Meerschweinchen Vergesellschaftung

Aggressives Meerschweinchen Lösung?

Tipps und Hilfe rund ums Vergesellschaften von Meerschweinchen

  • Hallo,

    ich bin hier frisch angemeldet und hoffe auf einen guten Meinungsaustausch der uns hoffentlich weiterhilft.


    Wir hatten ursprünglich zwei Meerschweinchen Damen aus dem Tierheim (Clementine und Penny)


    Vor kurzem verstarb unsere Clementine leider mit ca. 5 Jahren.


    Unsere Penny (knapp 4 Jahre alt) hatte sich danach sehr zurückgezogen und war sehr still.


    Da wir von Meerschweinchen begeistert sind entschlossen wir uns dazu die Haltung fortzuführen und unserer „alten“ Dame neue Gesellschaft zu besorgen...


    Gesagt getan haben wir jetzt neu in der Familie:

    -Timmy (Männchen, Kastrat, 14 Wochen alt)

    -Elly (Dame, 10 Wochen alt)


    ...wir bauten ein großes Gehege im Wohnzimmer auf (nach Anleitung) für die Vergesellschaftung. Es lief aus unserer Sicht alles reibungslos, die Aufregung war groß bei den Schweinis und die Stimmung wirkte sehr gut. Nach 1,5 Tagen entschlossen wir uns dazu die Bande ins Gehege zu setzen.

    -unser Gehege ist Homemade und definitiv mehr als groß genug für 3 Schweine

    -wir achten sehr auf die richtige Ernährung

    -es gibt mehrer Futter- und Trinkstellen

    -es gibt zahlreiche Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten + einen riesen zusätzlichen Auslauf der jeden Tag mindestens 6 Stunden zur Verfügung steht. Außerdem haben wir darauf geachtet dass es keine Sackgassen usw. gibt und die Kleinen viel laufen können und Abwechslung haben.


    die erste Woche verlief relativ normal aus meiner Sicht. Immer wieder kleine Kabbelein aber insgesamt nichts dramatisches. Viele schöne und lustige Momente :)


    Die kleinste (Elly) hat sich von Anfang an beiden anderen unterworfen und war sehr zurückhaltend.


    Das Problem liegt nur zwischen unserem Kastraten Timmy und unserer „älteren“ Dame Penny.
    Unser Kastrat versucht sie durch Brommseln und groß machen zu beeindrucken.

    Unsere Penny ist allerdings sehr stürmisch und aggressiv. Sie jagt durchgehend beide neuen Meerschweinchen seit etwa zwei Tagen durch das Gehege. Hierbei bleibt es aber nicht nur beim Aufreiten.
    Die kleine Elly hat inzwischen richtig Angst vor der großen Penny. Und auch unser Kastrat Timmy verliert am Boden und rennt anders als letzte Woche ständig vor unserer großen davon (was glaube ich relativ untypisch für Männchen ist?)


    heute früh flogen dann kurzzeitig die Fetzen und unsere Penny zog sich vom Kastraten Timmy einen Biss an der Nase zu (nicht allzu wild, hat leicht geblutet aber sehr gering)


    Morgen packe ich alle drei Fellnasen mal ein und fahre zur Tierärztin unseres Vertrauens. Wir wollen einfach sichergehen dass gerade bei unserer älteren Dame kein gesundheitliches Problem ihre Aggressionen erklärt.

    Jedenfalls ist es aktuell furchtbar anstrengend und nervig und naja wir würden uns wie gesagt einfach sehr über Meinungen und Tipps freuen...


    Dankeschön schon mal!
    Viele Grüße Nic :)

  • Huhu,


    Ich habe evtl eine Idee, aber...

    "-unser Gehege ist Homemade und definitiv mehr als groß genug für 3 Schweine"

    Da ich diese Aussage hier des öfteren bereits gesehen habe... Was ist definitiv mehr als groß genug? Es gab hier nämlich auch schon Halter, die der Meinung waren man kann eine 3er Gruppe in einem 160er Käfig halten.


    Ich muß sagen, dass eure Konstellation etwas unglücklich ist. Ihr habt eurer angehenden Rentnerin da zwei Kinder ins Gehege gesetzt. Da Meerschweinchen durch ältere Artgenossen sozialisiert werden müssen, fällt diese erziehungsarbeit nun penny zu. Richtig bunt wird es dann erst noch, wenn die beiden kleinen mit etwa 6-12 Monaten in die rappelphase (Pubertät) kommen, aufmüpfig werden und ihren Platz in der Rangfolge suchen.


    Das Problem bei dir sehe ich aber eher darin, dass penny vielleicht selbst eher schlecht sozialisiert ist. Sie ist vermutlich überfordert mit den kleinen und reagiert aggressiv, weil niemand ihr je gezeigt hat wie man Konflikte friedlich lösen kann.

  • Hi,

    danke für die schnelle Antwort!
    ja da hast du recht, die Aussage ist etwas schwammig gewesen.
    Unser Gehe ist 180cm lang und 85cm breit.. wenn das nicht reicht.. puh 😅

    Der Auslauf der vom Gehege aus zugänglich ist bietet zusätzlich 140cm x 80cm


    Dass unsere Penny gestresst wirkt haben wir nehmen ihrer Aggression auch schon bemerkt. Wir hatten die Info dass junge Meerschweinchen leichter zu vergesellschaften sind und sich häufig an die älteren anpassen.


    Unsere Penny kommt wie gesagt aus dem Tierheim aus einer Großfamilie die damals komplett in einer Papiermülltonne gefunden wurden. Uns tat es damals so leid dass wir sie und ihre Mama (Clementine) geholt hatten. Wie gut sie sozialisiert ist können wir schlecht einschätzen.


    können wir irgendetwas tun um unserer Penny in dieser Situation zu helfen?
    Wir dachten bzw hatten gehofft dass sie sich dem Kastrat unterwirft.. leider ist sie davon weit entfernt 😅

  • 185 x 80 (oder meinetwegen 180 x 85) entspricht nicht mal knapp 1,5m2. Das ist für 3 Meerschweinchen eher knapp bemessen (Gesetzesminimum sind 0,5 für die ersten beiden Schweine also 1m2, dann für jedes zusätzliche 0,2m2). Damit liegst du zwar im gesetzlichen Rahmen, aber es ist schon verdammt knapp meiner Meinung nach, Sorry. Noch brauchen 2 der 3 Wutzis nicht viel Platz, aber wenn es dann ausgewachsene Birnen sind mit Raufe, Trinkgefäss, mind. 3 Unterschlüpfen wird es schon sehr eng.


    Allerdings war das ja nicht deine Fragestellung sondern die Vergesellschaftung.


    Grundsätzlich kann es mehrere Wochen bzw. Monate dauern, bis sich eine ordentliche Hierarchie in die Gruppe eingefahren hat, herumjagen und schnappen ist nicht aussergewöhnlich, auch kleine Schrammen können durchaus vorkommen. Wichtig ist hier eben viel Platz, Ausweichmöglichkeiten (jeder Unterschlupf braucht mindestens 2 Ein- bzw. Ausgänge!), mehrere Futterstellen, keine Stolperfallen/Sackgassen und dass du die Tiere gut im Auge behältst. (Einige dieser DInge werden durch das knappe Platzangebot halt schwierig...)

    Desweiteren solltest du beobachten bzw. akribisch wiegen und notieren, ob sie ihr Gewicht halten bzw. die beiden Neuankömmlinge weiterhin zunehmen und auch mal zwischendurch zur Ruhe kommen können.


    Ab und zu mal eine Schramme kann vorkommen, sollte aber behandelt werden, nicht dass Entzündungen entstehen. Bei tieferen Bisswunden etc. bitte Tierarzt konsultieren! Leider könnte sich die Situation länger halten, da wie von Letty erwähnt dann auch noch die Rappelphase (Pubertät) dazukommt und dann die Karten wieder neu gemischt werden.

  • Puhh...

    OK zur Größe. Man rechnet pro kastrat 1m² und pro Weibchen 0,5m².

    Ein auslauf, der nur zeitweise zur Verfügung steht wird nicht zur Grundfläche dazu gerechnet, weil Meerschweinchen 24h wechselaktiv sind. Das bedeutet dass sie tag wie nacht fressen, schlafen und laufen. Deswegen genügen auch 4m² nicht, wenn sie nur 2h am Tag zur Verfügung stehen.

    Ihr habt also nur 1,5m² für eure Gruppe, würdet aber 2m² wenigstens brauchen.

    Der fehlende Platz kann also ein Grund für den Streß sein.


    Was den Lösungsansatz betrifft...

    Ich würde versuchen mehr Platz zu schaffen, der Check beim Tierarzt ist auch gut. Wenn das nichts bringt... Da gibt es zwei Varianten. Es kann sein, dass penny mit einem Kastraten einfach nichts anfangen kann, weil sie eben immer mit ihrer Mutter zusammen war. Ich würde versuchen so viel Platz zu schaffen, dass ihr ein 3. Weibchen dazu nehmen könnt, etwa 2 Jahre alt, gut sozialisiert. Evtl aus einer Notstation oder eine Zuchtrentnerin. Sie bringt vielleicht Ruhe rein. Wenn das nichts bringt, könnt ihr die Gruppe trennen. Penny mit dem kleinen Weibchen und die 2jährige mit dem Kastraten

  • Danke für die ausführlichen und schnellen Antworten! Es ist natürlich in unserem Interesse diese Situation für die Schweine schnellst- und bestmöglich zu lösen...

    Wir haben schon mehrfach an ein optimiertes Gehege gedacht. Allerdings muss man auch realistisch bleiben. Mehr Platz ist natürlich immer besser.


    Ich entnehmen euren Antworten dass wir‘s erstmal aussitzen sollen und natürlich aufpassen dass kein Schwein ernsthaft verletzt wird. Dass die Vergesellschaftung anstrengend sein kann wussten wir aber so anstrengend.. 😅

    Vermutlich wurden wir dahingehend auch schlecht beraten wie mir scheint


    Wir wiegen die Meerschweinchen jeden Tag. Die beiden kleinen/neuen nehmen stetig zu, während unsere große Penny etwas abgenommen hat (etwa 40g in den letzten Wochen)

    Aktuelles Gewicht:

    Penny: 990 Gramm

    Timmy: 470 Gramm

    Elly: 351 Gramm

  • danke Letty

    Wir werden wohl erst mehr Platz schaffen bevor wir ein weiteres Schweinchen dazu holen.
    aktuell sind wir viel im Homeoffice und der Auslauf steht nahezu ganztägig zur Verfügung und wird super genutzt. Etagen haben sie auch noch aber die zählen ja nicht 🙈

    Eventuell wird unser Arbeitszimmer dann jetzt ein Schweinezimmer.. 😄 Hauptsache es wird ruhiger, aktuell sind einfach alle genervt und gestresst

  • Ich würde auch erst probieren das Problem über den Platz zu lösen. Behaltet aber bitte im Hinterkopf...

    Es kann sein, dass penny schlecht sozialisiert ist, weswegen sie den beiden kleinen auch nichts vernünftiges beibringen kann.


    Platz ist wirklich das A und O.

    Ich habe beispielsweise für meine 4er Gruppe 3m². Es reicht, aber ehrlich gesagt hätte ich auch gerne mehr Platz.

    Meine Gruppe funktioniert aber...


    Dann möchte ich das Thema "Engstellen" noch ansprechen. Ihr habt den auslauf und noch Etagen? Wie sind die Übergänge gestaltet? Können sich zwei Tiere dort aus dem Weg gehen? Hast du evtl ein Foto?


    Ich habe auch ein Gehege mit 2 Ebenen. Die Etage hat aber einen qm. Damit da niemand in die enge getrieben werden kann, gibt es zwei Rampen als Verbindung.


  • Hallo NicN ja, die Zwistigkeiten werdet ihr wohl aussitzen müssen. Wie Urfnip schon erwähnt hat - kann ein bisserl dauern... Bei meiner Gruppe hat's ca 3,5 Mo gedauert. Dein Altschwein hat nicht nur die Partnerin sondern auch die gewohnte Umgebung\Gerüche verloren. Gewichtsverlust sehe ich im Rahmen, ist stressbedingt und wenns nicht mehr wird in Ordnung. Alles Gute :)

  • Ich kann aus eigener Erfahrung nachfühlen, wie schlimm es für die Halter ist, wenn die Schweinchen anhaltend Unfrieden haben. Es tut mir leid für Euch, dass der Versuch, Eurem Weibchen neue Gesellschaft zu geben, so schwierig geworden ist. Vermutlich wäre es besser verlaufen, wenn ihr einen souveränen aber freundlichen erwachsenen Kastraten zu ihr gesetzt hättet. Vielleicht hätte es sogar am Anfang mehr Stress gegeben. Euer Weibchchen ist ja relativ klein, dem Gewicht nach zu urteilen. Da hätte sie vermutlich relativ schnell einen Kastraten von z.B. 1.300g akzeptiert. Sicher wissen kann man es natürlich nicht, da es immer stark auf die Tiere selbst ankommt.


    Ich schreibe das trotzdem, weil Ihr Euch ungewusst in eine schwierige Situation gebracht habt, mit der Wahl der zwei Jungtiere. Jetzt muss man versuchen, die Probleme möglichst abzumildern. Dazu ist eben der Platz eine Hilfe - wenn auch kein Allheilmittel. Zusammen mit den Auslauf hättet Ihr 2,5 qm. Das ist in meinen Augen immer noch knapp, mehr wäre besser. Das mag Dir maßlos erscheinen, weil man so etwas immer in Relation zu den bisherigen Gehege- oder Käfiggrößen sieht. Wir haben unsere Tiere seinerzeit in einem 120x60cm-Käfig von Privatleuten übernommen. Der Eigenbau von 200x100cm kam uns dann riesig vor. Mittlerweile würde ich selbst 2 Tiere nicht mehr darin halten wollen. Gerade bei Stress in der Gruppe, ist es wichtig, dass sich die Tiere zurückziehen können. Vielleicht wäre dann sogar Eure Penny entspannter und deshalb freundlicher.


    Wenn der kleine Kastrat jetzt schon Penny gebissen hat, wird entweder sie massiver werden müssen oder er wird vermutlich bald die Oberhand bekommen. Das wäre zu hoffen, weil das am ehesten dauerhaft Ruhe bringen könnte. Andernfalls könnte es sein, dass er in einigen Monaten übernimmt, weil er dann schwer und stark genug ist.


    Falls die Kleinen von einer Notstation kommen sollten, würde ich wahrscheinlich mit dem Betreiber sprechen, ob Ihr nicht einen passenden erwachsenen Kastraten anstelle der beiden Kleinen bekommen könnt. Das wäre natürlich ein harter Schritt - und vielleicht ist es ja auch nicht nötig. Auf jeden Fall würde ich genau beobachten und dann abwägen, was für die Tiere auf Dauer am besten ist.

  • Ich hatte zum Anfang auch Gruppenprobleme und habe diese einfach ausgestanden. Ich habe dabei nur Beobachtet und nicht interveniert. Setzt vielleicht vorraus, dass auch genügend Rückzugsraum vorhanden ist und die Tiere auch ausreichend "Freilauf" haben. Aber die Schweinis mussten bei mir erstmal offenbar die Rangordnung eindeutig klären. Das Erzieherschwein und mein junger Bock waren oft im Streit. Wenn ich es richtig interpretiert habe, war mein Bock aber auch ein vorlauter aufdringlicher und frecher Kerl, der nicht verstehen konnte wann Schluss ist mit dem imponieren und drohen. Nach zwei bis drei Wochen hat sich alles in Luft aufgelöst und habe seit Monaten die perfekte Harmonie.


    Ein paar Bisse waren leider auch dabei - zum Glück jedoch nichts dramatisches. Wer nicht hören will muss fühlen - scheint auch bei den Meerschweinchen so zu sein.

  • Hi,

    wie alt war denn Penny, als sie mit ihrer Mutter zu euch kam, war sie noch ein Baby oder "halbwüchsig?

    Dann war die Sozialisierung noch nicht "abgeschlossen". Sie hat dann die ganze Zeit bei euch gelebt, ohne Kastrat.

    Sehr wahrscheinlich sagt ihr das komische Verhalten des jungen Herren nichts und sie sieht es als Bedrohung, weil sie seine Signale nicht erkennen kann.

    Hinzu kommt, dass der kleine Kerl von ca. drei Monaten einer erwachsenen Schweinedame überhaupt nicht gewachsen ist. Wie soll sich ein Kind gegen eine erwachsene Frau behaupten?

    Unter "Welpenschutz" steht er mit drei Monaten nicht mehr so ganz.

    Es gibt durchaus auch Weibchen, dass wenn sie ohne Kastrat aufgewachsen sind, ein Fehlverhalten zeigen indem sie nicht "Bockverträglich" sind.

    Wichtig ist: sofort dauerhaft mehr Platz zur Verfügung zu stellen. Ist der Auslauf auch in der Nacht zugänglich? Dann dies bitte ändern. Das wäre eine "erste Hilfe Maßnahme".

    Bitte achtet auf die kleinen Bisswunden! Wenn es nicht viel blutet, kann es eher weniger gut sein. Durch das bluten werden Bakterien aus der Wunde gespült. Weniger Blut bedeutet, dass sich die Wunde evtl. leichter entzündet. Bei Meerschweinchen bitte immer Wunden gut im Auge behalten. Sie können äußerlich zuheilen und innen einen Abszess bilden. Das passiert sogar verhältnismäßig häufig.

    Solange sich die Tiere nicht wütend ineinander verbeißen und es Ruhephasen gibt, sie bitte nicht trennen. Eine Vergesellschaftung kann Monate dauern. Wichtig ist, dass es auch Ruhephasen gibt. Können die Tiere schlafen und in Ruhe fressen?

    Das Futter schön über das ganze Gehege verteilen.

    Und bitte nicht gleich, wenn Ruhe eingekehrt ist, ein weiteres Tier dazu setzen. Wenn ihr Pech habt, geht dann alles von Vorne los.

    Wahrscheinlich war Penny immer die "Untergebene". Es ist völlig normal, dass wenn ein starkes Tier eine Gruppe verlässt, dass andere die Chance nutzen, um eine neue Position einzunehmen. Tiere, die im Hintergrund gelebt haben, können auf einmal Zähne zeigen.

    Sie nutzen dann die Gelegenheit, wenn die Karten quasi neu gemischt werden.

    Viel Glück!