Meerschweinchen Verhalten

Weibchen Gezicke, Vergesellschaftung & Co.

Ein Meerschweinchen verhält sich komisch? - hier gibt es Antworten

  • Hallo liebe Meerschweinchen Freunde,


    ich habe direkt einige Fragen, weshalb ich mich nun auch dazu entschieden habe mich hier anzumelden anstatt nur immer still und leise mitzulesen :oops:
    Kurz ein paar Hintergrund-Informationen: Unsere 3 Fellnasen (1 Kastrat & 2 Weibchen) sind nun um die 7 Monate alt und haben sich gut eingelebt. Das eine Weibchen ist zwar oft eine ziemliche Zicke und verjagt das andere Weibchen oft bzw. sie klappern sich dann gegenseitig an um das Salatblatt :roll: Es bleibt aber bloss beim Zähneklappern bzw. aufbäumen und dann wegrennen. Unser Männlein geht auch oft dazwischen und Brommselt bis die beiden Streithähne aufhören. Manchmal steigt dann das zickige Schweini in das Brommseln ein und wackelt wie der Kastrat den Popo. Daraufhin fängt der Kastrat dann an zu Popcornen. Wieso fängt denn hier bitteschön das Männlein an zu Popcornen? Also ich kenne ja grundsätzlich die verschiedenen Körpersprachen der Meeris aber da bin ich irgendwie mit meinem Fachjargon am Ende *am Kopf kratz*.
    Eigentlich habe ich gelesen, dass das Gezicke wohl weniger werden soll wenn sie älter werden. Stimmt das und wenn ja was ist dann „älter“?


    Nun zum zweiten Thema: Wir würden uns gerne noch ein 4. Weibchen dazu holen. Nun bin ich mir jedoch nicht sicher ob das in Anbetracht dessen, dass die beiden sich schon anzicken klug wäre. Nicht dass wir dann 3 Weibchen haben die sich gegenseitig verscheuchen anstatt 2 :shock: oder kann man generell sagen, dass das bei grösseren Gruppen eher besser wird? Unsere Meeris können ja jetzt schon nicht alle zusammen an einem Gemüse Haufen knabbern. Hat da jemand Erfahrungen gemacht? Die Frage wäre dann auch, wie alt das neue Meerschweinchen am besten sein soll?


    Und dann falls wir uns entscheiden das Meeri zu holen wäre die Frage zur Vergesellschaftung: Wir würden das wohl am ehesten im Badezimmer machen, da dies ein einfacher und neutraler Grund wäre (natürlich viel Ablenkungs-Futter und Unterstände, keine Eintür Häuser etc.) Wenn das klappen sollte heisst es ja dann alle zusammen wieder in das gereinigte Gehege zurück. Wir würden uns jedoch gerne ein neues grösseres Innengehege bauen, da wir momentan eine Kombi aus Gitterkäfig (140x60) und Brücke zum Auslauf (ca.140 Durchmesser) haben. Wäre das grundsätzlich i.O. die Meerlis nach der Vergesellschaftung in das neue Gehege zu setzen oder ist das doof, weil die „alten“ Meeris dann nicht die vertraute Umgebung haben –> wieder potentielle Stressgefahr?


    Bezüglich Vergesellschaftung habe ich noch folgendes gefunden:
    "Vor der Vergesellschaftung
    Neue Meerschweinchen, welche in eine größere Gruppe vergesellschaftet werden sollen, gehören vorab für mindestens zwei Wochen in Quarantäne. Auch wenn Ihr Meerschweinchen aus einem gutem Stall kommt, kann es Krankheitskeime in sich tragen, die in Ihrem Stall nicht vorkommen. Während der Quarantäne haben die Meerschweinchen keinen Kontakt zueinander und sind räumlich getrennt." Das habe ich so noch nirgends wo gelesen?! Finde ich auch ziemlich hart das Meeri alleine wohin zu setzen..


    Das ist jetzt doch länger geworden als gedacht. Hoffe jemand liest sich alles durch. :roll:
    Ich freue mich auf Antworten! :D

  • Herzlich Willkommen im Forum!
    Wenn Punkt 2 erfüllt wird erledigt sich Punkt 1 von alleine. Das neue Weibchen sollte gut sozialisiert und mindestens 1,5 Jahre oder älter sein, dann bringt sie Ordnung in die Gruppe und das Gezicke hört auf. Natürlich fressen sie dann auch zusammen, bei uns sind oft auch alle 8 gleichzeitig mümmeln. Eine Quarantänezeit habe ich noch nie bei Neuzugängen gehabt, ein kleines Risiko bleibt immer. Wenn man unsicher ist kann man das neue Schweinchen vorher beim Arzt kontrollieren lassen. Milben können auch durch den Streß bei einer Vergesellschaftung kommen, ist ja nicht lebensbedrohlich und behandelbar. Bei dann einem Kastrat und 3 Weibchen würde ich das neue Gehege etwa 2,5x1m groß bauen (mehr geht immer), ebenerdig ohne Etagen. Wenn das neue Gehege fertig ist einfach alle 4 reinsetzen und erkunden lassen.


    Andreas

  • Hallo,


    Zitat von FlauschCaraBob


    Wieso fängt denn hier bitteschön das Männlein an zu Popcornen?


    Popcornen ist eine Übersprungshandlung. Fälschlicherweise wird oft gesagt sie machen das nur aus purer Freude, das ist nicht ganz richtig, sie machen es zwar auch aus Freude, aber auch wenn es gerangel und/oder neue dinge gibt.
    Jungtiere machen das besonders häufig, da sie einfach noch jede Menge Input verarbeiten müssen.
    Es kommt immer auf die vorhergegangenen Situation an.
    Haben sich vorher 2 gestritten und eins popcornt dann, baut es den Stress ab.
    Rennt und tobt es umher und popcornt -> Lebensfreude.



    Wenn ihr plant ein neues Weibchen zu holen, dann sollte sie ab 1,5 Jahre alt sein und immer schon mit anderen Schweinen zusammengelebt haben. In Notstationen kannst du deinen speziellen Fall schildern und sie werden dir das richtige Weibchen rauspicken.


    Für 4 Tiere würde ich 2,5-3m² an Grundfläche empfehlen. Das kann man ganz leicht selbst zusammen bauen.
    Einfach 4 Bretter zusammen schrauben, Pvc rein, Wände vor Pipi schützen, Einstreuen, fertig!


    Im neuen Gehege kann man dann alle neu Vergesellschaften. Ich bin kein Freund vom neutralen Boden, Meerschweinchen bilden keine Reviere, sondern Rangordnungen. Beginnst du auf neutralem Boden, hast du immer 2 Vergesellschaftungen und immer 2 mal den Stress.
    Hole ich ein neues Tier, kommen die alten raus, ich mache dann das Gehege sauber, stelle alles um und setzte das neue Tier rein. Wenn es sich alles angesehen hat (das kommt ein bissel aufs Tier an. Motte mein letztes neues hat sich 5h gar nicht bewegt) kommen meine anderen dazu, ich mach mir einen Tee und beobachte die Tiere.
    Es könnte bei euch u.U. recht rabiat zugehen, ich will dich schon mal vorwarnen, lass es auf jeden Fall laufen und greif nicht dazwischen, nur im Notfall, wenn sie sich wirklich stark verletzten (Knapps am Ohr oder der Lippe ist keine starke Verletzung!)
    Ich will dich nur vorbereiten, viele Halter brechen viel zu früh viel zu schnell ab, wenn es ungemütlich wird.
    Das Gute ist, haben sie sich einmal Sortiert, bleibt das auch meist so.


    Quarantäne würde ich nur machen, wenn ich Tiere aus dubiosen Verhältnissen bekomme, dann würde ich mein Stressunempfindlichstes und gesündestes Tier aussuchen und zu dem Neuling setzen, damit es nicht alleine ist.
    In Kleingruppen ist das meinst nicht nötig, nur wenn das Tier wirklich ein Haufen Elend ist.
    Pilze und Parasiten (wie Haarlinge und Milben) kommen bei Vergesellschaftungen recht häufig vor, durch den Stress des neuen Tieres.
    Als ich Leni holte hatten alle ein paar Wochen später Milben, als ich Motte holte hatte sie Haarlinge.
    Das ist nur lästig und für uns teuer, ansonsten gut behandelbar.

  • Hallo!


    Wenn du sowieso ein neues Gehege bauen willst, kannst du den Einzug des neuen ERWACHSENEN Weibchens ab 1,5-3 Jahre besser so planen, dass dann alle gleichzeitig ins neue Gegehe ziehen. Das nimmt viel Stress raus, die Umgebung ist erst mal für alle fremd, dazu ein paar unbekannte Einrichtungsgegenstände, die noch keiner besetzt hat und viel Futter.


    Eine gestandene Dame wird deinem jungen Gemüse ein wenig Benehmen beibringen, das haben sie auch nötig. Der Bock popcornt, weil er gar nicht recht weiß, wie er mit dem brommselnden Weib umgeben soll. Er ist ja selbst noch so jung und unsicher, wie er in der Situation handeln sollte, also hüpft er eben, weil ihm nichts besseres einfällt. Das ist praktisch die Definition einer Übersprunghandlung: vor lauter unterschiedlichen Handlungsimpulsen, für die sich nicht entschieden werden kann, wird eine ganz andere "unkomplizierte" Handlung ausgeführt.


    Übrigens habe ich echte Zweifel an der Lebensfreude-Theorie, Schweinchen popcornen doch nicht wegen dem frisch gemisteten Gehege, weil es so sauber ist, sondern weil es unbekannt riecht und sie verunsichert sind. Da werden eher die Hygienebedürfnisse von menschen in die Tiere rein interpretiert.

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