Die Entscheidung, die Haltung aufzugeben

Hallo liebes Forum,

Ich möchte hier einfach mal meine Gedanken loswerden - Achtung langer Text: Nach 10 Jahren Schweinchenhaltung habe ich beschlossen, dass keine neuen Tiere mehr hinzukommen werden und dass es das wohl bald war. Meine Gruppe besteht derzeit zwar noch immer aus 5 Schweinchen, es ist aber leider recht absehbar, dass das wohl gegen Ende des Jahres nicht mehr so sein wird.

Meine beiden Senioren:

Mein Gizmo, der "Mann im Haus", wird dieses Jahr etwa im Spätsommer/ Herbst 6 Jahre alt und schlägt sich seit September mit einer Herzerkrankung und damit einhergehend immer wieder mal mit Wasser in der Lunge herum. An manchen Tagen merkt man richtig, wie schwer ihm das alles fällt, an anderen Tagen hüpft er nochmal richtig durch das Gehege. Die TÄ gibt ihm aber auch bei bester Pflege leider keine lange Lebenserwartung mehr.

Meine Frieda ist auch schon eine Omi, keine Ahnung wie alt genau. Verliert mal Fell (gibt auch einen Thread dazu), hat dauernd Kokzidien, die sich nicht recht bekämpfen lassen, weil sie sich immer wieder in die Gallengänge zurückziehen (Gizmo hat es übrigens auch immer wieder, Immunsystem ist halt auch angeschlagen durch die Herzerkrankung). Man merkt Frieda auch einfach an, sie ist alt.

Die anderen 3:

Elli - habe ich aus einer Notstation und seit sie ein Baby ist, ist nun 4 Jahre alt. Sehr leicht, sehr wendig, sehr fluffig. Nur noch 3 Schneidezähne und neigt zu kleinen Geschwulsten, bisher jedoch zum Glück nichts schlimmes.

Pan - etwas über 3 Jahre alt, eine kleine Ziege und manchmal echt dreist... Sie hat eine chronische Rachenerkrankung, deswegen gibt es viel weiches Futter (Kräuter, Blattsalate usw).

Lilo - etwa 5 Jahre alt. Wir hatten einen unglaublich schweren Start. Sie kann ja nichts dafür, dass sie anscheinend so traumatisiert ist, aber sie hat bei der Vergesellschaftung echt verdammt viel Ärger gemacht. Mittlerweile hat sie sich aber zum Glück recht gut eingefügt. Soweit fit, wow! *klopf auf Holz*

Ich liebe sie ja alle, aber es ist einfach anstrengend. Und nach all diesen Jahren, in denen ich mit so unglaublich vielen Schweinen aus schlechter Haltung fast jede mögliche Krankheit durchgestanden habe, mich finanziell so richtig blank gemacht habe, meine Zeit für die Schweine draufging und ich eigentlich immer mindestens einen Pflegefall hatte, um den ich mir Sorgen machen muss, ist die Luft raus. Ich träume immer mal wieder von Schweinchen mit offenen Füßen, mit Krankheiten, ...

Wenn meine beiden Senioren nicht mehr sind, evtl. auch erst wenn Elli nicht mehr ist (obwohl ich mir immer denke, sie hat eine große actionreiche Gruppe verdient... aber es würde mir so schwer fallen) dann gebe ich meine letzten Schweine ab. In ein gutes Zuhause, wo ich sie hoffentlich auch nochmal besuchen kann und die neuen Besitzer nicht genervt von mir wären.

Daran zu denken macht mich irgendwie fertig, aber ich weiss auch, dass es wohl so besser ist. Andere Leute haben auch eine super Haltung und ich kann sie ja nicht ewig alle retten. Ein Steckgehege mit Fleeceset würde ich mir aber immer behalten, denn wer weiss ob man nicht mal zwei arme Würstchen pflegt um sie dann wieder gut zu vermitteln, oder jemanden bei der Urlaubsbetreuung hilft.

Viel Text, viel Gedanken, aber wer hört mir denn sonst zu... Sind ja leider für viele Menschen immer noch "nur Meerschweinchen". Für mich nicht

Ich wünsche den Schweinen und auch mir selbst mal einfach noch eine schöne Zeit und dass sie so fit sind wie möglich.

Ich wollt das einfach mal los werden, so unter Schweine-Leuten.

Zitat von Marie-Luise

In 10 Jahren mit vielen kranken Tieren hast Du sicherlich sehr, sehr viel gegeben. Da kann ich gut verstehen, dass Du aufhören möchtest.

Was ich jetzt schreibe, mag blauäugig sein, aber ich bringe es trotzdem als Überlegung ein: Es gibt doch auch noch Tiere, die jahrelang keinen Tierarzt brauchen, einfach gesund sind und sich ihres Lebens freuen. Wäre es vielleicht eine Option gezielt solche Tiere zu suchen? Auch diese Schweinchen brauchen ja einen guten Platz. Außerdem hättest Du dann auch mal nur die schönen Seiten der Schweinchenhaltung.

Die Frage wäre natürlich wie man solche Tiere finden kann, aber gerade tierliebe Halter mit viel Mitleid neigen ja dazu, gerade die kranken und alten Tiere zu nehmen. Wenn Du, wenn es soweit wäre, genau nach dem Gegenteil schauen würdest in Notstationen, hättest Du die Chance, wenn auch keine Garantie, dass Du weniger Aufwand und Kummer hättest.

Vorstellen kann ich es mir zumindest derzeit nicht. Selbst meine Tierärztin attestiert mir, dass es einfach wie Schicksal ist, dass ich immer die Kranken und extremen Pflegefälle bekomme. Sie sagte, es ist fast schon so, als würden solche Tiere sich Menschen aussuchen, die so viel pflegen und rumdoktorn.

Ich hatte auch schon Schweine, auch aus Notstationen, die angeblich fit waren. Bei mir waren es dann auf einmal auch wieder Zahnschweinchen, hatten Fußprobleme, ...

Wie gesagt, die Luft ist raus. Ich möchte trotzdem noch unterstützen wo es geht, Neulingen mit meinem Krankheitswissen aushelfen, mal eine Urlaubsbetreuung übernehmen, ...

Aber ich denke, ich bin dann "raus". Solange es meinen Schweinen gut geht, das ist das wichtigste dabei, ist das auch für mich in Ordnung.

Danke für eure Antworten.

Ja, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe war das ganze auch irgendwie einfacher. Da habe ich mir mit meiner Mutter die Sorgen und manchmal auch die Pflege geteilt. So allein die letzten 3 Jahre, mit wirklich Horror-Krankengeschichten, die haben mich schon extrem geschlaucht...

Ich freue mich auch immer zu hören, wie sehr sich auch andere um ihre Tiere Sorgen und kümmern. Es ist wirklich schlimm, wie manche Tiere ihren Haltern egal sind - aber dann auch wieder schön zu sehen, dass diese dann oft bei Abgabe ein richtig schönes Zuhause finden. Und das haben sie ja auch alle verdient.

In den letzten Jahren ist es, zumindest in meiner Ecke hier, auch weniger geworden mit den Kinderzimmer-Tieren in den Kleinanzeigen. Die Vermehrer sind noch immer da, aber die werden hoffentlich bald auch noch viel weniger.

Zitat von DieDreiVonDenise

Ich würde gerne im Namen aller Schweine die du gepflegt hast "DANKE" sagen. Es braucht Menschen wie dich, die sich den Tieren annehmen, egal wie schwer es wird. Und auch wenn du vorhast jetzt aufzugeben, hast du die letzten 10 Jahre tolles geleistet. Du bist auch nur ein Mensch und hast dir nach diesen harten 10 Jahren Ruhe verdient. Und nur weil du die Schweine aufgibst heißt es nicht dass du nicht weiterhin gutes tun willst. Das finde ich wirklich lobenswert.

Mich interessiert, wie viele Schweine du über diese Zeit hattest. Man hat ja manchmal Glück und die Schweine werden steinalt. Aber manchmal müssen sie zu früh gehen. Deswegen würde mich einfach in Zusammenhang mit den vielen Krankengeschichten interessieren, wie viele Schweine du versorgt hast bzw wie alt diese (ungefähr) werden durften.

Das ist sehr lieb von dir, danke.

13 Schweine waren es über diese 10 Jahre, wovon nur ein einziges an Altersschwäche verstarb.

Meine Kastraten waren generell auch immer fitter als die Damen, was für einen Grund auch immer das haben mag. Da kamen die Probleme immer erst mit dem entsprechenden Alter.

Ich wünsche dir, dass deine Gruppe richtig fit bleibt und ihr eine super schöne Zeit zusammen habt.

Jungs aufnehmen finde ich auch eine super Sache, die bleiben ja sonst leider oft übrig, weil ein Harem nun mal meist nur mit einem Kerl funktioniert.

JulisMeeris

Ich find auch es ist ein gutes Gefühl, wenn man zurückblicken kann und weiß, die Schweine hatten ein gutes Leben, trotz schwierigem Start, Krankheiten und sonstiges.

Bei mir hat auch immer viel der Tierschutzgedanke mit reingespielt. Ganz am Anfang noch nicht, aber das kam dann nach ein paar Jahren ab Schwein 3 schnell dazu. Ich habe fast immer mit Absicht die Tiere genommen, wo ich wusste, die finden schwer ein neues Zuhause weil sie zB nicht allzu besonders niedlich aussehen. Oder ich habe einfach ohne große Kriterien die Schweine aufgenommen, die in Kinderzimmern gehalten wurden und schnell weg sollten. Bei Chouchou wusste ich damals schon anhand der Kleinanzeigen Beschreibung, dass sie kaputte Füße haben wird.

3 Tiere vom Züchter hatte ich in dieser Zeit, auch mit dem Gedanken, die sind dann die fitten in der Gruppe. Nur Pan ist jetzt noch da, die anderen beiden Züchter-Tiere sind auch an einem Lungenödem sowie an einer unklaren Ursache verstorben. Mir zerreißt es auch jedes Mal das Herz, wenn eins stirbt.

Der Tierschutzgedanke hat sich bei mir über die Jahre jetzt auch so verfestigt, dass ich persönlich keine Tiere mehr beim Züchter hole, weder Schweinchen noch andere. Meine beiden Kater sind zB auch aus dem Tierschutz (aber zum Glück fit). Einfach weil ich mir denke, solange es Tiere gibt, die bereits da sind und in Not ein Zuhause suchen, solang würde ich immer zuerst denen eins bieten.

Und der Tierschutzgedanke wird bei mir wohl auch nie verschwinden. Wie gesagt, ich möchte auch ohne eigene Schweine noch andere unterstützen, mal im Urlaub die Betreuung übernehmen, oder evtl auch mal arme Würstchen aufpäppeln und weitervermitteln in ein gutes Zuhause. Aber halt nicht mehr "Vollzeit" in großen Gruppen.

Ich bereue kein einziges Schweinchen, das ich aufgenommen habe und ich denke, gerade mit den Schweins die nach den Senioren übrig bleiben würden, wäre es einfacher, es zu beenden. Denn das sind keine täglichen Pflegefälle. Da mache ich mir dann nicht so viele Sorgen und Vorwürfe, wenn ich sie nicht mehr jeden Tag sehe und selbst pflege.

Ich würde mich auch super freuen, wenn meine letzten Schweine dann hier in der Region unterkommen würden (zwischen Braunschweig und Hannover).