte, es fehlte nicht mehr viel und sie hätte auch garnicht mehr schlucken können... Total schrecklich das Ganze... Es ist zum Kotzen, dass wir nicht schon viel früher zu einem Spezialisten gefahren sind. Wir dachten halt immer, das wäre die richtige Behandlung! Einfach zum kotzen...
    Auszug aus der Rechnung: "Paula hat extreme Gebißveränderungen durch unzureichende Zahnabnutzung und daraus resultierendem Überwachstum. Die Zahnstellung ist vielfach verändert. Die Kauflächen wurden abgeschliffen. Die weitere Entwicklung muss sorgfältig beobachtet werden, Rückfälle sind zu befürchten. Handfütterung Critical Care, intensive Überwachung. Zahnkontrolle spätestens in 3 Wochen oder bei Beobachtung von Zahnproblemen!"
    Ich bin gespannt, wie es sich in den nächsten Tagen entwickelt. Der rausgefallene untere Schneidezahn (der von vor 3 Jahren) ist komplett weg. Der andere untere Schneidezahn sieht in seiner Substanz laut Röntgen geschädigt aus (wahrscheinlich durch die olle Knipserei) und ist momentan zu kurz. Der Arzt sagte, dass dieser eventuell aber noch wachsen könnte, das müssten wir beobachten und das beste hoffen. In 3 Wochen bei der Nachkontrolle wird nochmal geröngt und ggf. nochmal "feinjustiert", er sagte, er geht davon aus, dass das erforderlich ist.
    Ich hoffe sehr, dass Pauli sich nochmal einigermaßen erholt...
    LG Karo

  • Mach Dir keine Vorwürfe, man kann nicht alles wissen und oft merkt man erst durch solche Sachen, dass der Tierarzt nicht der richtige ist. Gerade Zahngeschichten sind schwierig, das können viele, sonst vielleicht gute Tierärzte nicht, dafür braucht man Spezialisten.


    Ohne Narkose sieht man die hinteren Backenzähne nicht, es ist ja alles so klein im Mundraum.


    Das ist bei meinem Kaninchen auch schon passiert, das ohne Narkose kontrolliert wurde und man dann beim nächsten Narkosetermin etwas festgestellt hat, meist ganz hinten, was vorher nicht zu sehen war.


    Aber man kann natürlich nicht alle zwei bis drei Wochen eine Narkose machen lassen, da muß man dann schon abwägen.


    Es ist aber durchaus möglich, dass eurer Schweinchen jetzt alle zwei bis drei Monate in Narkose die Zähne saniert bekommen muß, das schaffen sie aber normalerweise ganz gut.


    Gute Besserung für Paula!