• Hallo,


    diese Antwort stammt aus einem anderen Thread, aber ich finde das Thema sehr interessant, deshalb ein neuer Thread:


    Zitat von Zweety

    Die Züchter, die ich kenne, sind alle geprüfte Zuchtbetriebe etc. und trotzdem ist artgerechte Haltung nicht möglich.


    Geprüfte - im Sinne von kontrolliert/besichtigt/überwacht - Zuchtbetriebe gibt es in der Meerschweinchenzucht nicht. Züchter, die sich so nennen dürfen, haben lediglich eine schriftliche Prüfung abgelegt. Wie sie ihre Schweinchen tatsächlich halt, das überprüft niemand. Auch amtliche Vorgaben gibt es nicht, lediglich ein Positionspapier der TVT (Tierärzte für Tierschutz) zur Meerschweinchenhaltung. Und das geht von handelsüblichen Käfigen aus.


    Zitat

    1. Der Platz und die Konstellationen
    Artgerechte Zuchttierhaltung sähe für mich so aus:
    -Weibchen mit kastriertem Bock in großen Gehegen/EBs
    -Und die Böcke? Unkastrierte Bockgruppenhaltung? Finde ich persönlich auch nicht so gut. Aber es bleibt einem ja keine andere Möglichkeit. Also ist hier die Vorraussetzung: viel Platz.
    -Alle Gehege sollten außer Sicht,-Riech,-und Hörweite sein, meiner Meinung nach.


    Dazu gibt es im neuen Spektrum der Wissenschaft 01/2010 einen interessanten Artikel:



    Quelle: Spektrum der Wissenschaft, 01/2010, Seite 56


    Zitat

    Und das erfordert natürlich viel Platz. Ist das möglich in einer Wohnung? Meiner Meinung nach nicht.


    In einem Käfig im Wohnzimmer zumindest nicht, da geb ich Dir recht.


    Zitat

    2.Die Fütterung
    Artgerechte Fütterung ist ja eigentlich:
    -Wiese, Wiesenkräuter, Blattgemüse, Gemüse, Küchenkräuter, Heu (als Wiesenersatz), Äste...
    -Aber die Zuchttiere brauchen ja viel Energie, also wird TroFu gefüttert, das wiederum zählt für mich aber nicht zur artgerechten Ernährung.
    -Wenn erhöhter Energiebedarf, dann würde ich Sämerein füttern, was aber vorraussetzt, dass man sich damit auskennt.
    Und es dauert schon lange für ca. 5 Tiere täglich (im Sommer) Wiese etc. zu pflücken, wie möchte man dann für 10-15 Tiere sammeln gehen, wenn man ja auch noch soviel Zeit in Nachwuchs etc. stecken muss? Was ich damit sagen möchte, man hat ja schon in der Heimtierhaltung alle Hände voll zu tun, um die Tiere artgerecht zu halten, geht es bei der Zuchttierhaltumg überhaupt?


    Man kann für viele Tiere auch mähen (lassen) etc. ... Es erfordert halt Organisation, aber es geht sicher. Füttere mal ein Pferd :wink:


    Zitat

    3.Die Versorgung
    Tierarztkosten sind hoch, Impftermine (bei Kaninchen) müssen eingehalten werden, Frühkastration sollte erfolgen, Vermittlung nicht zu früh (zum Beispiel bei Kaninchen erst frühestens ab der 10. Woche), ggf. Handaufzuchten, Krankheiten, Komplikationen, Streukosten, Gehegebaukosten, Abwechslung für die Tiere...


    Das ist halt eine Frage des eigenen Anspruchs und des Preises, den man zu vertreten bereit ist. Bei 5,00 € pro Tier ist der schon lange über den Jordan, das stimmt wohl, aber was das heißt, kann man ja durchaus kommunizieren - auch gegenüber einem potenziellen Käufer.


    Zucht generell abzulehnen, nur weil es genügend Nottiere gibt, halte ich NICHT! für den einzig gangbaren Weg im Sinne der Tiere. Tierheimtiere kosten oft mehr, sind schwieriger zu halten, weil vielleicht schlecht sozialisiert, etc. pp - nicht jeder sollte sich das zumuten müssen, finde ich. Und abgesehen davon: Manch einer kann es auch schlicht nicht. Stell Dir nur einen schlecht sozialisierten großen Hund vor: Wer soll den halten mögen/können? Der ältere Herr in der Stadtwohnung? Die Familie mit Kindern?


    Auch wenn es bei Meerschweinchen leichter ist: Tierarztkosten können schnell ins Unendliche steigen. Das kann man nicht immer voraus planen. Und Kinder, die ein Haustier nach dem anderen innerhalb kürzester Zeit verlieren, weil es einen Tumor, OD oder sonstwas hat: Auch das will nicht jeder seinen Kindern antun. Ganz abgesehen davon, dass es weit mehr Wissen erfordert, ein angeschlagenes Tier zu halten als ein unkompliziertes gesundes. Dazu alle zwingen zu wollen, halte ich für keinen guten Weg.

  • Huhu,


    ich finde das Thema auch sehr interessant. Und da du mich zitierst, schreibe ich hier auch einfach mal.


    Ich würde es gut finden, wenn ich einen Züchter finde, der artgerechte Haltung praktiziert. Aber bis jetzt hatte ich (leider) nur mit schlechten Züchtern zu tun.


    Zum Beispiel ein Züchter, der einem Zuchtverein angehört. Dieser Züchter züchtet Kaninchen. Kleine Gehege, Tiertransport, zu frühe Abgabe (heißt unsozialisiert). Meine Freundin hat zwei Weibchen bekommen (obwohl sich ja zwei Mädels nicht gut verstehen-->falsche Beratung). Nach einer Woche sind beide Weibchen an einem Gehirntumor gestorben. Familie mit Kindern war total geschockt. Sie holten wider meiner Empfehlung noch ein Kaninchen bei derselben Züchterin. Dieses Kaninchen lebte dann ein halbes Jahr in Einzelhaltung und wurde dann, weil das Tier lästig wurde, wieder abgegeben. Kein schönes Leben. Hätten sie Tiere aus dem Tierheim, das ich ihnen empfohlen habe, genommen, hätten sie gute Beratung gehabt und das alles wäre nicht passiert.


    Noch ein Kaninchenzüchter; Freunde meiner Familie. Ich war schon öfters da. Die Züchterin gehört auch einem Zuchtverein an und liebt ihre Kaninchen. Aber auch hier unartgerechte Haltung. Kleine Buchten, Einzelhaltung, Trockenfutter.


    Ich habe viele Argumente gegen die Zucht; ich finde das Argument, dass so weniger Tierheimtiere eine Chanche bekommen, auf jeden Fall berechtigt, weil es leider stimmt.
    Familie Muster möchte zwei kleine, süße Meeris und sucht sich einen vermeintlich guten Züchter, der die so einfache Haltung präsentiert. Familie Muster ist hin und weg und nimmt zwei dieser zu jungen Geschöpfe. Familie Muster möchte nämlich keine Tierheimtiere, weil die ja nicht so lieb sind und eine schlechte Vergangenheit haben.
    Dabei vergisst Familie Muster, dass es auch auf den Charakter der Tiere ankommt, wie es sich verhält und nicht nur auf die Vergangenheit. Und ein zu früh abgegebenes Tier ist genauso geschädigt, wie ein Tierheimtier vielleicht. Aber mit viel Zutun und Liebe und Geduld kann man trotzdem das Vertrauen gewinnen. Und sowieso vergisst Familie Muster, dass Meerschweinchen keine Kuscheltiere sind.


    Artgerechte Tierhaltung - die Grundlage für ein glückliches Tierleben. Ich glaube, sie kann möglich sein bei der Zucht, aber ich denke, dass das nicht üblich und verbreitet ist.
    Wenn sich hier ein guter Züchter finden ließe, wäre das ja schon ein kleiner Erfolg. Allerdings habe ich wenig Hoffnung.




    LG


    Und wenn man keine finaziellen Mittel hat, keinen Platz hat und man kann auch den vielleicht psychischen Druck nicht aushalten, dann sollte man sich vielleicht auch keine Tiere kaufen.

  • Zur Haltung:


    Ich habe mir bisher nur einen Züchter besucht, weil ich mir dort was angesehen habe. Die Haltung und Fütterung fand ich sehr gut. Große Freigehege, große Holzeigenbauten, viel Platz. Geschlechtertrennung, in jeder Damengruppe nen Kastraten, junge Mädels bei den älteren Damen, junge Heeren bei den Älteren, Abgabe erst ab gutem Gewicht und nach vorherigem Gespräch. Nie nur zwei Jungtiere wenn nicht zu älterem Schweinchen, nie Päärchen, wenn keine Zuchttiere bzw ansonsten kastriert, nie in EInzelhaltung. Fütterung war auch super.


    Und eine Freundin von mir hat lange Kaninchen gezüchtet. Dort war die Haltung auch prima, bzw ist sie auch jetzt noch, aber züchtet nicht mehr. Außenhaltung ganzjährig, Freigehege im WInter 60qm pkus Holzbauten, Naturboden wo sie schön buddeln können, im SOmmer auch um die 60qm.
    Fütterung auch eben Gras im SOmmer und Gemüse, Heu usw. und im Winter das gleiche ohne Gras.


    Was ich an Zweetys Beitrag eben allerdings etwas "falsch" finde, ist die Aussage, der schlechten Beratung, da es um zwei Weibchen ging. Ich finde Kastrat und Weibchen oder Weibchen und Weibchen eigentlich ganz gut als Beratung. Zwei Mädels verstehen sich doch in der Regel auch super, hatte damit zumindest nie Probleme und selbst schon oft meine Nottiere in 2er Damengruppen vermittelt.

  • Zitat von KathyMHL


    Was ich an Zweetys Beitrag eben allerdings etwas "falsch" finde, ist die Aussage, der schlechten Beratung, da es um zwei Weibchen ging.


    :lol: Ich sprach gerade von Kaninchen. Bei Kaninchen ist eine Gruppen bzw. Paarhaltung zu empfehlen. Weibchen ohne kastrierten Rammler können einem da richtig Probleme bereiten, anders als bei Meeris, da kann das ja sehr gut funktionieren.
    Vielleicht ist die Zuchthaltung von Meeris einfacher als bei Kaninchen, weil zum Beispiel bei Meeris gleichgeschlechtliche Gruppen funktionieren können, obwohl gleichgeschlechtlich auch nicht wirklich ihrer Art entspricht...
    60m² Außenhaltung klingen richtig gut, müsste aber auch von unten mit Volierendraht gesichert sein und von den Seiten und oben ebenfalls.

  • Sweety
    Auch bei Nins gibt es Ausnahmen,ich hatte z.B. zwei kastrierte Rammler zusammen,sie waren ein Herz und eine Seele :lol:


    Nin-Damen sind aber wirklich Zicken :roll:
    Da helfen auch 30m² für 4 Nins nix :wink:


    Ich habe nie gezüchtet,aber in vielen Jahren alle Zusammenstellungen gehabt,am besten ist tatsächlich ein Päärchen :lol:

  • Ich kenne nur eine Züchterin, und zwar die von meinem Kastraten. Die Schweinchen leben in Holzeigenbauten. Die Schweinchen haben nicht besonders viel Platz, aber die Minimalanforderungen dürften schon erfüllt sein. Sie bekommen täglich Auslauf, im Außengehege im Keller oder im Garten. Die Gruppen sind korrekt aufgeteilt, kein Schweinchen muss allein sein. Was das Futter betrifft, bekommen die Schweinchen da neben gutem Frischfutter auch täglich Pellets. Tja, darüber kann man streiten. Am wichtigsten ist es, dass die Schweinchen gesund sind. Und die Schweinchen werden dort tierärztlich versorgt.


    Sie betreibt einen recht kleinen und überschaubaren Zucht, und sie sorgt für Nottiere und vermittelt sie. Was die Beratung betrifft... hmm, damals habe ich gesagt, dass ich hier zwei Weibchen hatte. Sie hat sonst gar nichts nachgefragt. Na ja, zu dem Zeitpunkt habe ich aber auch schon einiges gelesen und nicht nachgefragt. Sie hat mir neben den Stammbaum auch eine Tüte Trockenfutter gegeben, damit ich es dem Kastraten langsam ab- umgewöhnen konnte.


    Im großen und ganzen finde ich sie seriös, und die Haltung in Ordnung.

  • Zwei kleine Weibchen von kleinauf, sind oft keine gute Lösung. Meist wird eines der Weibchen sehr dominant, das andere wird unterdrückt. Es wirkt für Laien oft harmonisch, irgendwann stirbt das unterdrückte resignierte Weibchen und das dominante bleibt übrig... und nun versuch das mal zu vergesellschaften.... was wir hier schon für Ringkämpfe hatten, dazu braucht es dann wirklich richtige Super-Macho-Kastraten.

  • Guten Morgen :D


    Bei Kaninchen kann ich nicht mitreden, von denen habe ich zu wenig Ahnung.


    Zu den Meerschweinchen: Meerschweinchen leben in der Natur - meist - in Kolonien, die sich wiederum in Untergruppen aufspalten (Bock plus 2 bis 3 Mädchen) plus Jungvolk. Rangniedrigere Böckchen kommen so gut wie nicht zum decken, leben aber trotzdem stressfrei in der Gruppe - und das - bei Hausmeerschweinchen - sogar auf beengtem Platz. Wurde gerade in einer Untersuchung der Uni Münster, Prof. Sachser, herausgefunden (und ausprobiert).


    Das hieße ja nun, dass artgerechte Meerschweinchenhaltung ausschließlich die Haltung in einer größeren gemischtgeschlechtlichen Gruppe ist. Das hat aber auch kein Privathalter und ganz sicher auch keine Notstation. Abgesehen davon, dass auch die Fortpflanzung zum artgerechten Leben gehört.


    Leben in menschlicher Obhut bedeutet also immer auch eine Einschränkung des normalen, artgerechten Lebens - teilweise bis hin zur Qual, leider.


    Wo zieht Ihr persönlich da die Grenze zwischen "noch ok" und "geht nicht (mehr)"? Und was tut Ihr, wenn Ihr Meerschweinchen seht, die schlecht leben? Das passiert bei privater Haltung ja meist aus Unwissen und nicht aus böser Absicht.


    Ich finde es sehr sehr schwierig, da allgemeingültige Reglen aufstellen zu wollen :?

  • also bei dem Thema möcht ich auch mal ein bisschen mitmischen... mein Kastrat stammt aus einer absolut vorbildlichen Zucht, ebenso meine Lucy.


    Dass Zucht nicht mit Liebhaberhaltung gleichzusetzen ist, dürfte uns allen klar sein. Praktisch nicht möglich. Ich finds z.b. völlig ok, wenn Mutter und Kinder in kleineren Boxen sitzen. Es ist nicht für lange Zeit. Allerdings hab ich auch schon 50x50cm Boxen gesehen, find ich trotzdem ein No-Go. 1m Länge sollte trotzdem minimum drin sein, viel größer muss nicht sein. Auch Verpaarungsboxen sind bei manchen Züchtern größer. Auch hier ist für mich 1,20m das Minimum, das muss doch wirklich drin sein. Genug Platz um sich mal aus dem Weg zu gehen, aber nicht so viel, dass sich die beiden verlaufen ;)


    Da bei Züchtern viele Tiere nur kurze Zeit sitzen, ist das sicherlich kein Beinbruch. Schlimmer wirds, wenn ich sehe, dass manche Tiere bei Züchtern bis zu 3 Jahre sitzen (mehrere Würfe) und dann auch außerhalb der Wurfzeiten in kleinen Boxen sitzen. Furchtbar, für ein Meerie ist das unter Umständen mehr als das halbe Leben.


    Auch Ernährung etc ist bei Züchtern natürlich wesentlich komplizierter. Wobei es sicher kein großer Aufwand ist, mit der Sense im Sommer etwas Gras zu mähen. Oder ein Außengehege zu machen, wo die Tiere ab und zu raus können / rausgesetzt werden. Ich persönlich kenne eh keine größere Zucht in Mietwohnungen etc. Die meisten haben genügend Platz und Grundstück dabei.


    Artgerechte Haltung ist in meinen Augen schon auch 1 Kastrat und mind. 2-3 Weibchen. Wobei ich jetzt nicht sagen würde, dass reine Weibchen-/Bockgruppen etc ein Nogo sind. Es ist eben nur anders. Und meiner Meinung nach eher was für geübte Halter. Und wer mehrere Weibchen hält, kann auch genauso gut ein Kastraten rein setzen. Meine Meinung. man hält doch eh immer 2 Tiere minimum zusammen, da kann eins davon doch ein Kastrat sein. Aber wie gsagt, meine persönliche Meinung


    Wenn ich eine absolut schlechte Haltung sehe, kommt es sehr auf die Umstände an, ob man selber mal vorsichtig was sagt (nicht meckern sondern meist á la "ich hab gelesen..., man hat herausgefunden..." Oder in schlimmen Fällen wirklich den Tierschutz informieren.


    Zweety: an dich noch ein Wort wegen dem Missverständnis zu Kaninchen: du bist ja hier in einem Meerie-forum. Und selbst wenn du von Kaninchen schreibst, trifft das eben nicht unbedingt auf Meeries zu, die sind in manchen Sachen ganz anders gestrickt. Ein "vielleicht ist das bei Meeries auch so" hilft jemandem, der Hilfe sucht, nicht sonderlich weiter ;)

  • Wie gesagt, das vielleicht bezog sich darauf, ob artgerechte Meerschweinchenzucht einfacher zu realisieren ist als Kaninchenzucht, denn was ihr schreibt, klingt ja zum Teil relativ gut, besser als aus meiner Erfahrung mit Kaninchenzüchtern.


    Artgerecht, tja, ein Wort, das man vielleicht benutzt ohne es wirklich definieren zu können, aber es zu benutzen ist schonmal gut. Ich denke Meerschweinchenhaltung sollte so viel wie möglich mit der ursprünglichen Lebensweise der Meerschweinchen zu tun haben. Ein Wildmeerschweinchenleben kann man wahrscheinlich wirklich nicht eins zu eins nachahmen, aber man sollte versuchen, so nah ranzukommen wie möglich. Was man für artgerecht hält kann man im Endeffekt ja selber beurteilen, einige füttern Trockenfutter, kann man ja machen, ich finde es unartgerecht, einfach weil es der Meerschweinchenart nicht entspricht und sie in der Natur auch kein Trockenfutter zu sich nehmen.
    Aber jeder kann ja selbst entscheiden, wie er sein Tier hält; es ist ja sein Besitz; leider.


    LG

  • Zitat von Mirana


    Das hieße ja nun, dass artgerechte Meerschweinchenhaltung ausschließlich die Haltung in einer größeren gemischtgeschlechtlichen Gruppe ist. Das hat aber auch kein Privathalter und ganz sicher auch keine Notstation. Abgesehen davon, dass auch die Fortpflanzung zum artgerechten Leben gehört.


    Ganz sicher keine Notstation?


    Also ich hab hier derzeit nur "größere" Gruppen sitzen:


    1.Gruppe: Mama+ Papa (kastriert) + 3 Kinder
    2.Gruppe: Kastrat + 2 Weibchen
    3.Gruppe: Kastrat + 4 Weibchen
    4.Gruppe: 6 Kastraten (bzw. bald, ein Jungbock muss noch kastriert werden)


    Ich halte die Tiere immer in größeren Gruppen, wenn es möglich ist, wenn man nicht zuviele Kastraten hat die auf ein neues Zuhause warten und die sich nur mit Weibchen verstehen, so dass man überall Päarchen sitzen hat.


    Viele unserer weiteren Pflegestellen haben auch immer die Möglichkeit die Tiere in "größeren" Gruppen zu halten, denn unsere Pflegestellen haben alle Eigenbauten. Wir halten nur in Käfigen, wenn die Tiere noch in Quarantäne müssen oder wir eben doch langsam ein Platzproblem haben, bei einem größeren Notfall. Aber da setz ich die Tiere lieber in einen zusätzlichen Käfig, als sie im bisherigen "Zuhause" zu lassen.

  • Zitat von Mirana

    Zu den Meerschweinchen: Meerschweinchen leben in der Natur - meist - in Kolonien, die sich wiederum in Untergruppen aufspalten (Bock plus 2 bis 3 Mädchen) plus Jungvolk. Rangniedrigere Böckchen kommen so gut wie nicht zum decken, leben aber trotzdem stressfrei in der Gruppe - und das - bei Hausmeerschweinchen - sogar auf beengtem Platz. Wurde gerade in einer Untersuchung der Uni Münster, Prof. Sachser, herausgefunden (und ausprobiert).


    Das hieße ja nun, dass artgerechte Meerschweinchenhaltung ausschließlich die Haltung in einer größeren gemischtgeschlechtlichen Gruppe ist. Das hat aber auch kein Privathalter und ganz sicher auch keine Notstation. Abgesehen davon, dass auch die Fortpflanzung zum artgerechten Leben gehört.


    Leben in menschlicher Obhut bedeutet also immer auch eine Einschränkung des normalen, artgerechten Lebens - teilweise bis hin zur Qual, leider.


    Artgerecht ist ein komplizierter Begriff. Auf jeden Fall ist das Leben in menschlicher Obhut immer anders als in der Natur. In so einer größeren gemischtgeschlechtlichen Gruppe ist Familienplanung nur bedingt möglich. Aber gerade die "Familienplanung" ist eine der Möglichkeiten der Menschen, Qualen für Meerschweinchen zu vermeiden. In der Natur trennt niemand die Schweinchen nach diesem Aspekt, und Kastration gibt's natürlich auch nicht. Außerdem wird die Gruppengröße in der Natur auch durch höhere Sterberate stabilisiert. Tierarzt gibt's in der Natur ja auch nicht, das wäre also auch nicht "artgerecht".


    Was die Gruppenkonstellation betrifft, so entspricht eine Gruppe mit einem Kastraten und mehreren Weibchen sicherlich am ehesten der Natur. Aber wenn man sie als die einzig artgerechte Haltung deklariert, dann würde es den Tod vielen Böckchen bedeuten, wohl vor allem als Raubtierfutter. Und das dürfte der Natur auch durchaus entsprechen... :? Aber schließlich hat die Evolution nachgeholfen. Die Hausmeerschweinchen kommen mit beengtem Raumverhältnis viel besser zurecht als Wildmeerschweinchen, und die Böckchen vertragen sich auch viel besser im Vergleich zu den Wilden, und es entwickeln sich viele interessante soziale Verhaltensweisen. In dieser Hinsicht soll man den Leuten bei Böckchenhaltung helfen. Das hat dann aber wenig damit zu tun, nah an der rauen Natur zu sein.



    Hmm... Vielleicht kann man "artgerecht" auch anders definieren als "nah an der ursprünglichen Natur"? Das Leben der Wildmeerschweinchen bietet viele Hinweise, aber das muss/soll nicht das einzige Kriterium sein. Fenchel an Meerschweinchen zu verfüttern dürfte sehr artgerecht sein, obwohl die Wildmeerschweinchen in Südamerika keinen Fenchel kennen, so wie auch viele andere gute Sachen. Von daher finde ich es auch nicht gut, Trockenfutter einfach nur deswegen abzulehnen, weil es der Natur nicht entspricht. Man soll sich da schon mit ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen, um ein Urteil zu fallen. Es gibt ja andere Haustiere, wo Trocken- bzw. Fertigfutter durchaus ihren Zweck erfüllen.

  • Zitat von TeeEi

    Ich glaube, Mirana meinte da so was wie 5 Männchen + 20 Weibchen (nur als Beispiel).


    Ja, so was in die Richtung meinte ich.


    Was ich persönlich noch einen ganz vernünftigen Ansatz finde, artgerecht zu definieren, ist, zu schauen, ob das Tier alle seine "Funktionskreise" ausüben kann: Also Ruheverhalten, Bewegungsverhalten, Komfortverhalten, etc. ... Je mehr dieser Funktionen es ungestört und nach eigenem Belieben ausüben kann, umso artgerechter die Haltung.

  • Zitat von TeeEi

    Hmm... Vielleicht kann man "artgerecht" auch anders definieren als "nah an der ursprünglichen Natur"? Das Leben der Wildmeerschweinchen bietet viele Hinweise, aber das muss/soll nicht das einzige Kriterium sein. Fenchel an Meerschweinchen zu verfüttern dürfte sehr artgerecht sein, obwohl die Wildmeerschweinchen in Südamerika keinen Fenchel kennen, so wie auch viele andere gute Sachen. Von daher finde ich es auch nicht gut, Trockenfutter einfach nur deswegen abzulehnen, weil es der Natur nicht entspricht. Man soll sich da schon mit ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen, um ein Urteil zu fallen. Es gibt ja andere Haustiere, wo Trocken- bzw. Fertigfutter durchaus ihren Zweck erfüllen.


    Zu den Böcken: Es gibt so viele Böcke (eben weil die Geburtenrate hoch ist), die ein neues Zuhause suchen. Muss man dann noch welche nachproduzieren?


    Herkömmliches Trockenfutter lehne ich ab, wenn folgendes enthalten ist:
    -Melasse
    - Honig
    - Weizen
    - Milch und Milchprodukte
    - pflanzliche und tierische Nebenerzeugnisse
    - Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe


    Aber auch getrocknetes Gemüse oder Heupellets finde ich nicht so gut, weil es quellt (kann man ganz leicht selber ausprobieren). Das Anfangsvolumen verdoppelt oder verdreifacht sich im Magen.


    Ich denke mal Hauptbestandteil der Nahrung sollte Wiese sein, als Ersatz für Wiese dient Heu, obwohl Wiese natürlich vorzuziehen ist.


    Reicht man verschiedene Futtersorten (Wiese, Wiesenkräuter, Blattgemüse, Wurzelgemüse, Knollengemüse, Küchenkräuter, Trockenkräuter, Laub) dann nehmen sich die Meerschweinchen das, was sie brauchen, meiner Erfahrung nach.


    Und je artgerechter die Haltung (also zum Beispiel keinen Stress-->Ruhebedürfnis, Bewegung und gute Ernährung...), desto weniger Krankheiten können aufkommen und desto seltener benötigt man die Hilfe des Tierarztes (beim Meeri fallen ja auch die Impfungen weg, anders als bei anderen Tieren), auch meiner Erfahrung nach.


    Jeder kann sich da seine eigene Philosophie bilden.



    LG

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