Meerschweinchen Verhalten

Eingewöhnung/ Vertrauen gewinnen

Ein Meerschweinchen verhält sich komisch? - hier gibt es Antworten

  • Hallo, ich bin Lulu und habe seit gestern 2 Meerschweinchen ( ein 1 1/2 jähriges und ein ca. 6 Monate altes). Es sind zwei Weibchen, die sich vorher noch nicht kannten, dennoch haben sie sich bisher verstanden.
    Ich bin 14 Jahre alt und hatte schon vor ungefähr 4-5 Jahren Meerschweinchen. Ich hatte damals welche zur Schuleinführung bekommen. Diese stammten von Bekannten und waren das Leben mit Menschen gewöhnt.
    Meine jetzigen aber haben wir von einer Bäuerin geholt, die die Meerschweinchen auf Ebay verkaufte. Ich weiß, dass es sicherlich seine Zeit braucht bis sie sich an mich und die neue Umgebung gewöhnen, aber vielleicht habt ihr ein paar Tipps, was ich tun kann damit ich schnell ihre Zuneigung gewinne. Ihr solltet vielleicht wissen, dass die Meerschweinchen draußen sind und einen Stall haben, wo eine Treppe ins Freigehege führt. Diese ist aber im Winter zu.
    Ich würde mich sehr freuen wenn ihr mir sagen könntet wie lange ich ungefähr brauchen könnte ( das kommt ja auch auf das Schweinchen drauf an) um das Vertrauen zu gewinnen und wie lange ich warten sollte mit streicheln oder auf den Arm nehmen. Ich hab mich noch nicht getraut sie hochzunehmen, da sie noch schreckhaft sind, aber gestreichelt habe ich sie schon, war das falsch?
    Ich bedanke mich für jeden Kommentar.
    :D


    LG: Lulu

  • Hallo Lulu,


    herzlich Willkommen und erstmal gut, dass du dich jetzt über die richtige Haltung bzw. richtiges Verhalten informieren willst. :)


    Also: Auf den Arm nehmen solltest du die Schweine möglichst selten. Sie sind Fluchttiere und verbinden das gepackt werden immer mit riesiger Gefahr - so, als würde ein Greifvogel sie holen.


    Sie sind einfach keine Kuscheltiere. Deshalb solltest du sie nicht zum Spaß rausnehmen und rumtragen oder mit ihnen schmusen.


    An deine Hand kannst du sie langsam gewöhnen. Das mach ich auch gerade, hab auch zwei neue Schweine.


    Du solltest dazu etwas nehmen, was sie total lieben (Gurke, Salat etc.) oder etwas langes wie Möhrengrün, sodass sie am Anfang nicht so nah ran müssen, um zu knabbern. Aber es kann lange dauern, bis sie etwas aus deiner Hand nehmen. Da brauchbst du Geduld.


    Wichtig ist, dass du, wenn du zu ihnen gehst, leise redest. So lernen sie deine Stimme kennen und wissen, wer da kommt. Natürlich hilft es auch, dass du ihnen essen mitbringst. ;-)


    Man soll zwei Tiere nicht draußen halten. Sie brauchen, um im Winter draußen zu leben, mindestens eine Vierergruppe. Da du nur zwei hast und es Februar ist, würde ich dir ganz dringend empfehlen, sie ins Haus zu holen. Sie sind für Außenhaltung in einer so kleinen Gruppe wirklich nicht gemacht.

  • Hab geduld. Versuch sie so wenig wie möglich anzufassen oder hochzuheben. Das mögen Meerschweinchen nicht. Es sind fluchttiere die nicht gerne kuscheln.


    Du kannst dich zu ihnen setzten, dabei ruhig bleiben und dich so wenig wie möglich bewegen. Etwas frischfutter in der hand halten (salat eignet sich super) und abwarten ob sie kommen und aus der hand fressen.


    Noch eine frage zur haltung: wie sieht der stall aus? Ist es so ein einfacher holzstall für draußen?
    Dann ist dieser absolut nicht geeignet. Viel zu klein, kaum gesichert (der verwendete draht ist nicht sicher und hält keine raubtiere ab). Bei 2 tieren ist die gefahr dass die tiere in diesem kleinen stall erfrieren leider sehr groß

  • Grundlegend stimme ich den oberen Beiträgen zu, auch das es keine Kuscheltiere sind. Das häufiges rausnehmen das Vertrauensverhältnis verschlechtert kann ich aber nicht bestätigen. Auch bei uns wird kein Tier sinnlos hochgehoben und bespielt. Da aber einige Kandidaten in den letzten Jahren dabei waren die gesundheitliche Behandlungen (teilweise 2x täglich) benötigten und deshalb raus mußten, kann ich sagen das diese Tiere sehr zutraulich wurden und sich auch problemlos nehmen ließen.
    Bei Außenhaltung ist das Wichtigste eine mindestens 4er Gruppe die in einem sehr gut gesichertem Gehege leben kann.


    Andreas

  • Ich bin mir nicht sicher, ob dieses erzwungene häufige Rausnehmen nicht eher zu "erlernter Hilflosigkeit" führt, also die Tiere einfach merken, dass ihre Gegenwehr und ihre Panik einfach zu nichts führen, und sie dann entgegen aller Instinkte eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dieser überaus unangenehmen Situation entwickeln.


    Ich glaube, wir müssen uns auch ein Stück weit klarmachen, wie sich das anfühlt. Die Tiere werden gepackt und hochgehoben - das tut ganz sicher weh, insbesondere wenn man sie am Bauch hochhebt, weil sie eben nicht freiwillig auf die Hand gehen, und beim heben und tragen wird ihnen auch sicher schwindelig und schlecht. Würde uns nicht anders gehen, das ist ja wie ein viel zu schneller Aufzug in einem Hochhaus, wenn die zu viel Tempo haben, dann wird einem echt übel. So wie man die Tierchen da rumschwingt, ist das eine schmerzhafte, übelkeitserregende Achterbahn.


    Das KANN also gar nicht angenehm sein, zwangsläufig nicht. Was wir also eher erreichen sollten wäre ein Verhältnis, bei dem wir uns zu den Tieren begeben, uns flach machen um nicht gar so bedrohlich zu wirken, und sie auf uns zukommen lassen. Also etwa ein erhöhtes Gehege vor das wir uns setzen, so dass die Tiere nur Kopf und Hände sehen, und da dann Leckerchen überreichen. Oder bei einem Bodengehege auf den Boden davor legen. Dann kommen sie freiwillig auf eigenen Füßen zu einem und fassen wirklich Vertrauen, freuen sich, dass es was gibt.


    Und bitte wirklich nicht mitten im Winter zwei Tiere draußen im handelsüblichen Stall, das ist akute Lebensgefahr.

  • Darauf hatte ich ja schon gewartet. Was SusanneC schreibt ist Gesetz und da hat es keine anderen Meinungen zu geben (Zitat: "Das KANN also gar nicht angenehm sein ...").


    Macht das alle wie ihr wollt, ich quäle meine Tiere jedenfalls nicht und tue alles für sie. Wer schon bei uns war und die Gruppe gesehen hatte kann das bestätigen. Es ist durchaus möglich ein Schweinchen vorsichtig, ohne durch die Luft zu schwingen, rauszuholen. Ebenso wichtig eine Hand darunter und die Beinchen nicht zappeln oder strampeln zu lassen. Außerdem kann ich durchaus feststellen was Angststarre oder sich ergeben ist. Wer beispielsweise unsere Uschi oder Violetta auf der Hand hat weiß genau was sie zulassen und mögen oder was nicht erwünscht ist, die zeigen schon wenn sie etwas nicht wollen.
    Da ich mich bei uns täglich im Bodengehege zur Reinigung aufhalte und für die Schweinchen "bedrohliche" 1,87m groß bin, ist es doch erstaunlich das sie um mich rumwuseln ohne Angst. Die ganz Mutigen oben genannten Tierchen stoßen mich sogar an wenn ich für sie im Weg bin und sie gern da durch wollen. Selbst Rosi (4 Monate alt) und Minnie (2 Monate alt) haben ganz schnell gelernt das ich keine Gefahr darstelle. Möglicherweise hängt es auch damit zusammen das sie den ganzen Alltag miterleben und nicht in einem Abstellraum hausen.


    Es ist aber nur meine Meinung die hier nicht zählt und auch bitte niemand übernehmen sollte.
    Schön das ich mit mindestens 4 Tieren in Außenhaltung nicht falsch lag.


    Andreas

  • Andreas, jetzt konstruiere bitte keinen Angriff, der nicht da war. Tägliche Gesundheitsbehandlung muss eben sein, und da kann man die Tiere auch anders greifen, weil sie es eben so kennen - aber das ist dennoch erlernte Hilflosigkeit und immer noch nicht toll. Und sie lernen auch, wer keine Gefahr darstellt im Gehege. Aber das geht nicht schnell innerhalb einiger Wochen, das dauert Jahre und erfordert Artgenossen, von denen man Abschauen kann, dass dieser Zweibeiner keine Gefahr ist.


    Erlernte Hilflosigkeit ist durchaus eine Methode der Zähmung, wird etwa bei Zootieren sehr gerne angewendet, die eigentlich jeden Tierpfleger mit einem Tritt töten könnten - aber durch permanenten leichten Druck werden sie deutlich ungefährlicher gemacht. Klappt etwa bei Elefanten sehr gut, bei Raubkatzen dagegen funktioniert das nicht, die sind stärker in ihren Instinkten verankert als die halb domestizierten Elefanten. Nur hat das halt mit Vertrauen nicht viel zu tun, sondern ist und bleibt eine Zwangsmethode. Manchmal geht es eben nicht anders.

  • Danke für eure Antworten.
    Das es Meerschweinchen nicht mögen hochgenommen zu werden habe ich verstanden. Aber viel haben gesagt das es nicht gut sei die beiden alleine draußen zulassen. Das wirft bei mir Fragen auf, da die Meeris, als wir sie geholt haben alleine in Käfigen draußen waren. Die Bäuerin hatte alle ihr Meeris alleine draußen und die beiden saßen jeweils mit einem Hasen zusammen in einem Stahl. Ich kann sie aber leider nicht mit rein nehmen, da ich nicht wüsste wohin und ich habe weder drinnen noch draußen Platz für 4. Ich sorge schon dafür das genug Einstreu sowie Heu in dem Käfig ist.
    Eine Frage hätte ich dennoch:
    Ich habe mich schon gut belesen wie ich am besten die Meeris ankommen lasse und was ich beachten sollte.
    Ich habe ihnen 1 Stunde lang (täglich) den beiden etwas vorgelesen bzw. mit ihnen erzählt, sie versucht mit Apfel oder Möhre anzulocken aber sie sitzen ängstlich und zusammengedrängt in der Ecke. Sobald ich Heu rein tue oder etwas zu Fressen hinlege, fangen sie sofort an rum zu rennen und gehen wieder in ihre Ecke. Sie schauen mich an aber rühren sich nicht... :(
    Ich traue mich nicht sie hochzunehmen um sie abzuchecken da ich nicht weiß wie sehr sie Panik haben. Bitte gebt mir Tipps :oops:


    LG: Lulu :P

  • Hallo Lulu!


    Du merkst doch selber, was das war: eine Bäuerin, die Meerschweinchen hatte, damit sie ihren Schlachtkaninchen Gesellschaft leisten. Viele Bauern glauben noch, Meerschweinchen würden Krankheiten von Kaninchen abhalten, weil die bei so einer Haltung nicht alt werden und schnell sterben. Eben weil Meerschweinchen nicht dafür gemacht sind, in der Kälte draußen in Kleingruppen zu leben. Die sind aus Südamerika, und zwar von der verhältnismäßig trockenen Seite des Kontinents, wo sie in Regionen wohnen, in denen es recht stabil Plusgrade hat. Kein feucht-kaltes Klima wie bei uns. Das vertragen sie einfach schlecht und sterben wesentlich schneller als hier heimische Kaninchen.


    Dabei hängt die Bäuerin ganz sicher auch nicht besonders an den Kaninchen, die die nicht schön genug für die Zucht sind, landen da einfach im Kochtopf. Nichts mit emotionaler Bindung oder Tieren, die so gesund wie möglich alt werden sollen. Daher bitte auch die Fütterung auf keinen Fall nachmachen: Trockenfutter in die Mülltonne, dafür sehr viel Heu und frisches Gemüse, und zwar bitte einiges mehr als Karotten und Äpfel, da muss mehr Auswahl her.


    Damit sind Meerschweinchen leider sehr teure und schwierige Haustiere. Sie brauchen viel Platz, eine vernünftige Gruppengröße, ein raubtiersicheres Gehege, sehr teures Futter und davon viel. Das ist leider nicht wirklich für Teenager mit begrenztem Taschengeld geeignet.


    Würden deine Eltern Dich unterstützen, wenn Du zu ihnen gehst und ihnen erklärst, dass die Haltung so nicht geht, dass auf diese Art deine Schweinchen nicht lange überleben werden? Dass dein Taschengeld ziemlich sicher nicht für Futterkosten reichen wird? Dass Du Platz in der Wohnung brauchst - oder ca. 500 Euro für ein halbwegs vernünftiges Außengehege?



    Ich weiß, das ist alles sehr viel und tut mir auch leid, aber das ist erst mal viel wichtiger, als die Tiere zahm zu bekommen. Sie sind in akuter Gefahr zu erfrieren oder von Raubtieren gefressen zu werden. Zähmen kannst du sie immer noch wenn sie in Sicherheit sind.

  • Hey Lulu,



    ja, Meerschweinchen werden leider oft ganz falsch gehalten und diese Bäuerin ist ein Beispiel dafür.


    Susanne hat es, finde ich, gut erklärt: die Tiere kommen ursprünglich aus einer Umgebung, wo ein ganz anderes Klima herrscht als hier. Wenn man sie hier dann trotzdem draußen halten möchte, muss man sehr viele Vorkehrungen treffen. Eine davon ist die größere Schweinegruppe, eine weitere das sichere und warme Gehege. Das ist total schwer zu machen, wenn nicht gerade eine ganze Famlie Schweinchen-verrückt ist. Deshalb wäre es vielleicht im Vergleich einfacher, zu überlegen, wo die beiden drinnen bei dir wohnen könnten. Vielleicht müsstest du bisschen was umstellen/umräumen/umbauen, aber ich dfenke, das ist leichter und auf jeden Fall kostengünstiger und alleine besser zu machen, als die Außenhaltung anzupassen.



    Was ist, wenn du deinen Eltern erklärst, dass die Beiden draußen nicht leben können und ihr dann guckt, ob ihr nicht drinnen doch genug Platz für sie findet?


    Ich wünsch dir auf jeden Fall, dass du eine gute Lösung finden kannst.

  • Ich kann mich da meinen Vorschreibern nur anschließen...
    Tut mir leid, ich kann mir durchaus vorstellen, dass das jetzt eine schwere Situation für dich ist, aber wir meinen es nicht böse.
    Wir haben, genau wie du, nur das Beste für deine Tierchen im Sinn.


    Für das Gehege im Innernen muss es auch kein teurer "Käfig" sein...
    Unbehandelte Holzbretter, Teichfolie/Schreibtischunterlage untendrunter, und dick Streu mit Stroh drüber, dazu ein paar Häuschen... damit kann man fast jede Form, die dem Zimmer angepasst ist, bilden.
    Da können dir deine Eltern sicherlich beim Eigenbau helfen. Hier im Forum und auch sonst im I-Net gibt es tolle Anleitungen und Tipps dafür.


    Was das Hochheben angeht, ja, sie sind Fluchttiere und das muss man unbedingt beachten... das Beispiel mit dem Greifvogel ist nur allzu passend.
    Wenn ich meine Müffelstücke zum Wiegen oder Krallenschneiden heraushole, verwende ich eine dieser Bast/Kork oder sonstwie Röhren und mach ganz langsam in der Bewegung.
    Von der Röhre locke ich sie dann mit was Leckerem raus auf meinen Schoß bzw auf die Waage.
    Aber wie gesagt, auch nur zum gesundheitlichem Zweck, nicht zum Kuscheln.

Ähnliche Themen wie Eingewöhnung/ Vertrauen gewinnen