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Weniger Nachwuchs bei Züchtern derzeit sinnvoll?

Allgemeine Themen rund um Meerschweinchen, die in keine andere Kategorie passen.

  • Letty, um etwas an den Anfang des neuen Themas zu stellen, habe ich leider keine andere Möglichkeit, als den ersten Beitrag zu bearbeiten.


    Ich, Marie-Luise, habe hierher die Beiträge verschoben rund um die Frage wieviel Nachwuchs bei Züchtern unter der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage sinnvoll ist.


    Unter der Linie beginnt Lettys Beitrag.

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    Es ist generell eine richtig schlechte Zeit für Zucht, Vermehrung und tierschutz. Ich bekomme aktuell nicht mal Weibchen vermittelt. Da werden jetzt viele vermehrer auf ihren Tieren sitzen bleiben

  • Es haben bereits bzw hören wohl auch einige Notstationen auf. Ich frage mich da auch wohin die ganzen Tiere dann kommen... die "Hobbyzüchter" hören ja trotzdem nicht auf. Gleichzeitig geben gute Halter*innen ihre Haltungen auf, aus persönlichen oder mittlerweile bei vielen nachvollziehbar auch finanziellen Gründen. Es ist traurig was da passiert.

  • Es wäre auch eine gute Maßnahmen gegen immer weitere Schweinchen, die auf Ebay verramscht werden, wenn jeder der einen Züchter kennt, diesen bitten würde, weniger oder keine weiteren Tiere vorerst hervorzubringen.


    Selbst wenn der Züchter die Tiere gut halten und auf gesunde Tiere achten sollte, werden diese Tiere die Vermittlung von schon geborenen Tieren erschweren und zumindest zum Teil selbst irgendwann aus zweiter oder dritter Hand bei Ebay landen.


    Da zählen dann für mich auch keine Argumente wie "ich will doch meine Zuchtziele erreichen" oder "jetzt habe ich so lange gezüchtet und kann das doch nicht einstellen" o.ä. Natürlich können wir niemanden, zwingen seine Zucht zu verkleinern oder einzustellen, aber wir können zumindest versuchen, den Züchtern zu erklären, dass sie zum Tierelend beitragen - so oder so.

  • Je weiter die Züchter sich zurück ziehen, desto mehr werden wieder die vermehrer kommen. Das finde ich nicht zielführend

  • Die "Vermehrer" werden nicht mehr Schweinchen hervorbringen lassen, wenn sie sie jetzt schon nicht mehr gut loswerden. Das würden sie nur tun, wenn die Nachfrage groß genug wäre. Da die Nachfrage unter den gegebenen und sich abzeichnenden Bedingungen niedrig sein wird, würde eine Reduktion des Züchternachwuches nur weniger "überschüssige" Schweinchen bedeuten.


    Außerdem ist jeder Mensch nur für seine eigenen Handlungen verantwortlich - nicht für die anderer Leute. Wenn ein Züchter munter weiterzüchtet, obwohl vermutlich bald viele Menschen keine Meerschweinchen mehr halten können, dann ist es seine Verantwortung, wenn seine neuen Tiere keinen dauerhaften guten Platz finden oder Nottieren den Platz wegnehmen.


    Nachtrag: Diese Beiträge kann ich gerne in ein gesondertes Thema auslagern, falls es hierzu mehr Diskussionen geben sollte. Einzelne Beiträge passen m.E. hier schon her. Denn was nutzt es, wenn hier einzelen Tiere mit viel Mühe gerettet werden, wenn systematisch ein Überangebot erzeugt wird?

  • Ich finde, dass die Züchtertiere auf ebay wenigstens noch den Preis-Schnitt heben. Die Züchter geben ihre Tiere nämlich zu ähnlichen Konditionen ab wie der tierschutz UND kastrieren ihre Böcke. Reduzieren sich die Angebote der Züchter könnte wieder ein deutlicheres Übergewicht der vermehrer entstehen und somit der Eindruck, dass Böckchen generell unkastriert für 10€ abgegeben werden und Weibchen für 15€. Dann die ganze Arbeit in punkto Preiskampf für die Katz...


    Die meisten Züchtertiere, die ein Züchter übrigens nicht für die eigene Zucht benötigt, landen übrigens in anderen zuchten und nicht bei privaten Haltern. Es landet nur ein kleiner Teil bei ebay

  • Wenn Schweinchen nur billig abgeben werden können, lohnt sich das Geschäft für die Vermehrer viel weniger, als wenn sie teurer sind. Wenn die Preise durch die Züchter tatsächlich steigen oder gestiegen, dann wird es die Sache für Vermehrer attraktiver machen.


    Die meisten Züchtertiere, die ein Züchter übrigens nicht für die eigene Zucht benötigt, landen übrigens in anderen zuchten und nicht bei privaten Haltern. Es landet nur ein kleiner Teil bei ebay

    Da müssen wir m.E. unterscheiden zwischen Zuchtrentnern und die Jungen, die zum größten Teil ja abgegeben werden. Diese Jungen werden vielleicht auch nicht oft über ebay verkauft, aber sie landen u.U. dort, wenn der erste Abnehmer sie nicht mehr haben und nicht an den Züchter zurückgeben will oder kann. Das hatte ich gemeint mit "zumindest zum Teil selbst irgendwann aus zweiter oder dritter Hand bei Ebay landen".


    Wenn es jetzt schon ein eigenständiges Thema ist, möchte ich die Überlegungen erweitern: Was passiert denn, wenn ein Züchter mit 50, 100 oder mehr Tieren das Futter nicht mehr bezahlen kann oder nicht mehr genug geliefert werden kann?


    Und was passiert, wenn eine Notstation ihre Tiere nicht mehr vermitteln kann, u.a. weil viele Leute bei Züchtern kaufen, und ihnen der Platz, das Geld und das Futter ausgehen?


    Selbst wenn sie die Aufnahme neuer Tiere ablehnen, hilft das denen im Bestand nicht sattzu werden oder ohne Tierarzt zurechtzukommen.


    Und was passiert bei Aufnahmestopps von Notstationen mit den Tieren, die dringend eine neue Zwischenlösung brauchen?

  • Da müssen wir m.E. unterscheiden zwischen Zuchtrentnern und die Jungen, die zum größten Teil ja abgegeben werden. Diese Jungen werden vielleicht auch nicht oft über ebay verkauft, aber sie landen u.U. dort, wenn der erste Abnehmer sie nicht mehr haben und nicht an den Züchter zurückgeben will oder kann. Das hatte ich gemeint mit "zumindest zum Teil selbst irgendwann aus zweiter oder dritter Hand bei Ebay landen".

    Da kannst du sehr gerne unterscheiden, aber es ändert nichts an dem Fakt, dass der Großteil der beim Züchter geborenen Tiere nicht in die Hände von privat gelangt, sondern zu anderen Züchtern.


    Ich war mal dabei als ein Züchter den anderen besucht hat und knapp 10 Tiere zur eigenen zuchtverstärkung mitgenommen hat.


    Es bringt also nichts Züchter darum zu bitten ihre zuchten zu verkleinern. Von etwa 50 geborenen Tieren werden nur etwa 10 an privat abgegeben

  • Was Du beobachtet hast will ich nicht bezweifeln, aber es kann keine Regel sein.


    Wenn ein durchschnittlicher Züchter z.B. 25 Jungtiere pro Jahr hätte und mit nur 30 Tieren anfangen würde, dann wäre er durch einen solchen Austausch am Ende des Jahres bei 50 Tieren, nach einem weiteren Jahr bei 70 Tieren und so würde es endlos weitergehen.


    Die Zahlen sind nur Beispiele. Was ich damit deutlich machen will: Wenn 80% der Tiere in Züchterkreisen bleiben würden, würden alle Züchter vor Tieren überquellen!

  • Ich denke auch nicht, dass es den Tieren bei eBay hilft, wenn die Züchter aufhören oder weniger züchten. Der Kauf bei Züchter, Vermehrer, Zooladen, Notstation oder von Privat ist eine bewusste Entscheidung des zukünftigen Halters. Viele möchten bestimmte Farbschläge und würden dann vllt sogar eher den Vermehrer unterstützen, wenn es den Züchter nicht mehr gibt...


    Die Vermehrer sind meist gewissen- und skrupellose Menschen, denen ist es egal, wohin die Schweine kommen und selbst bei einem Zehner lohnt sich das Geschäft wahrscheinlich noch, weil der Ballen Heu nur 5€ und der 20kg Sack Futter 15€ kostet.

    Meine Gartennachbarin erzählte mir vor zwei Wochen, dass ein Freund ihres Sohnes "züchtet" und alle die nicht vermittelt werden landen nach einer gewissen Zeit in der Pfanne. Schon ist wieder Platz für neue niedliche Jungtiere die wahrscheinlicher gekauft werden...

  • Ich bin ehrlich gesagt immer wieder überrascht mit welcher Missgunst Züchtern begegnet wird (auch den guten, die bewusst rote Zahlen in Kauf nehmen und nur an gute vorher gesehene Plätze vermitteln). Natürlich ist es schön(er) wenn den heimatlosen Tieren in Notstation und co. ein neues liebendes Heim geboten wird aber ehrlich gesagt finde ich es in den meisten Fällen ein Armutszeugnis, dass es überhaupt solche Heime braucht (mit wenigen Ausnahmen natürlich, das Leben kann einen immer böse Streiche spielen oder man wurde trotz sehr viel Vorinformieren vom Aufwand - finanziell und zeitlich - überrascht).


    Aber diese Fälle machen vermutlich nur eine sehr kleine Prozentzahl aus, der Grossteil der abgebenen Tieren sind einfach nur naiven Menschen verschuldet die denken Schweinis sind tolle Tiere für (Klein-)Kinder. Es wäre wesentlich wünschenswerter wenn es diese Fälle kaum mehr geben würde - ergo Aufklärung und Prävention - und stattdessen nur die seriösen Züchter für die Deckung der Nachfrage mit gesunden und gut sozialisierten Tieren sorgen. Aber das ist sowieso ein Wunschdenken. Auch bei Hund und Katze bin ich immer wieder überrascht wie leichtfertig Tiere angeschafft werden. Kein Verständnis von meiner Seite dafür…

  • Mir sticht es vor allem ins Auge, wenn ich sehe wie aufopfernd sich Vereine, Notstationen, bzw. deren, oder einzelne Pflegestellen sich um vernachlässigte, oftmals chronisch kranke Meerschweinchen kümmern (Wo einige auch nur sehr schwer, bis gar nicht mehr vermittelt werden können) und hierbei auch überwiegend ehrenamtlich deutlich mehr Zeit als vorhersehbar für diese Meerschweinchen hingeben.

    Anderweitig es aber "Züchter" gibt, die diesen auch noch erschweren, in dem Sie weiter "produzieren". Das ist sicherlich nicht verantwortungsbewusst, wenn man sich die hoffnungslos überfüllten Notstationen ansieht.


    Gerne würde ich auch noch die Begriffe "Züchter", sowie "Vermehrer" genauer definieren, denn "vermehren" tun Sie alle.

    So wie ich es verstanden habe, zeichnet sich ein Vermehrer für die meisten Mitglieder im Forum durch sein verantwortungsloses Verhalten aus, in dem dieser bspw. beliebig vermehrt und nicht auf Zusammensetzungen, welche für die Tiere üble Folgen haben können, achtet. Oder auch Haltung, Fütterung etc. absolut ungenügend sind. Letztendlich werden diese Menschen als verantwortungslos, was deren Verhalten auch ist, bezeichnet.

    Andrerseits muss man aber auch bei "Züchtern" präzisieren". Ein Beispiel was ich auch schon Mal angemerkt hatte, sind die Zuchtaustellungen, welche leider auch überwiegend die hier im Forum als verantwortungsbewussten Züchter praktizieren (Beispiele nenne ich bitte nur in Konversationen).

    Ob es verantwortungsbewusst ist seinen Tieren den oftmals sehr langen Stress von Ausstellungen, wo diese in fremder Umgebung von fremden Menschen begutachtet und angefasst werden, zuzumuten, benötigt keinen Diskussionsbedarf...

    Ich will nicht anzweifeln, dass Züchter sich um Ihre Tiere bemühen, zumal sie mit Ihren Zuchten sicherlich auch nicht allzu viel verdienen, ich finde es aber dennoch sehr wichtig, alle Punkte zu beleuchten.


    U.a. Haltung, sowie teilweise auch Fütterung ist ein Kritikpunkt:

    Auch die Haltung von anerkannten Züchtern ist oftmals, im Vergleich zu den Bedingungen hier im Forum ein arger Kompromiss, zudem werden meines Wissens in den meisten Zuchten keine Haltungen von Interessenten vorab kontrolliert, auch Abgabebedingungen in denen bspw. Mindestgröße des Geheges drinsteht habe ich bisher selten gesehen. Das begünstigt vermutlich auch, dass einige Tiere wieder in ein Zuhause kommen, wo nicht auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird, bzw. sie wieder abgegeben werden.


    Mit allem will ich verdeutlichen, dass der Grad zwischen "Vermehrern" und "Züchtern" nicht unbedingt unendlich ist und auch Züchter, mitunter (Vor allem vergleichsweise zu den Anforderungen im Forum) arge Kompromisse eingehen.


    Sicherlich könnten auch andere Problematiken auftreten, sollten Züchter Ihre Zuchten auslaufen lassen, eine Lösung, trotz des massiven Überflusses langzeitig so weiter zu handeln ist es aber auch nicht. Vor allem auch wenn man die gesundheitliche Entwicklung der Tiere betrachtet...

    Allerdings fällt mir zu der Aufklärungsarbeit, welche bereits viel (wenn auch noch nicht mit ausreichendem Erfolg, meiner Meinung aber mit Wirkung) geleistet wird, auch keine spontane Lösung ein.

  • Ich suche momentan nicht gezielt nach neuen Schweinchen. Sehe auch sehr hübsche und schöne Tiere bei Züchtern, aber leider ist es so das bei ebay oder in zoohandlungen Schweinchen sind die so aussehen wie ich sie gern hätte. Sprich züchter haben ihre farbzuchtziele, ich mag aber z.b. gerne die " bunten".

  • Und was passiert, wenn eine Notstation ihre Tiere nicht mehr vermitteln kann, u.a. weil viele Leute bei Züchtern kaufen, und ihnen der Platz, das Geld und das Futter ausgehen?


    Selbst wenn sie die Aufnahme neuer Tiere ablehnen, hilft das denen im Bestand nicht sattzu werden oder ohne Tierarzt zurechtzukommen.


    Und was passiert bei Aufnahmestopps von Notstationen mit den Tieren, die dringend eine neue Zwischenlösung brauchen?

    Ich kann von uns berichten: wir sind voll. Seit Monaten. Alleine um die Sommerferien mussten wir fast 20 Tiere ablehnen.

    Was mit denen passiert? Wo möglich, versuchen wir sie an andere Vereine oder Tierheimen umzuleiten. Manchmal klappt es, manchmal hört man nie wieder was von den Tieren, manchmal kommt Rückmeldung "sie würden jetzt im Freundeskreis weitergegeben". Wie viele davon im Wald landen, keine Ahnung. Aber mehr geht einfach nicht.


    Unsere Bestandstiere können wir vor allem dank unserer engagierten Pflegestellen und unsrer tollen SpenderInnen hoffentlich langfristig gut versorgen.

    Wir machen generell kaum noch Vermittlungen, weil die meisten Tiere, die zu uns kommen, einfach in diverser Hinsicht kaputt und nicht mehr vermittelbar sind.

    Auffallend ist vor allem, dass es in den letzten Monaten kaum Haltungseinsteiger gibt. Pärchen oder Gruppen gemeinsam zu vermitteln ist quasi unmöglich geworden.


    Da kann man sich leider auch für den besten und engagiertesten Züchter nicht begeistern...