Meerschweinchen Haltung

Frühkastration - für und wider

Haltung und Haltungsbedingungen von Meerschweinchen

  • Hier wird mehrmals immer wieder zu einer Frühkastration geraten, besonders eine Userin fügt ihre Textbausteine fast in jedem Thema ein, das mit Jungtieren zu tun hat.


    Aber was passiert mit der Psyche von so einem Baby, wenn es so früh kastriert wird? Ist doch keine Kleinigkeit für so ein Kleines.



    Bei Hunden sieht man inzwischen, dass es deutlich Spätfolgen geben kann, wenn man Rüden früh kastriert. Es kommt öfters zu Gelenksproblemen, wenn kein Testosteron vorhanden ist. Dadurch wird zuwenig Kalcium in den Knochen eingelagert. Es kann zu vermehrten Tumorneigungen kommen und die Psyche eines Frühkastraten läßt auch zu wünschen übrig.



    Was tun wir unseren Meerschweinchen damit an? Sicher gibt es Umstände, wo es nicht vermeidbar ist und man froh ist, wenn es diese Möglichkeit gibt. Aber wäre es nicht besser, zuerst ein Umfeld zu schaffen, wo so kleine Böckchen in Ruhe erwachsen werden dürfen, bevor sie kastriert werden? Dass Ratschläge mehr in diese Richtung gehen? Ein Leihbock, der Babys erzieht, bis sie vermittelt oder kastriert werden, zum Beispiel.



    Ich habe mit einer Züchterin gesprochen, sie sagte, Babyböckchen schwängern selten ihre Schwestern, eher Tanten oder andere erwachsene Weibchen und selbst Mütter wehren ihre Sprösslinge erst mal ab. Und nach drei-vier Wochen kann man doch eine vorübergehende Bockgruppe gründen, wenn man den Kleinen behalten will, oder den Sprößling lieber in gute Hände geben.



    Ich hab nichts gegen Kastrationen, aber diese Routine, die in einem sonst guten Forum ständig gepredigt wird, gefällt mir gar nicht.



    Was sagt ihr dazu?

  • Das man Hunde niemals mit Meerschweinchen verwechseln sollte und das es bereits diverse Studien/Abhandlungen zum Thema Frühkastraten bei Meerschweinchen gibt ;) U.a. vom "Erfinder" der Methode, Dr. Morgenegg.


    Unterm Strich kann man sagen, das es den Tiere seelisch nicht schadet. Denn sie können weiterhin im Familenverband aufwachsen und leben ohne das man heraus nehmen muss. Keine Kastra-Frist o.ä., unseren ersten Frühkastraten hatten wir anno 2002. Damals habe ich mich u.a. in Fachbüchern informiert über das Für und Wider.


    Ich würde es immer wieder machen lassen und nehme auch gerne Frühkastraten auf. Wir hatten im Laufe der Jahre einige Frühkastrierte Böcke. Und die haben sich nicht anders verhalten wie die später kastrierten Böcke. Wichtig ist bei so jungen Tieren, egal ob FK oder nicht, das sie in einer funktionierenden Gruppe aufwachsen.


    Das Hormonelle Problem das man z.B. bei Hunden und Katzen hat, ist bei Meerschweinchen nicht so extrem ausgeprägt.

  • Ich habe auch einen Frühkastraten und finde, er ist unsicher, immer noch scheu und sehr schreckhaft. Ich weiß nicht, unter welchen Umständen er kastriert wurde und wie es ihm danach ergangen ist, aber ich wünschte, er hätte nicht so einen Start in seine Jugend gehabt.

    Es ist ja ok, wenn es einen Familienverband gibt, wo er bleiben kann, aber diese automatische Kastrationsempfehlung stört mich etwas, vielleicht solte man wirklich abwägen und neue Wege gehen. Bei der Gehegegröße hat es ja auch zum Wohl der Schweinchen geklappt.

  • Das kann sehr gut Charaktersache sein, ich hatte FK die waren super Zickenbändiger. Zutraulich usw. andere waren scheue Gesellen die eher so Gattung Weichei waren.


    Würde es aus persönlicher Erfahrungen heraus deshalb nicht alleine auf die OP schieben. Jedes Schweinchen hat nun mal einen anderen Charakter.

  • Hier wird mehrmals immer wieder zu einer Frühkastration geraten, besonders eine Userin fügt ihre Textbausteine fast in jedem Thema ein, das mit Jungtieren zu tun hat.

    Ich vermute, daß ich gemeint bin.


    Ich weiß, dass es für meine beiden Böckchen keine passende Alternative gegeben hätte... Einen Erwachsenen Bock hatte ich nicht, einen ausleihen ging weder vom Platz nicht, noch gibt es hier keine Möglichkeit dazu.


    Den Eingriff selbst haben beide super überstanden. Wie sich bean entwickelt hat, kann ich nicht mehr sagen, aber foxi ist ein fantastischer haremswächter geworden, sogar ohne männliches Vorbild. Er ist ein richtiger Kerl und ich sehe keinen Unterschied zu den Böckchen aus meiner Kindheit.


    Hunde, Katzen und Meerschweinchen zu vergleichen halte ich auch für falsch, weil Meerschweinchen im Gegensatz zu den anderen nestflüchter sind. Man sollte keine Äpfel mit birnen vergleichen, denke ich.

  • Aber mir drehts den Magen um, wenn ich lese, das Baby sofort kastrieren ohne wenn und aber. Man könnte doch auf die Möglichkeit hinweisen, dass es das gibt, aber doch vielleicht neue Möglichkeiten andenken. Ich bin überzeugt, dass es manchmal Alternativen geben könnte.

  • Natürlich kann man auch auf alternativen hinweisen, aber ich finde es zum Beispiel schöner wenn die Jungs in der Gruppe aufwachsen können. Hätte ich bereits einen kastrat gehabt, hätte ich es vermutlich genau so gemacht, weil ich meine Gruppe nicht hätte auseinander reißen wollen


    Ich finde übrigens, daß der beste Platz für einen kleinen Bock der Platz bei seiner Mama ist bis dieser von selbst flügge wird.


    Ich werde aber in Zukunft versuchen andere Optionen aufzuzeigen

  • Danke Letty, ich hoffe du nimmst mir meinen Satz nicht übel, aber ich hab ca 20 Seiten über das Thema hier gelesen und auf jeder Seite deine Hinweise gefunden. Übrigends auch den Satz über Petersilie, die man nicht füttern sollte und ich hab mich gefragt, wieviel denn zuviel ist? Ich habe darüber nichts gefunden, außer dass es eine Studie zu schwangeren Frauen gibt. Manchmal ist es gut, wenn man Dinge hinterfragt. Und so ein kleines Miniwesen einfach so operieren zu lassen, ist nicht ohne, da sollte man sich doch einige Gedanken machen.

  • Bei der Petersilie geht es schon um einen ganzen Topf oder mehr. Um Komplikationen dieser Art auszuschließen, rate ich gerne ganz von der Fütterung ab.


    Ich nehme dir das nicht übel, keine Sorge. Ich persönlich gebe es nur so weiter, weil ich damit positive Erfahrungen gemacht habe

  • Ich kann deine Bedenken z.T. nachvollziehen.

    Nur spinne das doch mal weiter ... die Jungs werden geschlechtsreif und man muss sie aus ihrer Familie reissen. Wo sie eventuell hätten bleiben können. Dann wird daraus vielleicht ein unkastriertes Bockduo, stirbt einer kann der andere nur einen Bock auf die Schnelle als Gesellschaft bekommen. Weil ja nun mal nicht kastriert. Wird das später gemacht muss man den Kastrationsfrist einhalten, wenn man keinen Nachwuchs will.


    Wären das mal als Beispiel zwei FK, einer stirbt, der andere kann sofort in jede beliebige Gruppe ziehen. Sprich auch zu Weibchen, oder in eine große gemischte Gruppe mit mehreren Kastraten. Was bei mir über Jahre gut funktioniert hat übrigens.


    Deshalb ist eine Frühkastration für sich alleine eine Altersabsicherung für die Tiere. Zumal so junge Tiere die OP samt Narkose besser weg stecken. Von 2002 bis heute hatten wir schon ein paar FK, der letzte ist hochbetagt am 03.05.2020 mit 7 1/2 Jahren gestorben. Würdest du dem neugierigen Tier auf dem Foto das ansehen ;)


    Und was deinen Kastraten angeht, bleibe ich bei der Vermutung das er eben vom Charakter her eher ängstlich und zurück haltend ist.

  • Ich kann deine Bedenken grundsätzlich verstehen aber Kastration an sich, egal ob früh oder spät ist ja leider die einzige Alternative (zumindest noch, aber wir kriegen ja schon beim Menschen kaum nebenwirkungsfreie Verhütung hin, da wirds bei Tieren noch massiv länger dauern).


    Viele Menschen, gerade solche die nur grob ein Thema überfliegen, wollen ganz eindeutige Handlungsanweisungen und nicht "wenn das, dann das und zu bedenken gilt...". Jetzt sage ich vermutlich einen unpopulären Satz aber selber Denken scheint bei vielen (damit meine ich nicht konkret Forenmitglieder, sondern generell die Gesellschaft) abhanden gekommen zu sein. Von daher finde ich zu 80-90% korrekte Aussagen wie die Frühkastration als Muss oder nicht zuviel Petersilie besser als noch Verwirrung zu stiften.

  • Man hat ja ungefähr drei Wochen Zeit zu überlegen, man könnte ein provisorisches Gehege mit den Babys und dem Vater machen, warten bis die Zwerge älter sind und ohne Bauchop kastriert werden können. Alle männliche Tiere können sowieso nicht behalten werden. Sollte der Vater nicht anwesend sein, oder nicht von der Familie getrennt werden, dann eben ein Leihbock. Ich bin nicht gegen das kastrieren, aber mir tut so ein Baby leid. Wenn die Hoden abgestiegen sind, ist so eine OP doch viel leichter. Es gäbe bestimmt einige Möglichkeiten, sicher ist es schön, wenn es eine Familie gibt und sie zusammen bleiben können, aber wieoft kommt das vor?

  • Ich hatte wie gesagt nur die Mama und keine Chance einen Bock zu leihen.


    In den meisten Fällen werden die Weibchen auch trächtig gekauft, nicht im eigenen gruppenverband gedeckt.


    Ich war damals so ziemlich genau seit 5 Wochen Meerschweinchenbesitzerin. Mein Gehege war zu klein, noch keine Gruppe vorhanden. Ich war massiv überfordert und eine klare Linie hat mir damals geholfen.


    Nach dem was ich in dem letzten Jahr hier gelesen habe, sind es meist tatsächlich die normalen kastrationen, die schief gehen (Schweinchen stirbt, Abszessbildung usw). Nicht die Frühkastrationen

  • Ich denke, dass das durchaus im Sinne der Tiere ist. Die meisten Böckchen kommen sehr gut mit der Frühkastration zurecht und gewinnen damit einige Vorteile und auch Lebensqualität. Zudem bekommt das Tier ja Schmerzmittel und eine Narkose. Es ist nun mal so, dass die meisten Jungtiere von eher unerfahrenen Haltern angeschafft werden, und um Probleme mit ungewolltem Nachwuchs zu vermeiden, ist das die einfachste Methode. Auch wenn man z.b. ungewollt ein schwangeres Weibchen bekommt, würde ich mich beim Vermitteln der Jungtiere wohler fühlen, dass die Babys in ein neues Zuhause dürfen, in dem nicht "nur ein Mal Babys" kommen sollen - die Garantie hat man nicht, wenn man die Kleinen weg gibt...Ich denke das man da nicht so aus Menschensicht denken sollte. Ein Meerschweinchen hat ja eine viel schnellere Entwicklung...LG

  • Die OP ist tatsächlich Fummelarbeit, eine TÄ sagte mir mal "Ich liebe Fummelarbeit ;)" Und bei ihr wurden einige kleine Böcke kastriert, ohne jegliche Spätfolgen. Deshalb gibt es auch nicht viele TÄ die das überhaupt machen.


    Zu deiner letzten Frage, es käme öfter vor wie du denkst. Für uns war eine gute Lösung, denn die Jungs konnten dadurch bei uns bleiben.


    Zum Thema selber vielleicht ein bisschen Lesematerial:

    https://www.sos-meerschweinche…ertes/272-fruehkastration

    https://www.animal-sos-hofstet…chen/fr%C3%BChkastration/

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