Meerschweinchen Verhalten

Sind Bockgruppen unnatürlich?

Ein Meerschweinchen verhält sich komisch? - hier gibt es Antworten

  • finde ich alles unheimlich interessant. Ich hatte zu Beginn als Kind nur Männchen allein. Aber in der Gruppe mit einem Weibchen sind sie sofort erblüht. Deswegen war ich etwas verunsichert, Männchen alleine zu halten.


    Das kam mir als Kind nicht in den Sinn. Die Züchterin gab mir sofort ein Weibchen zu dem Männchen.
    aber wenn sich Männchen untereinander verstehen, ist es doch schön.

  • finde ich alles unheimlich interessant. Ich hatte zu Beginn als Kind nur Männchen allein. Aber in der Gruppe mit einem Weibchen sind sie sofort erblüht. Deswegen war ich etwas verunsichert, Männchen alleine zu halten.


    Das kam mir als Kind nicht in den Sinn. Die Züchterin gab mir sofort ein Weibchen zu dem Männchen.
    aber wenn sich Männchen untereinander verstehen, ist es doch schön.

    Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen dass eine Gruppe aus Kastraten mit einem einzigen Weibchen wirklich gut gegangen ist. Vielleicht verstehe ich das aber auch falsch und du redest von einem Männchen und einem Weibchen?

  • Glaube ich nicht.

    Bei Pferden ist es auch normal dass sich die "überschüssigen" und jungen Hengste zusammen tun. Denke bei Meerschweinchen wird das ähnlich sein. Warum sollten die grundlos sterben?

    Was ich mir schon vorstellen kann, ist, dass Tiere, die keinen Anschluss an eine Gruppe finden, leichter Beute werden für Fressfeinde... natürliche Auslese halt, die möglicherweise schon häufiger Böckchen betrifft... daher verstehe ich das Problem mit dem Wort "natürlich" - vielleicht eher "naturnah"? Gefangenschaft ist immer nur ein Kompromiss, der sich an ihren Bedürfnissen orientiert. (Dafür bekommen Haus- oder Zootiere medizinische Versorgung, Nahrungssicherheit usw., was auf freier Wildbahn ja nicht der Fall ist.)


    Aber was ich EIGENTLICH erzählen wollte und ich hoffe, das wird jetzt nicht falsch verstanden, weil ich diese Haltung natürlich nicht gut heiße, nur, was mir aufgefallen ist: Es gibt bei uns einen Tierpark, der hat ein riesiges Meerschweinrudel in einem Freigelände (nach außen abgesichert, aber nicht von oben), in der Mitte eine große Schutzhütte. Jetzt weiß ich leider nicht, wie da die Geschlechterzuordnung ist, aber ich wage stark zu bezweifeln, dass das ein (oder mehrere) Harems sind .... ich wusste vorher nicht, dass das so schwer ist mit den Geschlechterkonstellationen, daher hab ich mir nie Gedanken gemacht - aber Streit oder verletzte Tiere sind mir da noch nie aufgefallen... kann es nicht auch sein, dass, je kleiner die Gruppe und je beengter der Platz, desto härter werden Machtkämpfe durchgesetzt? Also, will sagen, kann mir gut vorstellen, dass in freier Wildbahn die Verhältnisse oder Hierarchien noch viel vielschichtiger sind, als in diesem "Harem oder Böckchen-Schema", ohne tödliche Ergebnisse (sondern marginalisierte Grüppchen, wie oben beschrieben?) Nur so ein Gedanke und ich wiederhole, das ist natürlich nichts, was ich hier zur Nachahmung empfehle.


    Bei Hamstern z.B. ging man auch lange davon aus, dass in Gefangenschaft nur Einzelhaltung möglich ist, weil es sehr schnell blutig wurde, obwohl man gesehen hat, dass manche Rassen sich in der freier Wildbahn als Pärchen zusammentun oder im Familienverband lebt. Es ist halt extrem kompliziert, ihnen in der Gefangenschaft annähernd ähnliche Bedingungen zu bieten und nur weil es bei jemandem auch mal zufällig in ungünstigen Konstellationen klappt, sollte man es nicht als Richtwert nehmen.

  • Aus meiner Sicht kann bei Haustierhaltung "natürlich" nur helfen, zu erkennen was dem Tier gut tut. Ein Maßstab für eine gute Haltung ist nicht, ob sie natürlich ist, sondern ob sie dem Tier gut tut, also tiergerecht ist.


    Ich schlage vor, dass wir in diesem Sinne über Bockgruppen sprechen und ob die im Sinne der Tiere vertretbar oder sogar wünschenswert sind.

    Ich würd hier mal salopp einwenden - immer noch besser eine Bockgruppe, als als Schlangefutter zu enden. Denn das ist in der Haustierhaltung ja tatsächlich ein Problem, wenn ausschließlich Harem propagiert wird.

  • Aber was ich EIGENTLICH erzählen wollte und ich hoffe, das wird jetzt nicht falsch verstanden, weil ich diese Haltung natürlich nicht gut heiße, nur, was mir aufgefallen ist: Es gibt bei uns einen Tierpark, der hat ein riesiges Meerschweinrudel in einem Freigelände (nach außen abgesichert, aber nicht von oben), in der Mitte eine große Schutzhütte. Jetzt weiß ich leider nicht, wie da die Geschlechterzuordnung ist, aber ich wage stark zu bezweifeln, dass das ein Harem ist.... ich wusste vorher nicht, dass das so schwer ist mit den Geschlechterkonstellationen, daher hab ich mir nie Gedanken gemacht - aber Streit oder verletzte Tiere sind mir da noch nie aufgefallen... kann es nicht auch sein, dass, je kleiner die Gruppe und je beengter der Platz, desto härter werden Machtkämpfe durchgesetzt? Also, will sagen, kann mir gut vorstellen, dass in freier Wildbahn die Verhältnisse oder Hierarchien noch viel vielschichtiger sind, als in diesem "Harem oder Böckchen-Schema", ohne tödliche Ergebnisse (sondern marginalisierte Grüppchen, wie oben beschrieben?) Nur so ein Gedanke und ich wiederhole, das ist natürlich nichts, was ich hier zur Nachahmung empfehle.

    Die Meerschweinchen in Tierparks haben gleich doppelten Nutzen. Zum einen sind sie für die Besucher sehr niedlich anzusehen, zum anderen dienen sie als günstige Futterquelle für Raubtiere.


    Die Vermutung liegt nahe dass solche Tiere, die Unruhe stiften eben als erstes "aussortiert" werden.

    Auch junge Böckchen oder kranke und verletzte Tiere werden einfach getötet und/ oder verfüttert.

    Denke das wird erklären warum die Gruppe auf den ersten Blick recht harmonisch wirkt.

    In Wildparks gibt es ja häufig viele Eulen und Vögel die auch nicht gerade wenig fressen.

    Die Meerschweinchen leben da vor sich hin, vermehren sich unkontrolliert und werden der Reihe nach verfüttert.

  • Ja, das befürchte ich ehrlich gesagt auch mit der unkontrollierten Vermehrung. Dass dann auch Streithähne aussortiert werden, kann leider sein, stimmt. Schrecklicher Gedanke und gleichzeitig ist das natürlich die Crux jeglicher Tierhaltung - auch Nicht-Vegetarier müssen gefüttert werden.

  • In den schon erwähnten Gruppen der Uni Münster leben viele Männchen und Weibchen auf relativ engem Raum zusammen - als Großgruppe. Es ist so sicherlich nicht vorbildlich. Und meines Wissens leben da auch nur relativ junge Tier zusammen. Die Böckchen sind alle unkastriert und entsprechend gibt es natürlich viel Nachwuchs. Aber es gibt unterschiedliche Rollen innerhalb einer Kleingruppe und nicht jeder darf die Weibchen z.B. anbrommseln. Die Weibchen anderer Kleingruppen sind tabu. Unterlegene Männchen leben am Rand der Kleingruppen.


    Ob das so in der Natur auch geschieht, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht hat sich in dieser Haltung auch ein bestimmter Stil etabliert, der von den Jungen, die ja in der Gruppe aufwachsen übernommen wird.


    Es gibt ein Abhandlung, die eher für Fachkreise geschrieben ist und daher nicht im Stil spannend aber aus meiner Sicht inhaltlich interessant ist. Leider ist die höchstens antiquarisch zu finden und da teils extrem teuer. Ich hatte m.W. 42 Euro für ein kleines Büchlein bezahlt und das war schon günstig. Sachser N. (Hrsg.): 1994. Sozialphysiologische Untersuchungen an Hausmeerschweinchen. Gruppenstrukturen, soziale Situation und Endokrinium, Wohlergehen. Hamburg und Berlin: Paul Parey Verlag.


    Teile davon kommen in einem interessanten Buch vor, dass aber Tierverhalten insgesamt beleuchtet: Norbert Sachser. 2018. Der Mensch im Tier: Warum Tiere uns im Denken, Fühlen und Verhalten oft so ähnlich sind.: Rowohlt Taschenbuch Verlag.


    Hier gibt es z.B. einen interessanten aktuellen Artikel zum Thema: https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=8763


    Ich will auch noch betonen, dass ich viele Verhaltensforschung nicht gut finde. Aber wenn sie schon gemacht wird, können wir für unsere Tiere ja Nutzen daraus ziehen.

  • Ich will auch noch betonen, dass ich viele Verhaltensforschung nicht gut finde. Aber wenn sie schon gemacht wird, können wir für unsere Tiere ja Nutzen daraus ziehen.

    Das ist leider oft ein Dilemma. Teilweise sind die Forschungen wirklich grausam. Wäre schön wenn es eines Tages auch anders gehen würde.


    Danke für den Link!

  • Das krasseste Beispiel aus dem teuren Buch war der abgebrochene Versuch. Zwischen zwei Böcken, die nicht im geschlechtergemischten Familienverband großgeworden waren, wurde der Trenner ihrer gewohnten Gehege entfernt und ein Weichen reingesetzt. Einer konnte sich bei der durchsetzen, der andere starb. Nicht an Verletzungen. Schlicht Psychostress. Nachdem das bei mehreren passiert war, wurde die Versuchsreihe abgebrochen.

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