• Hallo,


    nachdem ich mich eben hier angemeldet und vorgestellt habe, gleich die erste Frage: Bei uns sieht es so aus, dass wir von Bekannten drei Meerie-Babys übernehmen sollen und wollen - drei deshalb, weil ich hier und anderswo überzeugend gelernt habe, dass eine Schweinchengruppe erst bei drei anfängt und nicht - wie ich bisher dachte... - bei einer Paarhaltung. Drei Babys sind da, also dachte ich mir, können wir sie auch alle nehmen und nicht nur zwei. Es handelt sich passenderweise um ein Böckchen und zwei Mädchen. Ein passendes, 1,5 qm großes Gehege haben wir auch schon entdeckt, zum Thema Frühkastration mache ich vielleicht noch einen eigenen Thread auf ;-) aber nun bin ich darüber gestolpert, dass man Babys nicht ohne erwachsene Schweinchen aufwachsen lassen soll zwecks besserer Sozialisierung. Das leuchtet mir auch ein, aber da wir in die Meerie-Haltung starten, gibt es bei uns noch nix Erwachsenes. Was also tun? Unsere Zusage zu dreien zurückziehen, nur zwei nehmen und ein anderes erwachsenes dazu suchen? :( Wie zwingend seht ihr das mit dem erwachsenen Vorbild? Führt ein Fehlen desselben zwingend zu völlig verwirrten Schweinchen?


    Fragende Grüße,
    Christiane

  • Ich muss sagen, ich bin echt nicht allwissend im Thema Sozialisierung der Jungtiere aber ich glaube ohne einem erfahrenen und erwachsenen Tier wird das nicht klappen. Kleine Meerschweinchen, selbst wenn sie zu dritt sind, können sich das alles nicht selbst beibringen, sie brauchen jemanden der ihnen zeigt wie es geht.
    Wie sieht es mit dem Muttertier aus? Könnte sie nicht vielleicht auch abgegeben werden oder könntet ihr die Jungen nicht eine Zeit dort lassen, bis sie genug gelernt haben und sie dann abholen? Wie alt sind die Kleinen überhaupt?
    Um noch einmal direkt deine Frage zu beantworten. Ja, so ein Fehlen führt zwingend zu verwirrten Schweinchen.
    LG Lunemma

  • Ich würde auch ein viertes Schweinchen dazu suchen.


    Reine Babygruppen:
    - bleiben oft ein Leben lang mäkelig mit dem Futter. Normal schauen sie sich von ihrer Gruppe ab, welche Gemüsesorten fressbar sind und akzeptieren die dann ein Leben lang. Wenn die Zeit bei Mama zu kurz ist oder die Auswahl da nicht ideal, dann bleibt das ein echtes Problem, mit etwas Pech fressen sie nur Eisbergsalat und Gurke...


    - Können kein Meerschweinisch. Untereinander kommen sie schon klar, aber wenn die Tiere später mal in Kontakt mit anderen Meerschweinchen kommen, auch erst in einigen Jahren wenn Deine Gruppe ausstirbt, dann gibt es massive Missverständnisse, Beißereien und sie werden nicht glücklich miteinander


    - Sind oft merklich aggressiver weil sie gerade die Strategien Streit ohne Gewalt beizulegen erst später lernen.


    - Bleiben meistens scheu. Es fehlt ihnen eben das Vorbild, das Vertrauen zu den neuen Zweibeinern fasst und zeigt dass es ok ist. Also bleiben sie sehr sehr vorsichtig und zurückhaltend, und das leider teilweise auch dauerhaft.


    Wenn es gar nicht anders geht kümmere Dich um die Frühkastration während sie noch bei Mama sind und lass sie da bis mindestens zur 10. Lebenswoche - aber besser auch nur, wenn die Mama gut sozialisiert ist und eine große Futterauswahl bekommt, und ideal in einer größeren stabilen Gruppe lebt.

  • Die Hauptsache ist, dass ein Meerschweinchen nicht allein aufwächst. Ebenfalls von Bedeutung ist, dass es in einem harmonischen Umfeld aufwächst, denn wenn es Aggressionen erlebt, kann es selbst ängstlich oder aggressiv werden.
    Die Sozialisierungsphase umfasst übrigens nur die ersten drei Monate.


    Es geschieht sehr häufig (man kann fast sagen, es ist die Regel), dass zwei oder mehr Jungschweine ab vier Wochen miteinander ohne erwachsene aufwachsen, ohne dass es negative Folgen hätte.
    Die großen belehren die kleinen ja nicht sondern die Schweine lernen anhand der Verhaltensweisen und Reaktionen der anderen, wie es unter Meerschweinen abläuft und was man darf und was nicht. Diese Verhaltensweisen sind zum Teil instinktiv, zum Teil entwickeln sie sich im Umgang miteinander.


    Ich habe ein Weibchen, das sogar seine Sozialisierungsphase nach der Säugezeit mit einem zuvor einzeln gehaltenen Kastraten verbracht hat. Obwohl dieser ganz sicher kein guter Lehrer war, ist sie ein freundliches, friedfertiges und aufgeschlossenes Schweinchen.
    Wichtiger als das Alter der anderen ist, dass überhaupt andere da sind, und dass diese die kleinen nicht mobben.


    Ich sehe kein ernstes Problem dabei, drei Jungschweine miteinander ohne Erwachsenes aufwachsen zu lassen.

  • ...nur bitte lass das Böckchen unbedingt frühkastrieren, damit es nicht von seinen Schwestern getrennt werden muss. Sechs Wochen sind für ein so junges Tierchen eine verdammt lange Zeit, es würde sehr leiden und die Sozialisation würde dadurch definitiv beeinträchtigt.

  • ich habe hier einen Kastraten, der ab 7 Wochen Alter nur mit einem jungen Weibchen aufgewachsen ist (während Kastrationsfrist sogar durch ein Gitter getrennt) und heute ein hervorragender mini Haremswächter ist. auch bei neu VG mit seiner zweiten Frau völlig unproblematisch.


    man muss nicht immer alles perfekt machen und es gibt auch noch andere Prioritäten im Leben als Meerschweinchen. ICh würde sie so übernehmen, wie sie sind, aber unbedingt unkontrollierte Vermehrung verhindern.

  • Zitat von Meerli2012


    man muss nicht immer alles perfekt machen


    Sicherlich muss man nicht immer alles perfekt machen, aber wenn man sich vorher informiert und sich Gedanken macht (so wie es Christiane ja macht), kann man versuchen, von vorneherein das Beste für die Tiere zu tun.
    Das sollte jedem Tierliebhaber wichtig sein.


    Zitat von Meerli2012

    und es gibt auch noch andere Prioritäten im Leben als Meerschweinchen.


    Uiuiui, der Satz stößt mir ein wenig auf... :?


    Sicherlich gibt es noch andere Prioritäten im Leben als Merschweinchen. Auch mein Leben besteht nicht ausschliesslich aus Meerschweinchen.
    Aber ich habe mir die Tiere angeschafft und meine Aufgabe ist es nun, sie anständig zu halten, sie zu versorgen und bin dafür verantwortlich, dass es ihnen gut geht!


    Nur weil es noch andere Dinge im Leben als Meerschweinchen gibt, heisst das für mich nicht, dass man sich deswegen nicht mit der artgerechten und bestmöglichen Haltung auseinander setzen sollte.


    Viele Grüße,
    Yvonne

  • Ich habe hier ein Schweinchen, dass sein erstes Lebensjahr nur mit einem Kaninchen verbringen durfte. Hier wohnt sie jetzt mit einer älteren Dame zusammen, die in einer großen Gruppe aufwachsen durfte. Die Kleine ist jetzt 2 Jahre alt und zeigt nach wie vor Verhaltensauffälligkeiten. Sie versteht z. B. nicht, wie das mit der Rangordnung funktioniert. Anfangs hat sich die Ältere untergeben, aber sie hat es einfach nicht kapiert und jeden Tag aufs Neue angefangen um ihre Position zu kämpfen. Nach einiger Zeit hat dann doch die Ältere die Führung übernommen und weist die Kleine halt immer und immer wieder in ihre Schranken... Seitdem lernt Maggie (die Jüngere) ganz langsam, sich "Meerschweinisch" zu verhalten indem sie sich alles Mögliche bei Winnie abguckt.


    Ich würde das Risiko nicht eingehen und auf gut Glück 3 Babys alleine halten. Klar werden sie sich untereinander irgendwie arrangieren. Sie kennen ja dann jahrelang nichts anderes als ihr eigenes Verhalten. Aber wenn du in einigen Jahren andere Schweinchen dazusetzt, die "richtig" sozialisiert wurden, wird es wahrscheinlich Probleme geben. Solange du jetzt noch die Wahl hast würde ich mich dafür entscheiden, neben den Babys auch ein Älteres aufzunehmen. Ja, es muss nicht sein, dass die Babys Verhaltensprobleme entwickeln. Es ist aber wahrscheinlich und wenn sie erst mal welche entwickelt haben ist es sehr schwer, die wieder aus ihnen rauszukriegen. Ich hätte auf diese Erfahrung jedenfalls verzichten können und verfluche manchmal die Leute, die Maggie zu einem Kaninchen gesteckt haben anstatt zu Artgenossen. Sie hätte es wesentlich einfacher gehabt im Umgang mit anderen Schweinchen.

  • Hallo!


    Ein erwachsenes Tier ist nicht gleich auch immer ein gutes Vorbild. Ich hatte z. B. auch 2 erwachsene Meeris und dazu Babys gesetzt. Da meine beiden erwachsenen Tiere schon nicht gut sozialisiert waren (eigentlich nur der Bock und auf das Weibchen ist es dann abgefärbt), konnten sie dementsprechend den Babys auch nichts "richtiges" beibringen.


    Also in deinem Fall bringt es auch nur was, die Babys weiter bei der Mutter zu lassen, wenn sie gut sozialisiert ist.


    Unter welchen Bedingungen leben die 3 Babys denn zur Zeit? Wo käme das eine hin, was du nicht nehmen würdest und stattdessen ein erwachsenes Meeri? Ist ein viertes gar nicht möglich? Ist es möglich, die Babys noch bis zur 12. Lebenswoche bei der Mutter zu lassen (falls gut sozialisiert)?


    Ich finde es zwar schon wichtig, dass die kleinen von den großen lernen, aber noch wichtiger wäre es mir, dass die 3 in ein gutes zu Hause kommen.


    LG

  • ... für Eure vielen informativen Antworten!


    Zu den Fragen: der Dreier-Wurf ist bei Bekannten, die ein paar hundert Kilometer von uns wegwohnen, die Babys sollten dort nach meinem Gefühl nicht länger bleiben, als nötig, weil einfach zu wenig Platz da ist und der vorhandene (unkastrierte) Bock wohl auch nicht die geeignete Gesellschaft für das kleine Böckchen wäre (laut Halterin verträgt der sich nicht mit anderen Männern - oder hätte ein Baby da so eine Art "Welpenschutz"?
    Frühkastration ist da glaub ich auch nicht so das Thema, ist auf dem Land, wo da der nächste Tierarzt ist, der sich damit auskennt? Da kümmere ich mich dann lieber hier selbst drum, wir scheinen hier in Mainz eine gute TÄ zu haben, die Erfahrung hat (habe sie auch hier in der Liste gefunden). Möchte auf keinen Fall riskieren, dass der Kleine den richtigen Termin verpasst und dann eine gefühlte Ewigkeit getrennt werden muss. In zwei Wochen sind die drei drei Wochen alt und hätten eine Mitfahrgelegenheit hierher - mit etwas Glück passt das genau (unter drei Wochen geschlechtsreif wäre schon recht ungewöhnlich, oder?)
    Mittlerweile weiß ich, dass für eins der drei noch eine weitere Interessentin da ist (ich hoffe, mit vorhandener Gesellschaft). Wir könnten also tatsächlich überlegen, nur zwei zu nehmen und dann ein drittes erwachsenes dazuzuholen - in der Hoffnung, ein gut sozialisiertes zu finden, was den Kleinen so ein Vorbild ist, wie wir es gern hätten ;-).
    Jetzt gleich mit vieren zu starten ist für mich Meerie-Anfänger dann doch eine respekteinflößende Vorstellung, außerdem ist unser Gehege dafür dann doch etwas klein mit 1,5 qm, oder?


    Viele Grüße
    Christiane

  • Ich finde ja Du klingst recht vielversprechend als Halterin. Das Gehege könnte man ja ggf. ein kleines bisschen anbauen, und ganz ehrlich, ob 3 oder 4 macht nicht wirklich einen Unterschied. Ob man jetzt ein paar Gemüsestücke mehr abschneidet oder eben 4 Schweinchen die Krallen schneidet statt dreien - wenig Unterschied.


    Lassen die Halter jetzt wenigstens ihren Bock kastrieren oder ist in 10 Wochen der nächste Wurf zu erwarten? Ich bin ehrlich gesagt kein großer Freund solchen Leuten die Tiere abzunehmen, nur damit sie genau so weiter machen. Wenn sie immer Abnehmer finden macht man es ihnen echt zu leicht.

  • Ich würde keinem Anfänger raten, gleich vier auf einmal anzuschaffen. Man muss ja für sich selbst immer erstmal testen, wie die Haltung im Alltag so läuft, und ob man sie als anstrengend (laut, dreckig, arbeitaufwändig...) oder teuer empfindet.
    Hängt ja auch alles von den eigenen Lebensumständen ab, wieviel Zeit und Platz man hat, wie ordnungsliebend man ist, ob man günstig an Gemüse herankommt, einen guten TA in der Nähe hat u.s.w.


    Persönlich finde ich an der Meerschweinhaltung den Dreck am anstrengendsten. Meerschweinchen kötteln und pinkeln einfach unglaublich viel, und entsprechend viel hat man ständig zu beseitigen.

  • Aber das ist doch jetzt nicht mehr Aufwand ob es drei oder vier sind. Am Ende muss man 1-2 mal die Woche misten, und die Entsorgung ist immer ein Problem. Das muss man eben vorher bedenken, mal beim Abfallamt anrufen und fragen wie die entsorgung größerer Mengen im Landkreis geregelt ist und dann schauen ob man das organisieren kann.

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