• Hallo,
    ich brauche dringend einen Rat!


    Kurze Story:
    Ich habe zwei kastrierte, ältere Böckchen, die friedlich zusammenleben. Ich habe versucht einen unkastrierten, jungen Bock aus Einzelhaltung mit ihnen zu vergesellschaften. Der erste Versuch ist gescheitert und sie sind wieder getrennt. Der neue Bock wird in 9 Tagen kastriert. Sollte ich dann eine zweite Vergesellschaftung versuchen oder ihn an ein Weibchen vermitteln?


    Lange Story:
    Ich habe zwei ältere, kastrierte Böckchen bei mir. Carlo und Momo. Papa und Sohn. Sie sind zusammen aufgewachsen und verstehen sich sehr gut. Ihr Käfig ist 1,60 x 0,80 cm groß. Sie können permanent Auslauf in meinem Zimmer haben. Der Auslauf wird aber nicht stark beansprucht, sondern ab und zu zum Spielen und Erkunden genutzt. Ich mache den Käfig nur zu, wenn ich mal für längere Zeit nicht da bin.


    Dann habe ich mir am Sonntag (28.04.19) ein drittes Böckchen geholt. Der Neue kommt aus der Einzelhaltung, ist unkastriert und 1 Jahr und 3 Monate alt.


    Für die Vergesellschaftung habe ich einen großen Bereich mit Versteckmöglichkeiten und Futter vorbereitet. Die Meeris haben sich gejagt, beschnuppert, mit den Zähnen geklappert, gedroht - das ganze Programm. Der Neue war dabei sehr forsch und ist immer wieder zu meinen Meeris gegangen. Meine Meeris hingegen waren eher reaktionär und ablehnend. Es gab aber keine großen Verletzungen und heftigen Kämpfe.
    Als es Nacht wurde habe ich den Bereich aufgelöst und sie zusammen in den Käfig gepackt. Der Auslauf stand ihnen zur Verfügung. Im Käfig gab es dann weiter Rangeleien. Mein Schweinchen Momo ist irgendwann in der Nacht in den Auslauf geflohen. Ich fand ihn am Morgen total ängstlich und zitternd, während Carlo und der Neue sich weiter im Käfig rangeln.
    Weil Momo dann erstmal mehrere Stunden vom Geschehen isoliert war, habe ich wieder versucht ihn zu den anderen zu bringen. Die Rangeleien wurden entsprechend heftiger, weil nun wieder drei Konfliktparteien zusammentrafen.
    Insgesamt waren die Meeris ca. 24 Stunden zusammen. Alle drei Meeris hatten in der Zeit wenig gegessen und waren gestresst. Momo schien komplett überfordert, hat die ganze Zeit gequickt und wollte eigentlich jeder Situation entkommen. Allerdings geht das schlecht auf so wenig Raum. Letzten Endes war mir die ganze Situation zu viel und ich habe den Neuen wieder von meinen Meeris getrennt.
    Der Neue war dann überfordert mit der Situation auf einmal wieder alleine in einem kleinen Käfig zu hocken. Er brauchte eine Weile um sich wieder zu beruhigen. Meinen Meeris ging es sofort besser.


    Nun weiß ich nicht, wie ich weiter vorgehen soll. Mein Plan war es den Neuen jetzt isoliert zu lassen bis er kastriert wird (am 10.05.19). Dann könnte ich entweder eine zweite Vergesellschaftung versuchen oder ich würde ihn versuchen an ein Weibchen zu vermitteln.


    Natürlich hätte ich ihn gerne bei meinen Meeris, aber ich bin gerade etwas entmutigt. Ich habe wirklich das Gefühl, dass die drei Meeris viel mehr Platz bräuchten. Natürlich haben sie den Auslauf. Allerdings ist der Auslauf wirklich nur Auslauf und keine Gehegeerweiterung. Die Meerschweinen sollen dort kein Häuschen haben, nicht Schlafen und Essen. Ich muss dazu sagen, dass ich eine kleine 1-Zimmer-Wohnung habe und keine Möglichkeit für eine dauerhafte Gehegeerweiterung besitze.


    Der Neue wirkt auch sehr aufbrausend, forsch und dominant. Aber auch sehr neugierig, entdeckerfreudig und verspielt. Ein richtiger Rabauke halt! Das kam zwar nicht gut bei meinen Meeris an, dennoch gab es keine heftigen Verletzungen. Daher frage ich mich, ob ich vielleicht überreagiert habe. Vielleicht hätten sie mehr Zeit zusammen gebraucht? Allerdings habe ich mich nicht getraut ihnen den Auslauf wegzunehmen oder für längere Zeit die Meeris allein zu lassen - und dieser Umstand sollte nicht existieren!


    Deshalb meine Frage: Was ist das beste, das ich tun kann?

  • Deine drei Schweinchen sind sicher alle nicht gut sozialisiert. Ich nehme mal an, die beiden älteren haben immer nur zu zweit gelebt und kennen keine Gruppenhaltung.
    Der Neue wurde vielleicht auch von Baby an alleine gehalten?
    Das sind dann schlechte Voraussetzungen für eine Bockgruppe.
    Bockgruppen funktionieren besser mit einer geraden Anzahl Schweinchen, besonders Dreiergruppen gehen meistens schief.
    Ich würde die beiden älteren Kastraten zu zweit lassen und wenn mal einer stirbt, ein älteres Weibchen dazu setzen.
    Dem einzelnen Bock würde ich nach der Kastrationsquarantäne auch ein oder zwei Mädels gönnen, die kommen mit schlecht sozialisierten Kerlen besser zurecht als andere Böckchen.
    Ich bin gespannt, was die anderen schreiben, ich persönlich sehe kaum eine Chance für eine funktionierende Gruppe deiner 3 Schweinchen.

  • Hallo!


    So wie es klingt sind alle nur schlecht sozialisiert, keiner hat die ersten 1-2 Lebensjahre in einer Gruppe mit erwachsenen Schweinchen verbracht, das war von Anfang an schwierig.


    Dazu kommt viel zu wenig Platz - für drei Böcke muss man ca. 3m² einplanen, dein Käfig hat aber nur ca. 1m², und der Auslauf wird ja kaum genutzt, zählt also nicht. Besser wäre sowieso, da nachzubessern und ein größeres Gehege zu bauen, dass sie immer nutzen können. Auch wenn Du nur zwei behälst.


    Die beiden alten - es wäre besser, wenn du sie noch kastrieren lässt, damit der der zuletzt überlebt ein Weibchen als Gesellschaft haben kann. Auch mit einem anderen Bock könnte es schwierig werden, und einen alleine lassen ist ja auch keine Lösung.


    Den Jungen würde ich wohl 6 Wochen nach der Kastration an jemanden mit Weibchen vermitteln, in deiner Gruppe sind einfach die Voraussetzungen zu schlecht. Das kannst du zwar auch 6 Wochen nach der Kastration nochmal testen, aber ich würde mir davon nicht zu viel versprechen.

  • Erst einmal danke für die Antworten.
    Also der neue, jüngere Bock lebte wohl schon die ganze Zeit in Einzelhaltung.
    Meine Meeris leben seit ich sie habe zu zweit und sind beide kastriert. Ich bin mir nicht sicher, ob sie bei ihrem Vorbesitzer in einer Gruppe lebten. Ich weiß nur, dass Momo (der Sohn) von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt wurde, als er Geschlechtsreif wurde. Ab da blieb er alleine mit seinem Vater Carlo. Mit ihm gab es auch Rangstreitigkeiten, aber es blieb alles sehr harmlos.
    Meine Meeris nutzen den Auslauf schon. Dort stehen auch Brücken und Tunnel und ich verteile dort auch Essen. Nur ihre Häuser und das Heu sind im Käfig, was den Effekt hat, dass sie sich viel drinnen aufhalten (vor allem zum Schlafen).


    Meine Idee war es noch einmal eine Vergesellschaftung zu versuchen. Wenn ich merke, dass es am Platz liegt, denke ich doch nochmal über eine Gehegeerweiterung nach. Wenn das nicht klappt, vermittle ich ihn an Jemanden mit Weibchen.
    Aber muss ich dafür wirklich 6 Wochen warten??? Es ist traurig, dass der Neue so lange allein sein muss... :(


    Eine Frage hätte ich dann noch: Das neue Meeri ist gerade alleine in einem Käfig. Ich hatte die Idee ihm zeitweise Kontakt zu einem meiner Meeris zu geben, damit er nicht so alleine ist. Das würde ich dann in einem größeren Bereich machen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ihn das nur stresst, wenn der Kontakt nur zeitweilig ist und er den Großteil des Tages wieder alleine ist.

  • Das mit dem zeitweisen Kontakt ist eine gaaaanz schlechte Idee. Damit stresst du nur alle drei. Sie müssen jedes Mal wieder ihre Rangordnung klären, auch die beiden alten, weil einer ja dann nach dem neuen Schweinchen riecht. Wenn du wirklich noch mal eine Zusammenführung versuchen willst, wäre es besser, noch ein viertes Schweinchen zu holen. Dreiergruppen gehen nicht gut, da wird immer einer gemobbt. Dann hättest du natürlich im Fall des Scheiterns 2 Böckchen zu viel.
    Wie alt sind deine beiden Kastraten eigentlich?

  • Also Carlo ist ca. 5 Jahre und Momo ca. 4 Jahre alt.
    Als ich die drei nach der ersten Vergesellschaftung getrennt habe, gab es aber keinen Stress zwischen den beiden. Also der Geruch des Neuen hat da wohl nichts bewirkt.
    Aber, dass es für den Neuen schwer ist, kann ich mir vorstellen.


    Irgendwie hatte ich auch die ganze Zeit das Gefühl, dass die keine Rangordnung ausfechten. Der Neue wollte sie ausfechten und meine Meeris haben ihn entweder ignoriert oder sehr ablehnend (Ausweichen, Quicken, Zähne klappern, Schnappen) reagiert.

  • Hallo,


    beginnst du einmal mit der VG musst du sie laufen lassen - außer es kommt zu dauergejage ab 30min am stück, gewichte gehen runter oder tiefen ewig nachblutenden wunden.


    dein fehler war die vg zu starten und dann in einen engen käfig als nacht-lösung zu verlegen. hätten sie übernacht die komplette fläche zum diskutieren gehabt, hätte die vg weiter laufen können.


    das nächste problem - der neue aus einzelhaltung und ohne passendes sozialverhalten - zu zweien, die sich eingespielt haben.. und die beide mit einander klar kommen. bei bock-haltung setzt man auf gerade zahlen, 2,4,6,8 etc. - damit man nicht erlebt, das eine wutz ausgeschlossen wird.


    der platz reicht für deine beiden aus, die sind das gewöhnt und haben sich damit arrangiert - für 3 reicht er nicht mehr aus, es entsteht stress und irgendeiner floh über nacht in fremde gefilde aus stress.


    mein tipp.. entweder schaffst du ein gehege mit mind. 3qm ebenerdig, ohne etagen.. und probierst ne vg erneut, nachdem du den neuen in einem anderen zimmer untergebracht hast..


    oder du gibst ihn ab. und vermittelst ihn in ne mädelsgruppe. herren mit schrullen - der aus einzelhaltung hat welche - werden von mädels eher toleriert als unter böcken.


    lg Sue

  • Hallo!


    Der Klassiker wäre ein Vater, der ca. 2-4 Monate älter als sein Sohn ist, und ab Geschlechtsreife dann alleine zu zweit - also ohne besonders gute Sozialisation. Quasi das Pärchen aus dem Zooladen, als das Weibchen schwanger wurde saß der Bock dann alleine, bis sein Sohn zu ihm kam, das heißt, es fand praktisch gar keine Sozialisation von Artgenossen statt.


    Hin und her setzen ist einfach nur Stress, entweder zusammen oder getrennt, aber kein hin und her. Auch wenn Du beim ersten Mal keinen solchen Eindruck hattest, es ist stressig und muss nicht sein.


    Und Dreiergruppen gehen so selten gut, dass man Dir dazu einfach kaum raten kann - allerdings bin ich bei den eher ungünstigen Voraussetzungen auch insgesamt vorsichtig mit Bockgruppen. Das Risiko, dass sie sich zu viert auch stressen, ist einfach sehr groß. Und mit dem geringen Platzangebot geht das auf gar keinen Fall, ich finde den Käfig schon jetzt zu klein, auch wenn deine Beiden sich verstehen. Sie könnten vielleicht raus, gehen aber nicht, also ist der Übergang ungenügend oder das "Außen" nicht attraktiv genug, das zählt daher einfach nicht. Wenn Du meinst, es wäre ausreichend Platz, nur weil sie theoretisch raus können: nein, ist es nicht. Nimm wenigstens eine Säge in die Hand und säge ihnen einen Ausgang in den Käfig, damit sie nicht hin und her klettern müssen, dann nutzen sie den Auslauf schon deutlich mehr. Meerschweinchen klettern einfach nicht gerne und haben oft Gelenkprobleme.



    Eine Vergesellschaftung hat erst dann überhaupt irgendeinen Sinn wenn vorher die Testosteronwerte runter gehen, und zu Weibchen geht es natürlich erst, wenn der Bock sicher nicht mehr "scharf schießen" kann. Daher die 6 Wochen.

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