Hallo Werschweinchen,
hat Safi drei Markrodonten an den Backenzähnen, oder an den Schneidezähnen, oder betrifft es beides? Ob 3 Backenzähne oder 3 Schneidezähne betroffen sind macht ja einen erheblichen Unterschied. Würde man im Fall der Extraktion alle drei Zähne extrahieren? Welche Diagnostik wurde bisher vorgenommen? Wurde der Rachen angesehen? (vollständig funktioniert das meines Wissens nur zumindest unter Sedierung) Wurde an den Backenzähnen retrogrades Zahnwachstum festgestellt und wenn ja wie ausgeprägt? Denn wenn die Wurzeln eines oder mehrerer Backenzähne bereits sehr nah daran sind, den Kiefer zu durchbrechen ist es m.E. fraglich noch Extraktionen durchzuführen. Wurden Abszesse/ Fisteln festgestellt? Insbesondere Letzteres fällt nicht unbedingt beim Röntgen auf, ein CT könnte das bereits eher ausschließen oder bestätigen, zu 100 % aber auch nicht. Befinden sich die Makrodonten im Ober- oder Unterkiefer?
Wurden entzündliche Geschehen festgestellt und wenn ja in welchem Bereich?
In welchem Zeitraum hat sie jetzt insgesamt 260 Gramm abgenommen? Wann trat das Augentränen zuerst auf? Wie wurde die kleine Wunde im Zahnfleisch behandelt? Mitunter können solche Wunden bereits so schmerzhaft sein, dass die Meerschweinchen deswegen das Fressen (länger) Einstellen, als sie es wegen der Zahnsituation per se tun würden. Das führt bei einigen Meerschweinchen mit Zahnerkrankungen zu einem Teufelskreis, dass die Backenzähne und/oder Schneidezähne in dieser Zeit ohne Fressen Spitzen/Brücken bilden / schief wachsen und erneut zur Wunden führen. Wenn du dir mit der Schmerzmitteldosierung nicht sicher bist, ob diese angemessen ist, kann ich dir dazu, wie bei unserer Tierarztpraxis dosiert wird eine PN schicken. Ich kenne deine Tierarztpraxis nicht und kann nicht einschätzen, ob diese versiert für kleine Heimtiere ist. In wie fern frisst Safi inzwischen wieder selbständig? Musst du zusätzlich päppeln und nimmt sie den Päppelbrei freiwillig? Wenn ihre Schneidezähne jetzt bereits wieder schief werden, halte ich einen Termin in erst 6 Wochen für unrealistisch.
Ich weiß, dass sind viele Fragen, ich versuche mir ein umfassenderes Bild von der Situation zu machen, um sinnvoller antworten zu können.
Meine eigenen Erfahrungen habe ich in der Vergangenheit gemacht, ich hatte zwei Meerschweinchen mit Zahnerkrankungen. Bei einem wurde ein unterer Schneidezahn extrahiert, es lag zum (deutlich zu spätem) Zeitpunkt des Ziehens bereits ein Kieferabszess vor.
Das Meerschweinchen, welchem ein unterer Schneidezahn extrahiert wurde ist nicht aufgrund seiner (zeitweise gravierenden) Zahnprobleme verstorben. Nach der Extraktion lebte es noch fast 1 1/2 Jahre. Mein damaliger Kastrat wurde mit ca. 5 3/4 Jahren operiert. Auch mit 6 Jahren hatte er noch eine Kieferoperation und ich denke ca. 6 Zahnsanierungen, eine kurz vor seinem siebten Geburtstag. Nach den Narkose war er immer sofort wieder wach und hat gefressen. Auch nach der Extraktion hat er direkt zumindest Gurke gefressen und dann nach ca. 2 Tagen wieder vollständig normal. Die Zahnextraktion fand durch Isofluran (Inhalationsnarkose) in Kombination mit einer Injektionsnarkose statt. Die Zahnsanierungen wurden alle unter Inhalationsnarkose durchgeführt. Die Umstände waren bei ihm vor Extraktion folgende: er hatte sich bereits ein Kieferabszess gebildet, der Unterkiefer war nach vorne verrutscht, die Backenzähne waren deutlich verändert, es lagen Brücken- und Spitzenbildung vor und auch gewissermaßen retrogrades Zahnwachstum vor. Der Heilungsverlauf war auch wesentlich erschwert, dazu kann ich bei Bedarf genaueres schreiben. Dies muss nicht der Fall sein und wenn Extraktionen frühzeitiger stattfinden, sind die Chancen auf eine komplikationsfreie/geringe Heilung besser.
Die Wundheilung bei unserem damaligem Kastraten, wo der obere Schneidezahn extrahiert wurde verlief übrigens sehr gut. Das führe ich u.a. darauf zurück, dass nach dem Eingriff im ca. 7 tägigem Abstand in der ersten Zeit das Zahnfach gründlich tierärztlich gespült und gereinigt wurde. U.a. wurde jeweils der alte Leukase Kegel (ich bin mir nicht sicher, ob es ein Leukase Kegel oder ein Antibiotikum Schwamm war, bei unserem ersten an Zahnproblemen erkranktem Schweinchen war es ersteres) entfernt und ein neuer eingesetzt.
Konkret zu deinen Fragen:
Häufigkeit Schleifen:
- Kastrat unterer Schneidezahn: vor der Extraktion hatten wir Schleifrhythmen des entzündetem Schneidezahnes und der Backenzähne von in den schlimmsten Zeiten alle 5 - 7 Tage, allerdings wurde in der damaligen Praxis hinsichtlich der Backenzähne eine grob fahrlässige Behandlung durchgeführt, die dazu führte, dass unser Kastrat bis zu 4 Tagen nach der Behandlung starke Schmerzen hatte. (Das ist absolut nicht normal) Nach der Extraktion hatten wir zunächst Schleifperioden von ca. 14 Tagen - 21 Tagen (zu den Terminen wurde der Gegenspieler des extrahierten Schneidezahnes geschliefen und die Backenzähne oberflächlich durch einen Wangenspreizer, vorrangig wurden auf diese Art Spitzen weggeschliefen. Dann folgte eine kritische Phase, wo seine Pharyngitis, die bereits länger bestand akut wurde (aber grundsätzlich chronisch war) und wir hatten ca. für 2 - 3 Monate alle knapp 4 Wochen Narkosetermine für Zahnsanierung (Okklusionskorrektur), zu dem Zeitpunkt der Zahnsanierung waren die Backenzähne bereist in einem sehr grenzwertigem Zustand, daher dieser Zustand wäre nicht langfristig vertretbar gewesen. Folgend (wie es vermutlich dazu kam führt zu weit) verbesserte sich die Zahnsituation wesentlich und wir erreichten Abstände der Zahnsanierungen unter Narkose von ca. 3 Monaten, zwischenzeitlich im Abstand von ca. einem Monat und dann nochmal 20 Tage danach hatten wir noch eine Zahnkorrektur ohne Narkose.
- Kastrat oberer Schneidezahn: vor der Operation wurde zweimal im Abstand von 7 Tagen eine Zahnkorrektur des von u.U. Makrodontie (v.a. Faserbildung) betroffenen oberen Schneidezahnes vorgenommen. Nach der Extraktion musste für ca. 4 Monate jeden Monat eine Zahnkorrektur (zunächst nur) des Gegenspielers des extrahierten Zahnes vorgenommen werden. Der untere Schneidezahn ohne Gegenspieler wurde relativ gut von dem noch bestehenden oberen Schneidezahn mitabgenutzt. Dann verringerte sich der Abstand kontinuierlich.
- Grundsätzlich ist meine Erfahrung, dass es am sinnvollsten ist, flexibel angepasst zu entscheiden und nicht starr nach Plan, in welchem Abstand Zahnkorrekturen stattfinden sowie tendenziell eher etwas zu früh abzuschleifen.
Preis:
- Der aktuelle Preis (nach der GOT-Erhöhung) für das Abschleifen der Schneidezähne beträgt 11,26 Euro und das der Backenzähne 16,78 Euro. (in unserer Praxis) Ein Termin zur Wundreinigung mit Folgenuntersuchung im gleichen Behandlungsfall kostete (nach GOT-Erhöhung) 54,15 Euro. Die Zahnsanierungen einschließlich Narkose und allgemeine Untersuchung mit Beratung kosteten vor der GOT-Erhöhung 132, 93 Euro. Das wird inzwischen teurer sein.
Zeitpunkt Extraktion der Zähne:
- Kastrat unterer Schneidezahn: das Augentränen trat rückblickend bereits minds. 1 halbes Jahr - 1 Jahr vor allen anderen Symptomen auf. Leider habe ich damals (aufgrund Unkenntnis und eines jungen Alters) den Ausmaß der Zahnprobleme erst gemerkt, als der Makrodont bereits erheblich aus an dem Gegenspieler vorbei wuchs und das Meerschweinchen mehr als 100 Gramm abgenommen hatte. Wenn ich mich recht erinnere, war der Schneidezahn davor aber bereits mehrere Male abgebrochen. Die Extraktion fand ungefähr ein dreiviertel Jahr nach Auftreten der Zahnprobleme statt.
- Kastrat oberer Schneidezahn: sein Schneidezahn war bereits äußerlich auffällig, als wir ihn von einer Notstation aufgenommen haben. Der Schneidezahn war verfärbt und Fasern begannen sich zu lösen. Ca. 1 Jahr und 3 Monate später musste der Zahn extrahiert werden. Der Zahn war im Rückblick gesehen (nach der Extraktion) bereits strukturell stark verändert, entzündet und hatte einen Durchgang zum Nasenkanal gebildet. In den letzten 1-2 Monaten vor der Operation wurde der Schneidezahn auch breiter.
Zustand nach Zahnexktraktion:
- Kastrat unterer Schneidezahn: Die Narkose wurde problemlos überstanden, er hatte starke Schmerzen in den ca. ersten 3 Tagen nach der Operation. Es wurde Metacam und Novalgin eingegeben. Er fraß am zweiten Tag bereits weitgehend selbständig uneingeschränkt.
- Kastrat oberer Schneidezahn: Die Schmerzmedikation war bereits von Beginn an höher angesetzt, in den ersten ca. 7 Tagen nach der Operation lag er die meiste Zeit nur im Gehege und hatte leicht das Fell aufgestellt sowie sein Wesen wirkte verändert. Anschließend war das Verhalten wieder wie vor der Operation. Er fraß direkt nach der Operation eigenständig. Er hatte während der Operation eine verzögerte Atmung, weswegen Furosemid injiziert wurde. Bei der anschließenden Echokardiographie wurde aber keine Behandlungsbedürftigkeit festgestellt. Jedoch lag zu dem Zeitpunkt der Operation u.U. eine (leichte Lungenentzündung) vor, auch war das Meerschweinchen neurologisch z.T. leicht auffällig.
Fressen zwischen den Schleifterminen:
- Die zwei Meerschweinchen haben nach den Zahnsanierungen immer sofort gefressen, es sei denn es lagen (stärkere) Wunden durch die Zähne verursacht im Kieferbereich vor, oder es lag eine akute Pharyngitis oder Laryngitis oder eine Fehlbehandlung vor. Meine Erfahrung ist, dass es eher nicht normal ist, wenn ein Meerschweinchen nach einer Zahnsanierung nicht spätestens nach dem eigenständig 1 Tag frisst.
Zu den anderen Punkten (Euthanasiezeitpunkt, Urlaubsplanung, Medikamente zur Unterstützung, Spezialisierung Tierärzte) muss ich zu einem anderen Zeitpunkt noch etwas schreiben, da mir jetzt die Zeit dazu fehlt.