Meerschweinchen Vergesellschaftung

Ratschläge und Tipps bei Neuzugang

Tipps und Hilfe rund ums Vergesellschaften von Meerschweinchen

  • Hallo zusammen,


    aktuell haben wir zwei Kastraten Mumin und Murphy (beide ca. 3 Jahre, 1 Woche Unterschied) und diese leben auf knapp 3 qm (Gehege ist 2,20m auf 1,10m).


    Beide sind zusammen bei uns aufgewachsen und hatten bis letze Woche unseren Mümml (nicht kastriert) als Erzieher, Papa, Großen Bruder. Hatten, da Mümml heute vor einer Woche im stolzen Alter von knapp 7,5 Jahren die letzte Reise angetreten hat. Und diese dreier Gruppe bestand so auch fast ein Jahr, da letzes Jahr völlig unerwartet unser Mickey seine letzte Reise angetreten hat (mit nicht mal 2 Jahren -.-). Also von 4 auf 3 und nun von 3 auf 2 Tiere.


    Bis jetzt haben wir nichts festgestellt, dass es zwischen Mumin und Murphy Stress oder Unstimmigkeiten gäbe. Man merkt etwas die Trauer über den Verlust von Mümml finde ich. Aber sonst keine Veränderung am Verhalten. Sie sind auch immer ziemlich beiander und viel gemeinsam auf Tour im Gehege.


    Jetzt zur eigentlichen Frage.

    Es steht eventuell an, dass ein dritter Kastrat einzieht. Der ist knapp 1,5 Jahre, lebt mit einem Kastrat und Mädels zusammen. Er ist dort mit 8 Wochen eingezogen und es ging wohl lange gut aber inzwischen wird er etwas von der Gruppe ausgeschlossen und wirkt wohl auch nicht so glücklich. Deswegen suchen die jetzigen Besitzer ein neues zu Hause.


    Sollte es den sein, dass der junge Bub bei uns einzieht, überlegt man natürlich vorher wie am besten vergesellschaftet. Da unsere beiden Herren sehr ruhige und soziale Tiere sind, mach ich mir auch nicht so viele Sorgen. Was jetzt aber nicht bedeutet, dass ich vollkommen entspannt an das Thema rangehe ^^.


    Unser Plan. Das gesamte Gehege misten. Also Heu, Einstreu, Pipipads, Kuschelrollen etc raus und danach frisch einstreuen, neue Pipipads rein usw. usf. Viel frisches Futter rein, sehr viel ^^. Dann alle drei zusammen ins Gehege setzen und beobachten. So in etwas hatten wir es damals auch gehandhabt als unser drei jungen Kastraten zu unserem Mümml gezogen sind. Und das klappte sehr gut.


    Findet ihr den Plan gut? Würdet ihr es anders handhaben? Und habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps noch für uns?


    Danke euch :).

  • Es tut mir leid, dass Euer Mümml gestorben ist!


    Grundsätzlich finde ich größere Gruppen auch bei Böckchen immer schöner - solange bzw. sofern sie sich gut vertragen. Leider ist aber gerade das nicht sicher vorherzusagen. Ein Bockgruppe zu erweitern ist also immer ein relativ großes Risiko.


    Zudem hat Euer Gehege nur 2,4qm. Das ist aus meiner Sicht schon für 2 Böckchen sehr knapp, aber für 3, von denen einer auch noch als neues erwachsenes Tier dazukommt, finde ich es deutlich zu klein. Könntet Ihr den Schweinchen dauerhaft zumindest 4qm Fläche zur Verfügung stellen?


    Eine Vergesellschaftung von Böckchen ist ja auch nicht nach ein paar Stunden oder selbst nach ein paar Tagen entschieden. Es kann durchaus anfangs ruhig sein und später Stress geben. Da hilft auch viel Platz nicht immer, aber es gibt zumindest eine deutlich bessere Chance, dass sie einander ausweichen, sich durch Rennen abreagieren und friedlich miteinander sein können.


    Der andere Punkt wäre für mich: Wieviel Zeit könnt und wollt Ihr bei Bedarf investieren, die Schweinchen zu unterstützen?


    Böckchen würde ich in den ersten Wochen sehr viel und gut beobachten und dann auch beruhigend oder ermahnend eingreifen, wenn sie zu aggressiv miteinander werden. Natürlich müssen sie sich auch streiten dürfen anfangs und damit ihre Positionen finden. Aber es sollte aus meiner Sicht möglichst keine Beißereien und oder stundenlanges Jagen geben.


    Zu dem "Wie" würde ich gerne mehr schreiben, wenn Du auf die o.g. grundlegenden Punkte antworten konntest.

  • Danke dir erstmal für den Input 🙂.


    Wir müssten zwar schauen wie aber grundsätzlich könnten wir durchaus erweitern. Ich muss aber sagen, vielleicht auch Glück gewesen, aber mit 4 Tieren hat es auf der jetzigen Fläche ohne Probleme funktioniert. Aber klar ist für uns, je mehr Platz desto besser.


    Alle Zeit die es braucht würden wir investieren. Uns ist schon auch bewusst, dass man die ersten Wochen oder sogar Monate ganz genau hinschauen und auf jede Kleinigkeit achten muss. Und möglichst am Anfang alles richtig machen muss, das es gut läuft.

  • Ich nochmal selber :).


    Wir überlegen nun auch schon die ganze Zeit, wie es am Besten gehen kann.


    Sollte der kleine Herr zu uns ziehen, wird ein Kennenlernen auf neutralem Boden (Große Decke, Songmics Aufbau außen rum, bissl Frischfutter, eventuell Unterstände rein) stattfinden. So ist nicht plötzlich ein anderes Tier im Gehege und man kann vielleicht schon eine Tendenz erkennen, ob sie sich überhaupt verstehen oder nicht.


    Verläuft alles einigermaßen unauffällig und ist eine positive Tendenz erkennbar, ziehen sie ins Gehege um. Das wie schon geschrieben vorher komplett gemistet wurde.

    Dann ganz genau beobachten, beobachten, beonachten...

    Erweiterung des Gehege wie schon geschrieben möglich.

  • Eine Erweiterung des Geheges wäre vor dem Neuzugang auf jeden Fall sinnvoll. Das könnte man dann idealerweise mit der Vergesellschaftung kombinieren, so dass alle 3 etwas Neues und Interessantes haben.


    Was mir auch noch ganz wichtig wäre: Könntet Ihr den Neuen in den ersten Wochen mit gutem Gewissen zurückgeben, falls es nicht funktioniert mit den Dreien? Die Alternative wäre ja nur 2 Gruppen zu halten und für den Neuen ein weiteres Böckchen zu suchen. Zwei Gruppen finde ich aber in verschiedener Hinsicht für Menschen und Schweinchen weniger gut als 1 größere Gruppe.


    Wenn Ihr es wagen wollt, hängt das Vorgehen bei der Vergesellschaftung aus meiner Sicht von den Tieren ab. Wenn sie zu sehr verunsichert oder überrascht werden, kann es auch dadurch allein zu Aggressionen kommen. Ich würde daher tendenziell den Neuen 1-3 Tage neben den anderen halten. Sollten sie da sehr unruhig oder aggressiv reagieren, muss man das natürlich beenden. Ansonsten würde ich dem Neuen damit etwas Zeit geben, sich an Euch, die anderen Tiere und die andere Umgebung zu gewöhnen.


    Danach würde ich alle 3 auf einem neutralen Boden zusammensetzen. Dazu gibt es bei Meerschweinchenhaltern unterschiedliche Ansichten. Bei unseren Böckchen macht es definitiv einen Unterschied, ob sie in ihrem angestammten Gebiet sind oder in fremden. Das Saubermachen oder Umstellen im Gehege hat m.E. nicht die gleiche Wirkung. Dieser "neutrale Boden" könnte auch ein deutlich erweitertes Gehege sein.


    Auf jeden Fall würden sie dort längere Zeit zusammen brauchen. Am besten wäre es eben in einem erweiterten Gehege oder in einem Raum, in dem sie ein paar Tage bleiben können.


    Was m.E. grundsätzlich zu berücksichtigen ist: Wer könnte vermutlich aggressiv werden und aus welchem Grund?


    Wenn man z.B. annimmt, dass der Neue gestresst auf all das Fremde reagieren könnte, dann hilft es, ihm die Eingewöhnungszeit zu geben und ihn als ersten in den Vergesellschaftungsbereich zu setzen. Wenn er dort sich z.B. eine halbe Stunde umsehen und eingewöhnen kann, wird er erspannter sein. Aber er hat dann auch einen Vorteil gegenüber Euren beiden angestammten Tieren. Das muss man also abwägen.


    Grundsätzlich würde ich die Drei solange "machen lassen" wie es nicht zu aggressiv wird. Man kann mit beruhigendem Reden, Futter oder notfalls eine Pappe, die man zwischen zwei streitende Schweinchen hält. die Lage entspannen. Ich habe auch schon Tiere wenn sie offensichtlich zu sehr unter Stress standen wieder getrennt und am nächsten oder übernächsten Tag wieder zusammengesetzt. Es ist natürlich schön, wenn das nicht nötig ist, aber eine solche Unterbrechung kann eine auf der Kippe stehende Vergesellschaftung durchaus retten.


    Futter hat bei uns in heißen Phasen wenig bis gar nicht geholfen, aber es schadet sicherlich nicht, es großzügig zu verteilen. Sichtschutz finde ich hilfreich, damit sie sich auch mal aus dem Weg gehen können und den anderen nicht ständig vor Augen haben. Aber natürlich darf es keine Engstellen geben.


    Es gibt im Internet sehr unterschiedliche Empfehlungen zu Vergesellschaftungen. Der von mir skizzierte Ansatz beruht auf meinen Erfahrungen mit der Vergesellschaftung von 6 Böckchen, die auf die eine oder andere Art alle schlechte Voraussetzungen mitbrachten. Und es wurde durch 2 andere Bockgruppenhalter bestätigt, die ähnliche Wege gegangen sind und damit Erfolg hatten.

  • Wegen der Frage: "Könntet Ihr den Neuen in den ersten Wochen mit gutem Gewissen zurückgeben, falls es nicht funktioniert mit den Dreien?"


    Ja, die Option besteht. Er wird uns sogar gebracht, wenn alles wirklich zustande kommt.


    Vielen lieben Dank auf jeden Fall für deine Tipps und die Erfahrung, die du mit uns teilst. Das sind alles Punkte, die wir im Hinterkopf behalten.

  • Zwischenstand. Kofu (Kastrat, ca. 1,5 Jahre alt) ist gestern eingezogen. Die bisherigen Besitzer haben ihn uns gebracht.


    Kennenlernen der drei Herren fand auf neutralen Grund statt und lief weitestgehend unspektakulär ab. Man war interessiert aneinander aber ist sich auch aus dem Weg gegangen. Gefressen wurde.


    Nach ca. 1,5 Stunden Umzug ins Gehege. Da ist erstmal wenig bis gar nichts passiert. Mumin und Murphy sind auf der einen Seite in die Häuser verschwunden, Kofu auf der anderen Seite in die Hängematte. Von dort aus hat er in einem gewissen Radius kleine Touren unternommen. Die anderen beiden Herren waren ab und zu kurz zu sehen. Ansonsten war schlafen angesagt.


    Irgendwann gab es kurze Treffen die aber schnell wieder rum waren. Abends gab es eine große Ladung Frischfutter und für eine kurze Zeit haben alle drei miteinander gefressen. Dann gab es das erste Mal "Stress". Brommseln, Quiecken, Zähne klappern, stellen, schnappen. Verletzt wurde niemand. Es sah heftig aus aber so schnell wie das "Gewitter" aufgezogen ist, so schnell wars wieder rum. Abends gab es kurz und nicht mehr so heftig eine Diskussion. Danach war Ruhe.


    In der Früh dachte ich, ich seh nicht richtig. Wir haben drei Häuser ziemlich beieinander und in jedem lag ein Schweini und schlief.


    Kofu blüht hier auf, testet seine Grenzen und schaut, wo er steht. Stänkert und meckert auch gern. Er besteigt unsere beiden. Mumin ist da entspannt und geht einfach oder lässt ihn machen. Murphy überraschenderweise stellt sich und geht in die Diskussion. Dann geht's kurz rund mit brommseln, hinterher rennen, Zähne klappern. Aber nie böse oder aggressiv.


    Wir beobachten ganz genau. Aktuell sieht alles nach Rangordnung klären aus. Sie fressen, kommen auch komplett zur Ruhe und dulden sich im Großen und Ganzen. Und es gibt Momente wo ich merke, es wird auch werden. Also das eine gute Chance besteht sie werden zusammen bleiben können.


    Ansonsten stehen wir mit den bisherigen Besitzern in Kontakt und sie würden ihn jederzeit wieder holen.


    Drückt uns die Daumen :). Bild anbei ist übrigens von gerade eben.

  • Das hört sich bisher sehr positiv an. Das freut mich!


    Das Gehege sieht mit den durchsichtigen Wänden sehr ansprechend aus. Habt Ihr vor, es noch zu erweitern?


    Besser als gar nichts wäre eine durchgehende Etage über die voll Breite. Die kann man natürlich aus mehreren Teilen bilden, die einfach nebeneinander stehen. Es wären sozusagen kleine, breite Tische, z.B. 2 x 110x50cm mit 22cm Höhe. Dann würdet Ihr keine zusätzliche Fläche "abgeben" müssen, aber sie hätten mehr Ausweichmöglichkeiten, Abwechslung und Beschäftigung. Mit je 1 Brett und 4 Beinen aus Kantholz o.ä. wäre das einfach und billig zu bauen. Man würde noch 1-2 flache Rampen brauchen, die aber bei der geringen Höhe und guter Bauweise schon mit 40cm Länge hinkämen. Der größte Aufwand wäre vermutlich die Umrandug ausreichend hoch zu machen.


    Alles Gute weiterhin! Ich hoffe, es wird ganz harmonisch auf Dauer.

  • Geplant ist es nicht aber wir halten uns die Option offen, es zu erweitern.


    Stimmt, Etage wäre auch eine Option :).


    Also im Moment scheinen sie sich nochmal ein Stück mehr zu vertragen. Gebrommselt und angemotert wird wenn, klingt komisch, aber wegen Nichtigkeiten. Meist ist einer sehr müde und dadurch etwas gnatschig. Etwas berührt im vorbeigehen oder falsch angeschaut, zack, Party. Oder Murphy versucht Kofu zu erziehen. Der Gott sei Dank auch verstanden hat, man kann nachgeben.


    Unser Murphy hat sich vorher im Unterstand Mitten im Gehege lang gemacht, beide Hinterfüsse weggestreckt und geschlafen. Glaub wenns echten Stress zwischen allen gäbe, würde er das nicht machen.


    Vielen Dank euch allen fürs Daumen drücken :).

  • So, ein letztes Update da vermutlich das Gröbste überstanden ist 🙂.


    Es wurde wirklich jeden Tag besser. Sie arrangieren sich super und verbringen auch öfter Zeit zusammen ohne Stress oder Streit.


    Kofu ist halt sehr kommunikativ und brommselt auch gerne einfach mal, wenn er das Haus verlässt 😅. Murphy und er brommseln sich hier und da noch an (mit Hinterherlaufen) aber das wirkt eher spielerisch. Es kann auch passieren, dass Murphy Kofu anbrommselt (ganz leicht) und der ihn leicht mit der Nase anstupst als Zeichen, alles ok. Mumin hat sich inzwischen auch gut mit Kofu arrangiert. Mumin hatte sich vermutlich auch etwas zurückgezogen, weil sich ein Abszess gebildet hat 😒. Aber wir sind in ärztlicher Behandlung und Mumin wirkt wieder etwas lebhafter. Kommt auch inzwischen gut mit Kofu klar.


    Mottern tun sie übrigens alle drei gerne 😂. Und wenn sie irgendwo liegen, dann richtig entspannt. Also keine Anspannung oder Angst.


    Bild ist von heut Morgen. Inzwischen kommen sie alle drei sofort, wenns Frischfutter gibt 😍.


  • Es freut mich auch, von der guten Entwicklung zu lesen! Dazu möchte ich ergänzen:


    Zumindest in unserer Bockgruppe ist Brommseln eine beruhigende oder freundliche Geste. Sie hat dann nichts mit Aggressionen zu tun. Ganz extrem machen das bei uns Landolf - der Oberbrommsler, den ich auch im Dunklen am Tonfall und der Lautstärke erkenne - mit seinem besten Freund Dachsi. Wenn die beiden sich begegnen, hört man lautes Brommseln und sie reiben sich oft etwas aneinander oder umrunden sich o.ä.


    Josia, der als letzter dazukam, hat hier auch gelernt, zu brommseln, wenn er z.B. zum Futter will, an dem schon ein Ranghöherer sitzt. In beiden Fällen wird das Brommseln begleitet von dem auffallenden Gang und dem Hinternwackeln - mehr oder minder ausgeprägt.

  • Dass das Brommseln auch eine freundliche/beruhigende Wirkung hat, kann ich auch von meiner jetzigen Harems-Gruppe so berichten! Davor ist es mir nie wirklich aufgefallen, unser kleiner Kastrat ist aber extrem „gesprächig“. Das hat tatsächlich aber auch nicht immer etwas mit Dominanz zeigen oder „böse“ sein zutun, manchmal ist es wirklich einfach nur als freundliche Geste gemeint. Finde das super interessant zu beobachten, wie unterschiedlich ein einziger Ton wahrgenommen werden kann!