Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Simon kann nicht mehr fressen

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo zusammen,


    bin mittlerweile etwas verzweifelt. Simon kann immer noch nicht fressen. Er wird jetzt bereits seit 26. Mai gepäppelt!


    War schon fünf mal in der Klinik. Zähne wurden dreimal korrigiert - wachsen ja immer wieder nach. Dann haben sie einen kleinen Abszess im Hals entdeckt. Der wurde vom TA geöffnet und gereinigt, dann zwei Wochen AB und Metacam. Während der zwei Wochen hat er dann kurz mal ein bisschen gefressen, jedoch ohne Päppeln wäre es nicht gegangen.
    Letzte Woche Dienstag war ich dann mit den Medikamenten fertig, bis zum Wochenende gings ihm gut, jedoch hat er nicht gefressen (konnte nicht). Dann begann er am Samstag wieder leicht zu speicheln, hab gleich in der Klinik angerufen und Schmerzmittel wieder gegeben. Am Montag dann wieder in die Klinik - ausser dem Abszess (kleiner als ein Stecknadelkopf) haben sie nichts gefunden. Blutbild wurde vorher schon erstellt, ausser leicht erhöhten Nierenwerten - vermutlich wegen der Medis - unauffällig. Röntgen des Körpers und extra Röntgen der Kopfes (von oben und der Seite) ergab nichts - alles in Ordnung.
    Jetzt bekommt er wieder AB und Metacam - speichelt jedoch trotzdem sehr viel (manchmal ist er bis zum Bauch nass).
    Heute morgen hat er nur ganz wenig RC genommen, mittags füttert meine Mutter, da nahm er gar nichts. Bin um drei heim gekommen, da hat er wieder viel genommen, jedoch hat er natürlich wieder Gewicht verloren. Fressen will er noch immer - sitz im Grashaufen und kann nicht!
    Hab dann heute noch mal mit der Klinik tel. sie meinten man könnte noch versuchen, ihm Kortison zu geben, die Chancen, dass es besser wird lägen bei 50%.
    Die TÄ mit der ich diesmal gesprochen hab (mittlerweile 4 Meinungen von 4 TÄ in der Klinik) meinte, es könnten ansonsten nur noch die Nerven (Lähmung im Mund oder so) sein, nur lässt sich das bei einem Meeri nur schwer feststellen, weil sie so klein sind. Sie meinte sie würde ihn noch mal in Narkose legen und noch mal alles checken - macht das Sinn?


    Was soll ich jetzt tun, noch mal in die Klinik? Kann das was bringen? Was meint ihr zu Kortison in dieser Situation? Und dann der Stress mit der Fahrt - bis zur Klinik sind es immerhin 45km und das Ganze dann auch wieder zurück...
    Ich weiß nicht was ich sonst machen soll! Die Rechnungen zeige ich euch sicherheitshalber nicht :-(
    Aber gut, kann es mir zum Glück leisten.


    Kann ja nicht ewig päppeln, aber aufhören geht noch weniger...


    Leicht verzweifelte Grüße,
    Pamela

  • Ich denke eher das es an den Zurückgegangenen Kaumuskeln liegt, die sich nach und nach zurückbilden bei zu langem päppeln.
    Wie sieht es aus mit Gemüse in Streifen, welches du ihm hinter die Schneidezähne schiebts?
    Wenn er kleinigkeiten zu sich nimmt, fällt dir dort was auf wie zb. reinbeißen und direktes fallen lassen? Oder guckt er es sich nicht mal mehr an?
    Wie viel Cortison soll er denn dann bekommen? Wenn es nur eine Spritze ist wäre es in Ordnung. Für mich würde niemals eine Behandlung in Frage kommen wo Cortison als Dauerhafte Lösung genommen wird.
    Ihn bei so einem geschwächten Zustand in Vollnarkose zu legen ist leider auch sehr riskant und er scheint schon echt viel mitgemacht zu haben.

  • Danke für deine Antwort!


    Gemüse in Streifen hab ich schon probiert, spuckt er wieder aus.
    Bei der Kaumuskulatur bin ich mir nicht sicher, bis letzte Woche hat er ja das RC auch gekaut, laut TA sind die Zähne jetzt auch schön. Er zupft auch manchmal am Futter, aber kann es halt nicht fressen.
    Also Cortison soll er jetzt einmal bekommen um zu schaun wie er drauf reagiert. Auf Dauer würde ich es vermutlich auch ablehnen.
    Am Montag bekam er genau aus dem Grund keine Narkose, wollten ihm die Belastung ersparen, aber ich bin mir nicht sicher ob ich es ihm ersparen kann.
    Vorhin hat er wieder richtig viel RC genommen, zwei Stunden vorher so gut wie nichts. Vom Verhalten her ist er ganz normal, wie die anderen Schweinchen auch.


    Weiß einfach nicht mehr richtig weiter!

  • Hallo,


    Cortison finde ich eine gute Idee, ich denke nicht, dass das momentan viel Schaden könnte.
    Das blöde beim Kopf-/Kieferröntgen oder Sedation ist, dass es nicht genau genug ist. Vielleicht könnte man mit einer schwachen Inhalationsnarkose und einem neuen Röntgenbild des Kiefers doch etwas feststellen.


    Wenn das das RC bekommt: Verrenkt er den Mund?
    Wie ist es wenn er jetzt versucht etwas zu fressen und es wieder ausspuckt: Verrenkt er da den Mund oder versucht er gar nicht erst zu kauen?


    Wurde bei der Blutuntersuchung zufällig auch der T4 für die Schilddrüse bestimmt?

  • Hallo,


    Bis jetzt wurde immer mit Inhalationsnarkose gearbeitet. Denke es wird diesmal auch so sein. Ein Kieferröntgen wurde vor drei Wochen gemacht, werd aber nochmal nachhaken.
    Die TÄ hat zwar von der Schilddrüse gesprochen, aber getestet wurde nicht. Frag da auch nochmal nach.
    Beim Päppeln ist der Kopf ganz normal, seit einiger Zeit hat er begonnen in die Spritze zu beißen, also er hält sie mit den Schneidezähnen leicht fest und richtet sich dann alles so wie er es haben will. Aber nichts Auffälliges. Der Kopf ist gerade, mal weiter oben, mal weiter unten, wie es ihm am liebsten ist. Aber nicht schief oder so. Manchmal verschluckt er sich etwas, aber nur ganz selten, das scheint mir aber nicht schlimm zu sein, geht auch immer gleich wieder vorbei.
    Den Kiefer verrenkt er nicht, momentan schluckt er nur, vorher hat er immer das RC gekaut, das macht er jetzt nicht mehr. Wenn er sich verschluckt verrenkt er natürlich schon den Kiefer, aber ich denke das ist normal.

  • Mhh, wenn der T4 für die Schilddrüse nicht mitbestimmt wurde, wäre das noch eine Möglichkeit zusätzlich zum erneuten Röntgen.
    Meine Tierärztin hat mir vor ein paar Monaten von einem Schwein erzählt, dass auch nicht mehr fressen konnte obwohl orthopädisch und mechanisch alles in Ordnung war. Zufällig hatten sie Blut genommen, bei der eine Schilddrüsenüberfunktion rauskam und mit den Medikamenten hat er wieder gefressen.
    Wegen des Cortisons nur der Hinweis: Der senkt mitunter den T4. Falls noch mal Blut genommen wird und er dann schon Cortison bekommt, wäre der T4 also nicht ganz aussagekräftig und falls er mit dem Cortison und ohne Blutprobe besser zu Wege ist, könnte das nicht nur für eine Entzündung im Kiefergelenk oder sonst wo sprechen, sondern auch für die Schilddrüse.

  • Danke für die Info!
    Fahr morgen nochmal in die Klinik und frag wegen des T4 Wertes. Wenn er sowieso in Narkose ist, sollen sie ihm nochmal Blut abnehmen und testen lassen. Cortison können wie dann immer noch probieren.


    Bin froh so viel Hilfe hier zu bekommen und genauso froh eine gute Klinik gefunden zu haben!


    Hoffe wir finden den Grund!

  • So jetzt nochmal,


    Das war ein Volltreffer!
    Der Schilddrüsenwert liegt bei 6,2. jetzt soll Simon Thiamazol bekommen. Sie haben aber nur Tabletten mit 20 mg da. Mit 5 mg können sie welche bestellen. Er soll max 1-2 mg bekommen. Sie gibt mir Montags bescheid. Ist aber anscheinend blöd zu dosieren. Gibt es da ein anderes Medikament? Oder wie kann ich das ganze verabreichen?
    Die Entzündung im Maul ist etwas schlimmer geworden, hab jetzt ein anderes AB bekommen, hoffe das hilft jetzt besser. Als ich grad heim gekommen bin, hat er fast nicht mehr gespeichelt und richtig viel RC genommen.


    Wäre euch für Hilfe bezüglich der Schilddrüse sehr dankbar, hab da keine Erfahrung damit.


    Besten Dank schon mal,
    Pamela


    Ach ja, eine Frage noch. Warum fressen sie bei Schilddrüsenproblemen nicht?

  • Ist denke ich wie bei Menschen. Die Schilddrüse ist für den Hormonhaushalt da. Menschen mit Schilddrüsen Problemen haben weniger Appetit/ hunger da die Hormone nicht richtig eingesetzt werden. AUch neigen Tiere und Menschen mit Schilddrüsen Problemen unter akuter Müdigkeit, egal wie viel sie geschlafen haben. Und da die Meeris die uns ähnlichsten Lebewesen sind vom Stoffwechsel, ist das denke ich eine Erklärung. Wenn sie falsch sein sollte, korrigiert mich bitte

  • Zitat von Pamela

    Der Schilddrüsenwert liegt bei 6,2.


    6,2? Wow - das ist wirklich extrem hoch. Super, dass die Tierärzte gleich das Ergebnis hatten und du die Untersuchung veranlasst hast.


    Zitat von Pamela

    Er soll max 1-2 mg bekommen. Sie gibt mir Montags bescheid. Ist aber anscheinend blöd zu dosieren. Gibt es da ein anderes Medikament? Oder wie kann ich das ganze verabreichen?


    Ich habe seit kurzem mit jemandem Kontakt, die erfolgreich die Thiamazolpaste nimmt, die auf die Haut aufgetragen wird und bei Katzen häufig auch ganz gut funktioniert. Aber die ist auch recht hoch dosiert, so dass man da Miniportionen nehmen muss.
    Die 5mg Tabletten sind eigentlich nicht so schwer zu dosieren. Ich zermörser immer 1 Tablette und ziehe die mit 1ml Wasser auf. auf eine 1ml Spritze auf. Dann ist in 0,2ml etwa 1mg drin. Je nach Tablette reicht es vielleicht auch, die Tablette mit 0,5ml Wasser aufzuziehen. Dann hast du pro 0,1ml 1mg Thiamazol und kannst es ganz gut dosieren.


    Zitat von Pamela

    Die Entzündung im Maul ist etwas schlimmer geworden, hab jetzt ein anderes AB bekommen, hoffe das hilft jetzt besser.


    Das gute ist: Es gibt Schweine die durch eine SDÜ eine schlechte Wundheilung haben. Das gesamte Immunsystem ist dadurch auch angreifbar und durch die Behandlung könnte ich mir vorstellen, dass auch die Entzündung im Mund besser wird.


    Vielleicht habe ich es irgendwo überlesen, aber wie alt ist Simon denn (wird er eigentlich deutsch oder englisch ausgesprochen? :wink:)?
    Was vielleicht im Hinterkopf behalten werden sollte, aber momentan nicht sofort abgeklärt werden muss: Häufig haben Schweins mit einer SDÜ auch gleichzeitig ein Herzproblem. Entweder, weil bei beidem eine genetische Veranlagung dazu besteht, und/oder weil bei einer SDÜ der gesamte Kreislauf incl. Blutdruck und Puls auf Hochtouren läuft. Dadurch kann auch der Blutdruck im Herzen zu hoch sein und z.B. zu einer Klappeninsuffizienz führen. Momentan steht aber erst mal die Behandlung der Schilddrüse und Senkung des T4s an und wenn er dann hoffentlich wieder besser frisst und stabiler wirkt, kann man vielleicht noch mal ein Röntgenbild der Lunge machen um zu sehen wie groß das Herz ist. Noch genauer wäre statt des Röntgenbildes auch ein Herzultraschall, aber das bietet nicht jeder Tierarzt beim Meerschweinchen an.

  • Hallo ihr zwei,


    danke für die vielen Infos!


    Sabusab:
    dir ein extra Danke für die tolle Beschreibung mit den Tabletten!
    Ohne dich hätte ich vermutlich nicht auf SDÜ testen lassen. Hoffe ich bekomm am Montag gleich die Tabletten damit ich mit der Behandlung beginnen kann.
    Wenn die Entzündung mit SDÜ zusammen hängen kann, hab ich ja die Hoffnung, dass sie mit den Medis dann auch weg geht und er dann wieder selbst zu fressen beginnt.


    Das Herz werd ich testen lassen wenn er wieder selbst frisst und etwas zugenommen hat. Danke für den Hinweis!


    Ach ja, Simon wird deutsch ausgesprochen und er ist jetzt gut 3,5 Jahre alt :-) Hat also noch einige Zeit vor sich, vorausgesetzt wir bekommen das alles in den Griff.


    Ganz liebe Grüße,
    Pamela

  • Hallo Pamela,


    meine Schweinchen werden mit der Thiamazol-Paste behandelt. Das hat in der Vergangenheit ganz gut geklappt und scheint auch bei meinem neuesten SDÜ-Fall gut anzuschlagen. Ich habe aktuell und zum ersten Mal nur ein Schwein bei dem vielleicht ein Medikamentenwechsel anstehen könnte.


    Die Paste wirkt wie Sabusab bereits schrieb über die Haut. Deswegen sind Handschuhe zu tragen. Die Paste wird in eine 1 ml Spritze gefüllt. Man bewegt sich nämlich im Bereich von 0,0x ml. Diese Paste wird dann ins Ohrläppchen bzw. auf die kahle Stelle hinterm Ohr gecremt. Ist also nicht schwer.


    Egal in welcher Form Du das Thiamazol für Simon dann bekommen wirst, Du wirst Dich an die regelmäßige Medikamentengabe und das Dosieren gewöhnen. Wer regelmäßig päppeln kann, schafft auch das.


    Ich wünsche Dir und Simon alles Gute.


    Nagemeister


  • Hallo Pamela,


    ich sehe erst jetzt, nachdem mein Tier nach 5 Monaten Pflege gestorben ist, dein Posting hier.


    Ich habe Herrn N. ca. 5 Monate gepflegt. Breichen in 1000 Varianten und immer gemeint, ich müsste das leisten und nie gedacht, wohl aber täglich wahrgenommen, dass er selbst auch leben will, was sich in seinem Verhalten ausdrückte, obwohl er immer dünner wurde. Er wollte fressen und fraß schließlich fast 3 1/2 Monate dann nur noch teilweise gierig seine Breichen aus der Spritze. Dein Bericht gleicht meinem, wie ein Ei dem Anderen.


    Herr N war auf dem Weg nach oben, trotz gewisser äußerer Umstände, die mich zwar hätten wach machen können, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, dass es sich von alleine regulieren und ein Tier gesund werden könnte und so war ich lange Zeit nur eine Art Fress-Versorger: "nun komm doch, nimm das halt". Dass er Schmerzen haben könnte (zu lange Backenzähe), war mir zu Beginn noch nicht klar.


    Daher ein kurze Wort zur Medikamentierung: da gibt es Standartmedikamente und sie werden oft gegeben und es gibt aber keine Standartantwort, welches Tier was verträgt. Herr N. verträgt z.B Baytril recht gut, sein Freund Timmi gar nicht: er bekam nach 4 Wochen Baytril und ohne Erfolg später Chloromycetin Palmitat und wurde gesund.


    Bei Letalfaktoren durch Inzucht kann es im Feinstoffwechsel immer zu Extremen kommen, wenn medikamentiert wird, daher ist meine Schiene, wie beim Menschen, voher den Organismus (durch gute Ernährung) zu stärken, damit er im Notfall Kraft hat. Herr N. hatte sichtbar einen Vorteil davon, dass er in 3 1/2 Jahren Leben das beste Futter in Form von Biogemüse bekam und nicht an altem Brot herumkiefen musste. Das Gemüse war im Übrigen IMMER umsonst. 1b/2b-Ware!!


    6 Wochen führte ich auch (s)ein Patientenblatt: ich kann lückenlos nachsehen, was er wann und wieviel, wovon gefressen hat. Er bekam die feinsten Breichen (wechselweise RodiCare, HerbiCare, CriticalCare mit Möhre und selbst-getrockneten Kräutern) und er war faktisch danach immer pappsatt: ich blieb auch solange da, dass das klar war. Oft saß ich täglich 5-8x und gesamt bis zu 10 Stunden da und gab ihm langsam in kleinen Portionen sein Fressen. Dass er SDÜ haben könnte, kam erst rel. spät ans Licht, weil er 1x am Abend, am anderen Ende des Telefones die TÄ'in, 15ml Wasser in 2 Minuten getrunken hat. Das sind 15 x je ein 1ml (abgesägte) 1ml-Spritzen, die ich sonst fürs Fressen nehmen musste, da sie sich schön aufziehen und gleichmäsig abdrücken lassen. 15ml Wasser bei einem ansonsten nassen Futterbrei? Da wurde ich wach.


    Ich habe mit den Kliniken, Unikliniken, Dr. Ewringman (Praxis in Berlin) und vielen Andern relefoniert, geschrieben und habe im Konsens des Wissens, das ich mir erworben habe an Dich eine Frage: lebt Simon noch und wenn nicht, ist er ein Schwein aus Inzucht gewesen?


    Alles deutet auf ein multiples (Organ)Versagen hin, sodass man Ende nicht mehr nachkommt.


    Auch Herr N. nahm trotz massenhafter Ernährung nur ab.


    - Von 987gr im Oktober 2015
    - auf 832gr Mitte Oktober 2015, dann mit Erbsenflocken (er fraß scheinbar noch gerne selbst und ich war nicht aufmerksam, wie oft er das tut) ging es wieder 100gr. aufwärts und ich dachte: ...gewonnen! Aber nein!


    Zwischen Weihnachten und Neujahr: Gewichtsverlust in einer Woche 250gr. Er war immer der Kleinste und nun so ein Einbruch. Alles stehen und liegen lassen war eh kein Problem und nun ging es ans päppeln. Aber selbst mit den 250gr. weniger war er fröhlich - ein seltsames Tier!


    Die Lebensfreude kam zurück, er wollte ja fressen und es gibt gut 100 kleine Videos, wie er sich mühsam regt und versucht ein Blatt zu zerlegen. Es ging nicht. Gras hingegen bzw. schlankes Gemüse ging: aha! Also alles ins Stiftle geschnitten und das ging eine kleine Weile recht schön, dann jedoch nur noch Päppelbrei (als dicke Kugel) und dann nur noch die Spritze.


    Mitte Januar 2016 schien auch hier erstmal klar zu sein, was die Ursache des Übels gewesen ist: die Zahnbrücke, die aber, wie wir heute wissen, bei ihm in 10 Tagen am Oberkiefer voll (!) zugewachsen ist. Seit Januar 2016, mangels effektivem Kauen wurde:


    - 5x Zahnbrücke entfernt plus
    - 1 OP in Narkose, wo die 4 letzten Backenzähne, die sehr sehr nahe an einer Hauptschlagader liegen, runtergekürzt wurden.
    Alles war bedingt erfolgreich. 2 Tage vor der OP wog Herr N. nur noch 620 Gramm.
    - Zur OP (2 Tage später) wog er 570gr. und er hat alles dennoch sehr gut überstanden, sofort wieder gefressen und es war klar, dass die Zähne, auch die überlangen letzten Backenzähne, ganz hinten am Gelenk, das Problem sind.


    Aber es ist nur die Sekundärproblematik, die entsteht, wenn ein Tier nicht fressen kann und sich die Zähne nicht "schmirgeln" und nicht "natürlich" kurz gehalten werden.


    Zähne kürzen war und ist sinnvoll, aber es war nie das ursächliche Problem, nur eine Folge davon.


    Auch er hat, wie Simon, trotz sehr sehr intensiver Pflege, das Fressen betreffend und auch sonst (1-2x/Woche zum TA!, nachts bis 2:00h fressen geben) nicht zugenommen. Es war ein Erfolg, wenn er das Gewicht halten konnte.

    Zähne waren also immer dabei, aber nie das eigentliche Problem. Für SDÜ-Überprüfung, wie bei Simon, hatte Herr N. zuwenig Blut!


    Die Idee, dass er lange nicht gekaut hatte, daher zu lange Zähne hat und im Weiteren keinen Kiefermuskel (das war in der Tat so, der Unterkiefer war nur noch Haut und Kieferknochen und war ganz spitz im Gesicht), der ihm Kraft zum Kauen gab, war als Diagnose standfest, aber das "Warum" nicht.


    Warum baut sich der Muskel nicht wieder auf, wenn er schön mümmelt und kaut und er kaut ja seinen Brei, in den ich zielstrebig feinst gehäckseltes Heu dazu gab, das er mümmeln und nicht nur runterschlucken muss und er ... tat das. Wie ein Weltmeister. Fazit: die Muskulatur war stark genug granulierten Brei zu kauen, aber zu schwach um ein Blatt hoch zu heben und es zu halten und dann zu kauen. Dazu waren Muskeln zu degeneriert. Aber warum?


    Da die "hyalinschollige Degeneration der Kaumuskulatur" nur pathologisch, also am toten Tier bekannt ist, kann man eine Diagnose am lebenden Tier nur mit einer beobachtenden Auschlussdiagnose machen. Über die "hyalinschollige Degeneration der Kaumuskulatur" gibt es kaum wissenschaftliches Material, denn (Zitat) mit Meerschweinchen ist in der Wissenschaft kein Geld verdient!


    Im Ergebnis hatte mein Freund Herr N. noch ein schönes Leben und mir viel gegeben, womit ich nicht rechnen konnte. Er hat mindestens mit jedem Blick das zurückgegeben, dass er gemerkt hat, dass ich gern für ihn sorge und das sehr deutlich. Der hat sich nicht einmal hängen lassen in 5 Monaten und als er mal, eine Woche vor seinem Tod irgendwas hatte und auf dem Tisch seltsame Kreise lief und ich verwirrt zusah und er dann urplötzlich umfiel, stand er sofort wieder auf. Ich dachte, das wars, aber es war "nur" die Atmung: er hatte etwas in der Lunge, atmete aber normal und erst Tage später kam das raus, als er röchelte und das Röntgenbild Klarheit gab: aber auch hier war er stur und wollte leben.


    Wieder zum TA, 3 Spritzen und am nächsten Tag noch 2 und bereits am ersten Tag ging es ihm wieder sehr gut! Er atmete ruhig, er war verschmust, wollte die Wärme der Hand und da ich das schon kenne, weiß ich, was passiert: Der Darm setzt aus, der Stuhl kommt nun dünne hinten so wieder raus, wie vorne der Brei rein (Darmpassage normalerweise: 5 Tage und nicht 5 Minuten!) und dann passiert es so, dass das Tier keine Kraft mehr hat, es wird trotz Zugabe von viel Fressen meist katatonisch, weil es nichts mehr verstofwechselt. Es kühlt ab und will geschwächt nun nur noch schlafen. Und so war es: er bekam Durchfall und ich steuerte gegen: mit Benebac und es ging ihm innerhalb von 2 Stunden besser. Das ging 4 Tage so und dann hat er den Kampf dennoch gewonnen... Muig Herrrchen, musst mich nicht mehr füttern. So friedlich, wie der da lag, war er geliebt worden, aber ich war nicht etwa erleichtert, absolut nicht. Ich hätte ihm noch weiterleben gegönnt, auch wenn loslassen dazu gehört.


    Herr N. hatte nicht mit meinem Willen gerechnet: eisern bekam er immer sein Fressen, egal, ob er schlafen wollte oder nicht. Mein Mantram war: Du verhungerst nicht vor meinen Augen, friß Du Lump! Ich will dass Du lebst und gerne selbst am Leben bist: friß jetzt!


    Und er hat verstanden, dass ich der Stärkere im Willen bin und mich empört angesehen, als wolle er sagen: ich will nicht und du zwingst mich: Ein hartes "Ja" in einem Lächeln! So verbrachten wir viele Stunden und Tage und er bleib am Leben und ich fragte mich, was er hat. Heute ist alles klar!


    Die Frage, die in dem Zsshng von Anfang an im Raum stand:


    --> Hatte er Herzrytmusstörungen und sondert sich beim Fressen ab, weil er so abgenommen hatte (ab Okt 2015) oder nahm er ab, weil er Herzrytmusstörungen und sich am Fressplatz nicht durchsetzen konnte, daher weniger fressen konnte, daher die Zähne lang wurden, daher die Zahnplatte schnell wächst, daher die zu langen 4 letzten Eckzähne (Kiefer schließt nicht mehr richtig oder bricht ganz), daher keine Betätigung der passenden unteren Kausmukulatur, daher Degeneration dieser Kaumuskuatur, daher kein selbstständiges Fressen mehr und falsche Fressen (er will ja leben) mit der hinteren Muskulatur, wobei die Ohren dabei auf und nieder gingen, wie bei einem Jungvogel, der flattert .........usw.



    Ich muss mich nun aber kurz fassen, denn die Details kann ich auch so, ohne sie weiter aufzählend zu schildern zusammenfassen: alle Diagnose, das oben Geschilderte, Deine Berichte, die deckungsgleich sind und meine weiteren Beobachtungen deuten auf einen Erbschaden hin mit multifunktionalem Organversagen.


    Seine Schwester war die erste, die geboren wurde und ein sehr robustes Tier, wie es schien. Sie starb im Alter von 1 Jahr an Darmkrebs. Beide Tiere waren ein Erstlingsversehen eines Laien, mir selbst, da ich Tiere ja erst gar nicht wollte und sie aus dem Keller gerettet hatte, wo ein Mann seine Freundin rausgeschmissen und die Tiere dorthin gestellt hatte. Sie, das Weibchen, war hochträchtig und ist noch bei mir. Sie stand mit 'ner Zwiebel im Keller, ohne Wasser und ohne einen Halm Heu mit Peter, ihrem Männchen!


    Das 2.-Beste, das mir je passiert, nach meinen Sohn.


    Herr N ist nicht, wie ich mir immer einredete, 1 Generation Inzucht, er war die Zweite!. Laut Arzt ein Problem, laut Züchtern, Vollprofis: gar kein Problem! Ich neige zur Praxismeinung und damit dem Züchter bzw. der Züchterin: ab der 160. Generation sprich man von Inzucht!


    Wenn das stimmt (unterstellt), dann ist mit der Beziehung zwischen all dem, was ich schilderte, dem physikalischen Defekt (der Zähne) den Dein Simon aber offensichtlich nicht hatte und dem Ergebnis, dass beide mit absolut identischer Ätiologie bzw. Beschreibung des Verhaltens (er will, kann aber nicht), also nichts mehr selbstständig gefressem haben, ein erheblicher Forschungsbedarf.


    Alleine, dass mein Herr N. so abgenommen hatte und sichtbar fressen wollte, kann alleine keine Relation zwischen SDÜ und keinem Hunger darstellen. Er will ja und tut ja, nur nicht von alleine aber in der Hand und aus der Spritze immer!



    Es hat nie einer gemerkt, dass ihm was fehlt. Sein Spitzname war immer schon: Gonzales, denn er sah aus wie eine große Maus und war das schnellste Meerschweinchen nördlich des Magreb... ganz bestimmt!! Selbst mit fast halber Gewichtklasse war er schnell wie ein Wiesel und hatte nach dem Fressen 39,6 Temperatur, was im Grunde eine Leistung ist: Du verstehst? Wenn ein Tier das Fressen noch verstoffwechselt, dann geht es ihm schon mal ganz gut. Wenn aus nahrung Wärme wird, läuft erstmal in der Weise alles richtig, auch wenn er alleine nie soviel pro Portion gegessen hätte, wie ich ihm gab: in Besttagen pro Portion zwischen 40 und 50 ml Brei / Portion und das bis zu 8x am Tag. Korrekt wäre das Ganze 80x am Tag und kleinere Portionen. So leben die Schweins normalerweise und daran scheitert dann vermutlich die Päppelnahrung auch über so lange Zeiträume: dass sie den Kreislauf belastet.



    Hier beim ausruhen zwischen den Päppelspritzen auf der Anrichte in der Tüte:


    https://dl.dropboxusercontent.…leine%20meine%20Kopie.jpg


    https://dl.dropboxusercontent.…%20N%20K%20E-%20Kopie.jpg


    Und hier was zum Sozialverhalten: man kann nie genug wissen.


    https://dl.dropboxusercontent.…SER%20SPEKTRUM%202010.pdf

  • Hallo Nerzchen,


    Simon hat seinen Kampf leider auch verloren. Er ist am 21. August 2013 gestorben.
    Er war auch ein Schweinchen aus Inzucht (vermute ich mal). Ich holte mir zu meiner Gruppe ein Weibchen dazu, diese war aber leider trächtig und bekam Junge. Simon und Missy.
    Ich hielt die Gruppe damals im Aussengehege im Garten (6 Schweinchen). Sie wohnten das ganze Jahr über dort, hatten einen großen Auslauf und ein Schutzhaus, das ging lange Zeit auch echt gut. Im Winter beim Füttern verbrachte ich natürlich nicht allzu viel Zeit mit ihnen, schaute nur ob alle zum Fressen kommen und keinem etwas fehlt. Im Jänner 2013, es war damals ziemlich kalt, viel mir plötzlich auf das Missy abgenommen hatte, ziemlich schnell und ziemlich viel, sie hatte die selben Anzeichen wie später Simon jedoch hab ich es zu spät bemerkt. Die Tiere wurden im Winter alle zwei Wochen gewogen und kontrolliert, das war wohl zu wenig.
    Missy starb ein paar Tage später…
    Ich holte daraufhin alle Schweinchen ins Haus, war ne kleine Challenge, war ja absolut nicht drauf vorbereitet die ganze Bande unter zu bringen. Aber gut, hab ich irgendwie auch geschafft.
    Im Mai wurde dann Simon krank, er hatte die selben Symptome wie Missy nur bemerkte ich es jetzt viel früher. Es täuscht eben total wenn alle zum Futter laufen und sich jeder was holt, einer aber nicht fressen kann. Den Rest von Simons Geschichte hast du ja gelesen, TA - Zähne - TA - SDÜ - TA - Kaumuskulatur. Er tat mir so leid.
    Ich hab versucht ihn so gut es geht zu unterstützen, gepäppelt wurde er wie bei dir Tag und Nacht. Mit allem möglichen Rodi Carle, Critical Care, … Anfangs konnte er manchmal noch ganz dünne Karottenstreifen fressen, aber das war nach zwei Wochen auch vorbei. Er wartete immer schon wenn ich ins Zimmer kam und streckte sich mir entgegen damit er was zu frässen bekommt. Hab Stunden neben ihm verbracht… Er konnte dann zum Schluß auch nicht mehr selbst trinken, das heißt nach dem Päppeln bekam er jedes mal auch noch Wasser. Da ich im Aussendienst tätig bin hab ich auch noch alle möglichen Leute angeheuert mir zu helfen. Meine ganze Familie und meine Freunde können jetzt alle Meeri päppeln...
    An seinem letzten Tag, er war schon ganz schwach, streckte er sich mir immer noch ganz tapfer und voll Lebensmut entgegen. Bei der nächsten Fütterung war er dann ganz anders, ganz ruhig. Er frass nur noch ganz wenig, trank auch noch etwas Wasser und ist dann in meinen Händen gestorben.
    Ich vermisse ihn heute noch und hab Tränen in den Augen wenn ich an diese Zeit denke. Er war so tapfer…


    Heute hab ich immer noch Schweinchen, In einem großen EB in meiner Wohnung. Aktuell sind sie zu viert, 3 Mädels und ein Kastrat. Aus Simons Zeiten ist leider nur mehr Sissi da.


    Ich finde es sehr schlimm, dass manche Leute einfach Tiere vermehren ohne sich Gedanken zu machen. Inzucht ist bei Nagetieren mittlerweile ein ziemliches Problem. Wenn die Leute nur wüssten was sie den Tieren antun.


    Du kannst dich gerne jederzeit bei mir melden wenn du noch etwas wissen willst! Tut mir leid, dass es diesmal so lange gedauert hat mit der Antwort, werd beim nächsten mal schneller sein.


    Hier noch ein Foto der Beiden, links vorne ist Simon (weis-schwarz), rechts daneben seine Schwester Missy.http://abload.de/image.php?img=dsc_4668vtbwz.jpg

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