Meerschweinchen Babys / Nachwuchs

Kann sich eine Zucht überhaupt jemals lohnen?

Themen rund um das Thema Meerschweinchen Babys / Nachwuchs (keine Zuchttipps)

  • Ich hab das ultimative Argument gefunden (nicht meine Worte, gelesen von Menschen die sich in einer Diskussion zucht oder nicht für seriöse Züchter ausgesprochen haben): Tiere von seriösen Züchtern landen nicht im Tierschutz. Seriöse Züchter garantieren, dass sie ihre Tiere jederzeit wieder zurück nehmen.


    Also nichts mit "es sind ja nur junge gesunde Tiere". Lass dir ein paar mal ein 5-jähriges Zahnschwein zurück bringen und jegliche Kalkulation ist für die Tonne.

    Wenn es stimmt, dass die Züchter jederzeit wieder zurück nehmen, dann ist das natürlich wirklich super. Hoffentlich können diese Züchter dann die Tiere, die tatsächlich zurück gebracht werden, gut in ihre bestehenden Gruppen integrieren.


    Aber kann man das mit dem Zurückgeben von möglicherweise alten und kranken Tieren tatsächlich nachprüfen - auch noch nach vielen Jahren? Dafür müssten die Züchter ihre Zucht schon lange haben.

  • Du meinst, als Interessent?

    Also z. B. bei uns als Notstation steht das im Schutzvertrag, dass wir alle Tiere wieder zurück nehmen und z. B. auf unserer Homepage ist auch ersichtlich, dass wir es auch tatsächlich tun, weil da oft bei den Tieren steht "wurde bereits 2018 von uns vermittelt und nach dem Tod des Partners zu uns zurück gebracht" etc.


    Von einem Züchter kann man sich das ja auch schriftlich geben lassen. Jeder, dem seine Tiere wirklich am Herzen liegen, hat ein Interesse daran, dass sie im Zweifel lieber wieder zurück kommen, als bei EK und dann vielleicht in irgendeinem kinderzimmerkäfig zu landen.

    Klar besteht immer ein Restrisiko - wenn die Person z. B. Verstirbt oder aus gesundheitlichen Gründen die Haltung komplett einstellen muss kann sie natürlich keine Tiere zurück nehmen, aber für mich wäre es ein Muss, dass man grundsätzlich erstmal bereit ist, seine Tiere zurück zu nehmen (und zwar alle, nicht nur die Weibchen und die gesunden Tiere), um einen Züchter (oder auch eine Notstation oder ein Tierheim!) seriös zu nennen.

    Andernfalls würde ich ihn eher "Produzent" als "Züchter" nennen.

  • Eine Zucht kann sich lohnen und ist nicht mit der Liebhaberhaltung zu vergleichen. Die Tiere die dort leben sind maximal 3 Jahre und da sind Erkrankungen noch nicht so extrem. Zudem sind große Zuchten immer nur ländlich zu finden, wo man mit Tierärzten engeren vielleicht sogar privaten Kontakt hat. Zudem können große mengen Futter günstig gekauft ( Grünkohl, Rüben, Möhren, Heu, Stroh) und gelagert werden können.

    Das Problem ist nur, obwohl ländliche Zuchten die Vorteile genießen, herrscht dort meistens auch noch mehr als in der Stadt das Bild der alten Kaninchenzucht. Kleine Ställe und wenn mal eins stirbt ist es halt so.....

    Hey, na zu der Erkenntnis sind wir doch längst gekommen. :)


    Natürlich kann sich Zucht lohnen, wenn einem als Züchter das Wohlergehen der Tiere egal ist.

    Ich komme auch vom Land und kenne viele Züchter/ Vermehrer. Meistens ältere Männer die Kaninchen/ Schafe/ Hühner oder auch Meerschweinchen vermehren. Die Haltung ist oft das aller Letzte. Die Tiere werden mit Trockenfutter, Heu, Stroh, Küchenabfällen und trockenem Brot gefüttert. Wird ein Tier krank, wirds eben getötet. Überschüssige Tiere werden geschlachtet insofern sie nicht ohnehin für diesen Zweck auf die Welt gesetzt wurden. Der ein oder andere verkauft seine Tiere auch für mehr oder weniger Geld.


    Entweder sind dies Menschen den Tieren offensichtlich respektlos gegenüber und schämen sich auch nicht dafür kleine, tierliebe Mädchen damit zu ärgern dass man die süßen Kaninchenbabys bald alle schlachtet- oder die Leute sind so verblendet dass sie allen ernstes Glauben den Tieren würde es gut gehen.


    War früher viel auf einem Bauernhof und die Familie hat die jungen Kälber direkt nach der Geburt von den Müttern weggenommen und in 1m² kleine, selbstgebaue Boxen gesperrt. Ist ja normal. Bei Hitze direkt in der prallen Sonne und bei Kälte im Durchzug saßen die Babys in ihrem eigenem Kot und konnten nie laufen lernen. Tage und teilweise Wochenlang haben Mutter und Kalb verzweifelt nacheinander gerufen. Ich frage mich bis heute wie man so kaltherzig sein kann etwas wie das zu tun. Aber für diese Bauern war es normal und sie haben sich selbst belogen. ''Die haben es da geschützt und kuschelig'', ''die bekommen sogar teilweise echte, teure Milch!!'' ... blabla blaaaa die dachten echt sie würden ihre Tiere gut behandeln dabei lebten ihre Tiere in der Hölle.

    ... was ich damit sagen will. Viele Tierquäler/ Züchter/ Vermehrer (alles das gleiche oftmals) sehen all das Leid einfach gar nicht weil sie ihren Tieren ganz einfach die grundlegendsten Bedürfnisse absprechen. Weil unsere Gesellschaft eben größtenteils so denkt und das in den Köpfen drin ist. Kaum einer hinterfragt das.

  • Offtopic: Es ist auch heute normal, dass die Kälber nach der Geburt von den Müttern wegkommen (bei Milchkühen, bei reinen Fleischrassen sieht es anders aus). Sowohl konventionell als auch Bio, mit nur sehr wenigen Ausnahmen. Das Handling ist sehr aufwändig und kompliziert und es gibt weitere Probleme.


    Tatsächlich ist je nach aktuellem Milchpreis Milchpulver für Kälber billiger als die Milch von der Mutter. D.h. die Kälber bekommen nur die sog . BIestmilch, die Milch der ersten Tage.


    Sogenannte Kälberiglus etc. Sind für die ersten Tage Standard, danach kommen die Tiere in Kleingruppen gemeinsam in einem Stall. Auch egal, ob Biooder nicht.

    Brennende Sonne ist natürlich kein Standard, das Überleben einfach zu wenige.


    Will sagen: Dieser Bauer Deiner Kindheit war nicht besonders grausam (oder vielleicht doch). Aber in jedem Fall hat er Recht mit der Aussage, dass es normal ist.


    Tante Edit sagt: Die Messlatte für vernünftige Tierhaltung ist sehr unterschiedlich. Für Nutztiere sehr anders als für Liebhabertiere. Sprich: Würde man Meerschweinchen als Nutztiere halten, würden sie vermutlich in größeren Gruppen in Gehegen leben mit wenn es viel ist 0,25qm pro Tier.

    Man würde wohl die Jungtiere nach 3 Wochen nach Geschlechtern trennen und mit Gras, Heu, Trockenfutter und Möhren großziehen.

  • Hier im Forum wurde in der Vergangenheit von einigen Leuten betont, dass ein Züchter (also ein "Guter" - im Gegensatz zu einem "Bösen" - einem Vermehrer oder Kinderzimmerzucht-Betreiber) u.a. ein definiertes Zuchtziel haben muss.


    Nach einigen der hier vorgebrachten Argumente, könnte aber genau so ein definiertes Zuchtziel ein Teil des Problemes sein. Denn um das in einigen Jahren erreichen zu können, muss man sehr viel Meerschweinchen verpaaren, auslesen und wieder verpaaren. Das geht nicht mit 2 oder 3 Weibchen, die ein- oder zweimal im Jahr jeweils Junge bekommen. Dazu braucht man viele Tiere - und die kann man nicht mehr so halten und vermitteln, wie viele Tierfreunde es für angemessen halten würden.


    Die definierten Zuchtziele an sich gehen aus meiner Sicht oft schon am Tierwohl vorbei, aber auch die Verfolgung von harmlosen Zielen würde dieses Problem der großen Zuchten mit sich bringen.


    Die Diskussion der letzten Tage zeigt, dass gegen die von manchen als positiv dargestellten eingetragenen Zuchten von Rassemeerschweinchen wichtige Argumente sprechen. Wenn Zucht zum Wohl der Tiere gemacht werden sollte, müsste sich aus meiner Sicht auch im Bereich der Meerschweinchen einiges ändern. Damit spreche ich mich nicht für wahrlose Vermehrung oder Kauf über Zoogeschäfte aus. Aber weil es Böses gibt muss ich nicht anderes Schlechtes als gut oder optimal bezeichnen.

  • Naja, die Aussage war ja nicht unbedingt, dass eine gute Zucht unmöglich ist. Nur, dass sie nie im Leben ernsthaft rentabel sein kann und dass bei allem, was sich finanziell "lohnen" muss irgendwo Abstriche gemacht werden.

  • Wir wissen doch alle wieviel Aufwand 3,4 oder vielleicht auch 6 bis 12 Meerschweinchen machen. Ich brauche zur guten Versorgung unserer 6 Jungs mindestens 2 Stunden durchschnittlich pro Tag - solange keiner krank ist.


    Wenn man kein Geld damit verdienen kann (s.o.), dann muss man die Tiere nebenbei - also als Hobby halten. Und wenn ich dann nicht 6 sondern z.B. 60 oder 120 Tiere habe, dann ist doch die Rechnung einfach: Für 60 Tiere brauche ich nicht 20 Stunden, sondern ich versorge sie etwas weniger gut und habe Zeitersparnisse durch die Menge. Aber ich habe auch den Zusatzaufwand durch Ausstellungen, Vermarktung der Tiere im Internet, Beratung von Interessenten, Begleitung der Würfe usw. Und damit komme ich schon alleine beim Faktor Zeit mit einer solchen anerkannten Hobbyzucht nicht realistisch über die Runden - von den Kosten mal ganz abgesehen.


    Der Punkt ist nicht nur, dass manche Leute herzlos sind, sondern dass die gerühmten Zuchtziele systematisch zu den beschriebenen Problemen führen - nämlich zu viel zu großen Tierbeständen und allen damit verbundenen Problemen.


  • Ich weiß dass das alles normal ist. Und dennoch ist es widerlich, grausam und abstoßend was den Tieren angetan wird nur weils ''so gut schmeckt''. Ich verstehe einfach nicht wie Menschen so was unterstützen können?

  • Marie-Luise Das stimme ich dir zu. Unabhängig ab Meerschweinchen, Hund oder Pferd. Nur weil ein ''großer Verein'' (z.B. VDH bei Hunden) dahinter steckt oder man eine ''anerkannte Rasse'' züchtet heißt dass nicht das alles automatisch gut ist. In erster Linie geht es um Aussehen und/oder Leistung. Gesundheit, Charakter und co sind oft leider zweitrangig. Auch Qualzuchten werden anerkannt und auf Zuchtschauen gut bewertet.

    Natürlich verneinen die Züchter das. Natürlich würde der Charakter und die Gesundheit geprüft. Natürlich würde man die Tiere gut halten und das würde kontrolliert. Ohne jetzt wieder einen ellenlangen Text zu schreiben, wers glaubt. Gerade bei den Klein- und Nutztierzüchtern, im Leben nicht.


    Tierzucht ist heutzutage wirklich stark kritisch zu beurteilen. Aus allen möglichen Aspekten heraus.

  • Nuja, glaub mir: Ich kenne Menschen, die ganz erstaunt gucken, wenn sie erfahren, dass eine Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommen muss um Milch zu geben. Sehr, sehr viele Menschen wissen es nicht, wissen nicht wie sie anders handeln können (würde dann in der Konsequenz auf eine weitgehend vegane Ernährung hinauslaufen), würden gerne, schaffen es aber nicht (und manche reden es sich dann schön).

    Ich denke, ein ganz guter Indikator ist die Tiergesundheit und die ist, was ich gelesen habe, sehr unterschiedlich zwischen den Betrieben.

  • Ich hab das ultimative Argument gefunden (nicht meine Worte, gelesen von Menschen die sich in einer Diskussion zucht oder nicht für seriöse Züchter ausgesprochen haben): Tiere von seriösen Züchtern landen nicht im Tierschutz. Seriöse Züchter garantieren, dass sie ihre Tiere jederzeit wieder zurück nehmen.


    Also nichts mit "es sind ja nur junge gesunde Tiere". Lass dir ein paar mal ein 5-jähriges Zahnschwein zurück bringen und jegliche Kalkulation ist für die Tonne.

    Viele nehmen ein solch altes krankes Tier aber nicht zurück, und das verstehe ich auch. Höchstens vielleicht von sehr langjährigen und vertrauenswürdigen Besitzern. Es ist sehr teuer und aufwändig ein solches Tier zu pflegen. Wenn man sich Tiere anschafft muss man sich darüber im klaren sein dass diese alt und krank werden können. Diese dann wie einen Gebrauchtwagen beim Züchter wieder abzugeben, weil man keinen Bock mehr drauf hat, um sich ein neues junges gesundes Tier woanders zu holen finde ich nicht gut.


    Auch als Züchter muss man das nicht unterstützen.


    Alle Züchter die ich kenne bezahlen nur Unsummen für ihre Zucht, es ist ein sehr teures Hobby. Der Erlös aus dem Verkauf der Tiere deckt die Kosten nicht ansatzweise. Der Zeitaufwand für die Tiere selbst und auch für Beratung der Interessenten vor und nach dem Kauf kommt noch dazu.

    Geld ist aber auch bei keinem den ich kenne das Ziel, sie züchten aus Begeisterung an diesen Tieren und Interesse an ihrem Zuchtziel....

  • Dass man ein altes Tier abgibt und dafür ein neues holt war absolut nicht mein Gedankengang. Kann sein, dass es so bekloppte Leute gibt und klar, muss man DAS nicht unterstützen.


    Aber bei Meerschweinchen bleibt nun mal anders als z. B. Bei Hunden irgendwann zwingend eins übrig, wenn man mit der Haltung aufhört. Und irgendwo muss das schließlich dann hin und wenn das dann im Tierschutz landet, weil der Züchter keinen Bock drauf hat, hat er in meinen Augen den Status als "guter" Züchter verspielt.


    Und auf genau dieses Argument bringt die eigentlich Pro-Züchter-Seite regelmäßig, dass Tiere von "seriösen" Züchtern ja sowieso niemals im Tierschutz landen.

  • Nee, dir kommt das vielleicht nicht in den Sinn, mir auch nicht, aber da gibt es solche Leute.... Die sind vorher noch hochmotiviert und engagiert, und auf einmal erlischt das Interesse. Tiere werden angeschafft, werden dann krank und teuer und man stellt dann plötzlich fest jetzt hätte man dann doch lieber eine Katze. Oder einen Hund. Oder ein Baby. Oder oder oder.... ist alles in Ordnung, aber normalerweise alles kein Grund ein altes krankes Tier abzuschieben.


    Gegen einsame Meerschweinchen gibt es Leihmeerschweinchen. Die sollte ein guter Züchter in einem solchen Fall dann tatsächlich wenn möglich zur Verfügung stellen.

  • Ich bin auch absolut pro Leihmeerschwein!

    Aber zum einen ist auch das nicht mehr zwingend jung und kerngesund, wenn es zurück kommt, zum anderen gibt es einfach manchmal trotzdem Situationen, in denen die Haltung weiterführen aus dem einen oder anderen Grund keine Option mehr ist. Ich denke da vor allem an unverschuldet Dinge wie Krankheiten, Unfälle oder gar Todesfälle.