Regenbogenbrücke

Schlaf gut, Mümmelchen

Eure Meerschweinchen, die über die Regenbogenbrücke gegangen sind

  • Fofo, mein Hübscher.

    Wie die Meisten bist du von Christina zu mir gekommen und ich weiß nicht sehr viel über deine Vorgeschichte. Du bist mir ins Auge gestochen, weil du Joschi so ähnlich sahst. Eine schwarze Maske mit viel weißem Plüsch und ein paar roten Haaren über den Augen.

    Du hast dich praktisch sofort in das Fluse verliebt und hast sie regelrecht belagert. Sie war ziemlich überfordert, aber ich denke sie hat sich doch gefreut endlich die Aufmerksamkeit eines Freundes zu haben.

    Du warst nicht immer das netteste Schweinchen, aber du hattest Charakter. Für jedes Mal, dass du dich an einen Engpass im Gehege gesetzt hast und nach einem ahnungslosem Schweinchen geschnappt hast, hast du ein anderes Schweinchen in die Gruppe aufgenommen und die Hinterbliebenen getröstet, wenn ein Schweinchen gehen musste.

    Du hattest definitv Ambitionen. Du wolltest unbedingt der Chef der Gruppe sein. Zur Zeit des Räuberchens hast du das nicht geschafft, dann warst du es eine Weile und dann kam Lotte und du musstest deinen Chefposten wieder räumen. Ich hoffe das war etwas woran du nicht zu sehr geknabbert hast.

    Du hast bei mir einiges durch gemacht. Du hast erlebt wie viele Schweinchen gegangen sind. Einige waren ein Jahr bei uns, Senza nur für etwas über einen Monat, innnerhalb von einem Jahr sind drei Schweinchen gegangen. Du bist übergeblieben und hast dich um Plüsch gekümmert. Plüsch war am Ende die die mit dir über geblieben ist und ihr habt euch gut verstanden. Es gab kaum Gezanke und ihr habt euer Leben vor euch hin gelebt. Die Tatsache, dass du so viele Schweinchen hast kommen und gehen sehen hat dich mir gegenüber etwas reserviert gemacht. Für eine sehr lange Zeit hast du einen Bogen um mich gemacht und mich misstrauisch beäugt. Warst du bei den Mädels immer der starke Macho warst du der Erste der die Flucht ergiffen hast, wenn ich versucht habe einen von euch raus zu holen. Fliegendes Streu und verzweifelte Schreie inklusive.

    Oft genug hast du aber mit misstrausischem Blick hinter der Plexiglas Scheibe gesessen und mich kritisch beobachtet.


    Du warst nur einmal sehr krank, aber du hast dich tapfer durchgekämpft und wieder erholt. Die Tierärztin hätte mir fast nicht geglaubt, hätte es kein Beweisvideo gegeben wie du dir tapfer die kleingewürfelte Gurke einverleibt hast und danach auf dem Bett spazieren gegangen bist. Dann kamen die Alterswehwechen. Die Athrose in den Beinchen, für die du Metacam bekommen hast und ein bisschen Hilfe beim Putzen brauchtest, und dein Auge, dass durch eine Narbe etwas eingetrübt war hat angefangen zu tropfen.

    Du bist ruhiger geworden und hast praktisch von heute auf morgen deine Scheu vor mir verloren. Du standest jetzt immer an der Plexiglas Scheibe auf den dünnen Hinterbeinchen und hast lautstark nach deinem Medikament verlangt und nach deinen Erbsenflocken als Leckerchen.


    Am Ende warst du einfach alt. Nach dem heißen Sommer des letzten Jahres war eigentlich schon klar, dass dieses Jahr wohl dein Letztes sein würde. Du warst dürr geworden und hättest einer längeren Krankheit nichts mehr entgegen setzten können. Die Sommerhitze und Schwüle der letzten Jahre machten dir zunehmend zu schaffen. Letzte Woche bist du dann Schlagartig ein Stück gealtert. Du hast so tief geschlafen, dass du dich von dem Futtergeschrei der andern Schweinchen nicht hast wecken lassen und wenn du geweckt wurdest brauchteste du fast 5 Minuten um dich zu orientieren und zurecht zu finden. Ab da habe ich eigentlich nur gehofft, dass du einfach friedlich einschläfst und nicht mehr aufwachst. Eine Woche, vielleicht zwei habe ich gedacht.

    Am Mittwoch abend konnte ich meine Hand nicht wirklich drauf legen, irgendetwas hatte sich verändert. Vielleicht war es die Tatsache, dass du nicht mehr so gut an der Plexiglas Scheibe hoch gekommen bist und mehrere Anläufe brauchtest. Am Donnerstag fiel mir auf, dass du immer langsamer gefressen hast, bedachter gekaut und mit den Zähnen die Haut der Datteltomate nicht mehr richtig durch bekommen hast.

    Gestern hab es dann nocheinmal alles was du gerne mochtest. Paprika, Petersilie und Gurken, Eisbergsalat als Betthupferl, klein gewürfelt und geschnitten, damit du es gut fressen konntest. So viele Sonnenblumenkerne wie du wolltest und einen riesigen Haufen Erbsenflocken nur für dich. Ich habe gehofft, dass du mit einem vollgefressenen Bauch einschlafen kannst und uns der Tierarztbesuch erspart bleibt, aber heute morgen bist du tapfer aus dem Häuschen gewackelt und wolltest dein Medikament und deine Erbsenflocken haben. An der Plexiglas Scheibe bist du nicht mehr hoch gekommen, stattdessen wurdest du als Trittleiter benutzt und beim Versuch dir die Gurke zu klauen einen halben Meter durch das Gehege gezogen worden, weil du die Gurke nicht schnell genug los gelassen hast.


    Auf dem Weg zum Tierarzt hast du die kleingeschnittene Tomate nicht angerührt, aber hast ein bisschen im Heu gewühlt. Beim Tierarzt ging es dann ganz schnell. Über die erste Spritze warst du nicht sehr glücklich und hast gequietscht. Du bist dann in der Transportbox, auf der Matte die nach deinen Mädels gerochen hat eingeschlafen, das Köpfchen in meiner Hand. Danach ging es dann so schnell, das du schon Sekunden nach der zweiten Spritze gegangen warst.

    Deine Mädels haben sich von dir verabschiedet. Plüsch hat am Längesten bei dir gesessen und dich geputzt, das Pummelchen hat dich so geputzt wie sie es immer gemacht hat und saß auch lange bei dir und Chef kam gleich als erste auf dich zugerannt als ich dich ins Gehege gelegt habe.


    Ich weiß du liegst unter dem Rhododendron, bist wieder jung, kannst rennen, springen und wieder richtig sehen, hast ohne Medizin keine Schmerzen und bist bei deiner Fluse. Für mich wirst du noch eine Weile in deinem Gehege wohnen. Du wirst rufend angewackelt kommen, wenn du Essen knistern oder den Wecker klingeln hörst, mit dem Pfödchen aus der Heuraufe den einen Heuhalm den du haben willst hangeln, geduldig ertragen wie dir deine Mädchen das Gesicht putzen und unter der Rampe sitzen und grummelig in die Welt schauen, als würdest du wissen was alle machen und sie dafür stumm verurteilen.

    Wie bei jedem Schweinchen das bei mir gewohnt hat, reicht ein Post, egal wie lange er ausfällt nicht aus um deine große Persönlichkeit einzufangen die in so einem kleinen Körper wohnte, oder ihr gerecht zu werden. Mach dir keine Sorgen um Plüsch. Chef und das Pummelchen werden sich gut um sie kümmern, so wie sie sich um dich gekümmert haben und dir in den letzten Tagen Nähe gespendet haben. So wie du dich liebevoll um die ganzen anderen Schweinedamen vorher gekümmert hast.


    Ich vermisse dich, mein Hübscher. Danke das du bei mir warst.


    Schlaf gut, Fofo.